Reportage: Wir sind keine Roboter

Inhalt

  1. Seite 1 - Ein Unternehmen denkt um
  2. Seite 2 - Positive Zwischenbilanz
  3. Seite 3 - Kein Handy am Arbeitsplatz
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Seit 1. Oktober hat das oberösterreichische Unternehmen eMagnetix die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich eingeführt. So wurde die kleine Firma auch für Fachkräfte attraktiv.

(C) Christian Fischer
Carina Hammer ist Leiterin Content und wie die meisten begeisterte Sportlerin.

Gemäß einer anderen Maxime auf der eMagnetix-Website: „Geht’s den Mitarbeitern gut, geht’s den Kunden gut, geht’s dem Unternehmen gut.“ Es ist die Unternehmensphilosophie. Überhaupt sind aufmunternde Sätze bei eMagnetix mehrfach zu finden. Auch in Klaus Hochreiters Büro in einem zweistöckigen, modernen Gebäude, das mehr einem Einfamilienhaus gleicht, ist eine Weisheit an die Wand affichiert: „Erfolg hat drei Buchstaben: Tun!“ Es ist ein Leitspruch des Geschäftsführers.

Durch die 30-Stunden-Woche haben sich viel mehr Potenziale ergeben als Probleme.

„Durch die 30-Stunden-Woche haben sich viel mehr Potenziale ergeben als Probleme“, freut sich Hochreiter. „Wir haben das drei Jahre lang geplant, hatten aber keine Erfahrungswerte – das war das Risiko.“ Essenziell für die Geschäftsführer war „eine echte Work-Life-Balance, keine Work-Life-Blending“, und zwar sowohl für die Beschäftigten als auch für die Chefs.

Positive Zwischenbilanz

Stichwort „Geht’s den Kunden gut“: Auch sie profitieren, denn zufriedene MitarbeiterInnen betreuen besser. Davon sind Hochreiter und Fleischanderl überzeugt. Mit dem Mehr an Arbeitskraft sind auch das Know-how und die Produktpalette angewachsen, die Firma hat mittlerweile 60 Kunden dazugewonnen (insgesamt sind es gut 300 aus 13 Ländern), der Umsatz ist 2018 um rund 40 Prozent gestiegen. „Wir sind aber keine Roboter, die nicht mehr reden, keinen Spaß haben und nur arbeiten müssen“, beschwichtigt Hochreiter. „Die Gleitzeit ist derzeit auf fünf Tage verteilt, das muss aber nicht so bleiben. Wir wollen das flexibler gestalten“, mehr will die Geschäftsführung noch nicht verraten. Dass nach 14 Uhr niemand mehr in der Firma erreichbar ist, hat die Kunden jedenfalls nicht vergrämt. Vereinbarte Gespräche können durch die Gleitzeit freilich auch später geführt werden. Aber nicht vom „Homeoffice“ aus – Klaus Hochreiter ist ein entschiedener Gegner dieser Arbeitsform: „Wir wollen mehr Lebensqualität, und das heißt für mich auch Ruhephasen von der Arbeit.“ Teurer ist eMagnetix nicht geworden, obwohl es diesbezüglich Unterstellungen gab. „Wird das auf die Kunden abgewälzt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie uns weglaufen. Dann sind wir nicht mehr konkurrenzfähig.“

(C) Christian Fischer

Gut behandeln lohnt sich

Auch AK-Wien-Experte Christian Dunst ist überzeugt: Die Belegschaft nachhaltig gut zu behandeln lohnt sich. „Wenn meine MitarbeiterInnen das Unternehmen tragen, dann muss ich auch zusehen, dass ich schonender mit ihnen umgehe. Ich kann zwar kurzfristig aufs Gas steigen, darf meine MitarbeiterInnen aber nicht überlasten“, macht Dunst deutlich.

Druck in der Arbeitswelt

Dass hohe Belastung nicht notgedrungen Erfolg schafft, hat Klaus Hochreiter zur Genüge gesehen. Heute zählt produktiv und weitgehend glücklich: „Sinn wird nicht nur in der Arbeit gefunden, die Balance muss auch für die restlichen Aktivitäten stimmen.“ Der Geschäftsführer versucht seine MitarbeiterInnen nicht bloß mit Worthülsen zu motivieren – wichtig sind Gemeinschaftsaktivitäten wie Ausflüge und Sport.

In Österreichs Firmen ist das Arbeitsethos erstaunlich hoch, es wird deutlich mehr gearbeitet als etwa in Deutschland oder Schweden. „Wir liegen im EU-Spitzenfeld“, bestätigt der AK-Experte Dunst. Rund 250 Millionen Überstunden werden pro Jahr absolviert, 45 Millionen davon sind unbezahlt (also auch nicht in Zeitausgleich umgewandelt). Kaum zu glauben: „Das entspricht etwa 26.000 Jobs“, so Dunst.

(C) Christian Fischer
Jacqueline Strasser (l.) und Birgit Tautscher arbeiten als Projektmanagerinnen bei eMagnetix. Trotz komplexer Arbeitsinhalte bleibt noch Zeit für private Vorhaben.

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