Investitionen von heute sind die Arbeitsplätze von morgen
Trost- und fantasielos zieht sie sich auf 21 Kilometer Länge durch die Bundeshauptstadt. Eine Insel ohne Menschen, für die Abermilliarden Schilling versenkt wurden. Glaubt irgendwer, dass ausgerechnet die Wiener*innen darauf kilometerlange Spaziergänge machen werden?
Das und Ähnliches schrieb die „Kronen Zeitung“ anno 1973 über die Donauinsel, deren eigentlicher Zweck weniger in der Naherholung liegt, sondern im Hochwasserschutz. Vielleicht war die Bedeutung des Mammutprojekts für die Stadt von seinen Gegner*innen damals wirklich nicht absehbar – ein Schicksal, das sich „die Insel“ mit vielen Investitionsprojekten teilt. Das hat sich in den 50 Jahren seither nicht wirklich geändert. Die Begegnungszone der Mariahilfer Straße ist im Vergleich dazu zwar nur ein „Pimperl“, wurde aber bis vor Kurzem ähnlich kontrovers diskutiert. Die Gegner*innen mobilisierten mit Unterschriftenaktionen, der Handel auf der Einkaufsstraße sah sich lebendig begraben. Mittlerweile fordert die Wirtschaftskammer ähnliche Begegnungszonen für jeden Bezirk.
Aus der Krise rausinvestieren
Der Nutzen von Investitionen geht über ihren eigentlichen Zweck weit hinaus. Kurz- bis mittelfristig schaffen Investitionen etwa eine Menge Arbeitsplätze. Langfristig profitieren zum Teil noch Generationen nach uns von den Investitionen, die wir heute wagen.
Arbeitsplätze können wir gerade dringend brauchen, und was wir nebenbei auch ziemlich dringend lösen müssen, ist diese leidige Sache mit der Klimakatastrophe. Die bietet Investitionsmöglichkeiten ohne Ende. Oder der Ausbau der Kinderbetreuung. Die Digitalisierung … Die Liste könnte lange fortgesetzt werden.
Aber können wir uns das leisten? Die kurze Antwort lautet: Ja. Ausführlicher betrachtet: Wir müssen es uns leisten. Wir wären sogar dumm, es nicht zu tun. Die Klimakatastrophe findet statt, Digitalisierung & Co. werden immer schneller. Und das Geld? Das wird den Staaten am Kapitalmarkt mit Negativzinsen – also so, dass Österreich an seinen Schulden verdient – nachgeworfen. Die nachfolgenden Generationen werden es uns danken. Wie es übrigens schon Helmut Kohl, der ehemalige, konservative deutsche Bundeskanzler gesagt hat: „Investitionen von heute sind die Arbeitsplätze von morgen.“
In dieser Ausgabe
- Coverstory: Seid umschlungen, Milliarden
Endlich wurde ein Milliardenpaket geschnürt, mit dem sich die EU-Mitgliedstaaten aus der Krise rausfinanzieren können. Doch wie einsetzen? Unsere Coverstory beleuchtet, was uns bei den drängenden Problemen jetzt am meisten helfen würde. - Leider ein Spiegel der Gesellschaft
Was in manchen Branchen längst geregelt wurde, ist im Gesundheits- und Sozialbereich trauriger Alltag: Pflichtpraktikant* innen müssen gratis arbeiten. Wie sich fehlender Lohn und mangelnde Anerkennung gesellschaftlich auswirken. - Betriebsrät*innen in der Pandemie: Hart, aber herzlich
Sie waren in den vergangenen Monaten Anker und zentrale Vermittler*innen: Betriebsrät*innen. Wir haben uns im ganzen Land umgehört, was Betriebsratsarbeit im Krisenmodus wirklich bedeutet – für die Betriebsratsmitglieder selbst und alle anderen. - Gesundheitssystem: Den Sparstift lieber zur Seite legen
In welchen Bereichen Spitäler dringend Geld brauchen. - Aus der Coronakrise für die Klimakrise lernen – nur was?
Die „große Frage“ beantwortet von Katharina Rogenhofer. - Keine Sorgen wegen der Schulden!
WIFO-Chef Christoph Badelt im Interview. - Nicht ohne doppelten Boden
Warum eine CO2-Steuer allein noch keine Probleme löst. - Immer weiter, aber ohne Gerschtl
ÖGJ-Vorsitzende Susanne Hofer zu den Sorgen junger Menschen. - Bildung am Schirm
Die Krisenmaßnahmen der Regierung im Gerechtigkeits-Check. - Jung und perspektivlos
Wie ewige Lockdowns Gastro-Lehrlinge besonders hart treffen. - Wie geht’s den Leuten in Gastronomie und Hotellerie?
Drei Betriebsrät*innen berichten. - Die Räte-Evolution
Wie die Corona-Krise den Gewerkschaften neuen Aufwind gibt.
Standards
- Es geht nur gemeinsam
Ein Beitrag zur künstlichen Intelligenz auf dem A&W-Blog. - Die Flamme der Begeisterung
Die Historie über Käthe Leichter als Betriebsrätin. - In Zukunft mit Betriebsrat
Das letzte Wort hat der Leitende ÖGB-Sekretär Willi Mernyi
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