Wie wir mutig bleiben

Warum Diversität in Betrieben und in der Gesellschaft wirklich gelebt werden muss und was es dazu braucht.

Standpunkt

Richard Solder
Chefredakteur

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Kennen Sie das, liebe Leser:innen? Manchmal sehnt man sich nach Stabilität und Beständigkeit. In den vergangenen Jahren waren wir mit Einschneidendem konfrontiert: einer Pandemie, einem Krieg in Europa, der längsten Rezession der Zweiten Republik und den Folgen der Klimakrise, etwa in Form von Hitzewellen und einem Jahrhunderthochwasser. Die Nationalratswahl brachte eine historische Wende – und eine Stärkung rechtspopulistischer und antieuropäischer Kräfte. Das alles kann einem Sorgen bereiten. Man ist versucht, sich nach der „guten alten Zeit“ zu sehnen.

Die antidemokratische Gefahr von rechts ist groß, und die Spaltung der Gesellschaft wird durch den digitalen Wandel, Desinformation und die sogenannten sozialen Medien noch befeuert. Doch gerade die Geschichte der Arbeiter:innenbewegung zeigt: Früher war’s nicht unbedingt einfacher, ruhiger, stabiler. Auch die „gute alte Zeit“ hatte ihre Herausforderungen, die gibt es immer.

Woran sich also festhalten?, fragen Sie vielleicht. An Mut, Offenheit und Solidarität, so unsere Antwort – und das jetzt erst recht: auf andere zugehen statt ausgrenzen. Das bedeutet auch zu versuchen, die Perspektive anderer einzunehmen. Nur so ist es möglich, auf Missstände, Ausgrenzung und Hindernisse für Gruppen hinzuweisen.

Wie über Menschen mit Migrationshintergrund oder LGBTQIA+-Personen gesprochen wird, ist höchst politisch – und hat Folgen für ihre Wahrnehmung und Position in unserer Gesellschaft. Von Politiker:innen und Parteien instrumentalisiert, zum Beispiel durch das Trump-Lager in den USA, wurde der Kulturkampf ausgerufen: „woke“ gegen „Das wird man wohl noch sagen dürfen“. Diskutiert werden kann, ob manch veränderte Begrifflichkeit zu sehr verkompliziert. Sprache muss anwendbar sein. Entscheidend ist aber nicht zuletzt auch die Perspektive der betroffenen Gruppe.

Ein Beispiel: Arbeit&Wirtschaft hat sich entschieden, von Schwarzen Menschen zu schreiben anstatt von „Menschen mit dunkler Hautfarbe“ oder Ähnlichem: Das ist eine Selbstbezeichnung, von Schwarzen Menschen festgelegt. Groß geschrieben wird „Schwarz“, um darauf hinzuweisen, dass Zuordnungsmuster immer konstruiert sind.

Menschen müssen zumindest eine Chance bekommen, Teil unserer Gesellschaft zu werden. Wenn wir dabei ihre Perspektive nicht hereinholen, bleiben sie die „Aliens“ in unserer Mitte. Seien wir mutig, offen und solidarisch – und brechen wir das auf! w

In dieser Ausgabe:

  • Business-Aliens
    Viele Unternehmen nutzen Diversität als MarketingMasche, aber wird sie in Österreichs Arbeitswelt auch tatsächlich gelebt? Eine Bestandsaufnahme.
  • Wie finden wir wieder zueinander? 
    Judith Kohlenberger beantwortet die große Frage
  • Schluss mit lustig!
    Dinah Djalinous-Glatz im Interview über Diskriminierung
  • Aus aller Welt
    Personal aus 90 Nationen: Was heißt das für den Betriebsrat?
  • In die Mitte, bitte
    Diversitätsmanagement im Unternehmen sollte aktiv verfolgt werden. Dabei hapert es bei vielen Betriebsräten selbst an einer diversen und repräsentativen Besetzung.
  • Wie lebt ihr Diversität?
    Was Betriebsrat und Personalabteilung für mehr Vielfalt tun
  • Steine ins Rollen bringen
    Anti-Rassismus-Workshops sind ein beliebtes Mittel, um Arbeitnehmer:innen zu sensibilisieren. Was geschieht dabei und worauf sollte man achten? Eine Trainerin im Interview.
  • Schaffen und nicht schinden
    Alter(n)sgerechtes Arbeiten ist das Gebot der Stunde
  • Knochenjob im Abseits
    Der prekäre Berufsalltag in der Reinigungsbranche
  • Regenbogen über São Paulo
    Was bringt Lulas Präsidentschaft für die LGBTQIA+-Szene?
  • Fortschritt braucht Antirassismusarbeit
    Asiye Sel über echtes Diversitätsmanagement
  • Rote Nelken für Ostafrika
    Porträt einer kenianischen Gewerkschafterin
  • Pflege um jeden Preis
    Fürsorge als Leidenschaft: die Geschichte Gere Teklays
  • Der bestellte Zuzug
    60 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei
  • Auf dem Weg zur inklusiven Arbeitswelt 
    Das letzte Wort hat Martina Lackner vom ÖGBR
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