Werner Hackl, Billa

Werner Hackl, Betriebsratsvorsitzender Billa
Foto (C) Marian Inhouse Agentur
Extreme Kundenfrequenz, Mitarbeiter*innen werden dringend gesucht. Die Sorgen um die Ansteckungsgefahr für die Beschäftigten bleibt.
Zur Person
Werner Hackl ist Vorsitzender des Billa-Betriebsrates. Seit der Corona-Krise arbeitet er laufend an Maßnahmen, um die Sicherheit für die Beschäftigten zu erhöhen.

Wie wirkt sich der Corona-Virus auf deine Arbeit aus?

Werner Hackl: Seit einer Woche ist die Kundenfrequenz im Lebensmittelhandel extrem. Wir suchen dringend Mitarbeiter*innen. So eine Herausforderung war noch nie da, das ist unglaublich.

Wir merken: Dort, wo wir Betriebsräte direkt mit den Kolleg*innen reden, ist mehr Verständnis für die Ausnahmesituation da, da werden die Maßnahmen positiv angenommen und Kolleg*innen sind beruhigter.

Werner Hackl, Betriebsatsratvorsitzender von Billa

Im Betriebsrat sind wir momentan wie ein Call Center, ständig am Telefon für besorgte MitarbeiterInnen. Bei 1100 Filialen in Österreich … Klar liegen da bei vielen Beschäftigten die Nerven blank. MitarbeiterInnen werden vom Urlaub zurückgeholt, vom Zeitausgleich, viele müssen Mehrarbeit leisten. Als Betriebsräte sind wir hier Vermittler, erklären die Situation verständlich und suchen nach Lösungen für alle. Viele Mütter, die jetzt Kinder zuhause haben, können die Mehrarbeit nicht leisten und rufen uns verzweifelt an: Muss ich arbeiten kommen? Wie soll ich das vereinbaren? Wir arbeiten daher an Diensten, die Eltern Kinderbetreuung zuhause ermöglichen.

Welche Unterstützung wünschst du dir für deine Arbeit? Und für deine Kolleg*innen?

Werner Hackl: An Unterstützung brauchen wir einerseits rasch mehr Mitarbeiter*innen. Und für die Kolleg*innen Maßnahmen, um sich sicher zu fühlen. Mein Ziel ist es, den Kolleg*innen die Arbeit so angenehm wie derzeit nur möglich zu gestalten. Mit den Vorständen arbeiten wir intensiv daran, die Sicherheit laufend zu erhöhen.Diese Woche sind Kanister mit Desinfektionsmitteln und Sprühflaschen geliefert worden. Der Extremfall sind die Kassierer*innen. In der Feinkost ist Abstand zu KundInnen auch schwierig aber besser machbar als an der Kassa? Schon bald wird es Plexigläser zum Schutz geben. Das geht nur leider nicht mit einem Fingerschnips.

Mit welchen Problemen ist deine Branche konfrontiert?

Werner Hackl: Hohe Kundenfrequenz, Mangel an Mitarbeiter*innen und Sorgen der Beschäftigten wegen der Ansteckungsgefahr sowie die Vereinbarkeit mit Betreuungspflichten. Viele Mitarbeiter*innen würden sich mit einem Mundschutz besser fühlen, leider können wir keinen besorgen. Wir merken: Dort, wo wir Betriebsräte direkt mit den Kolleg*innen reden, herrscht mehr Verständnis für die Ausnahmesituation da, da werden die Maßnahmen positiv angenommen und alle sind beruhigter. Miteinander reden ist jetzt das Wichtigste. Nur so fühlen sich Kolleg*innen wohler. Und nur dann können auch Kund*innen entspannt einkaufen.

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Über den/die Autor:in

Irene Steindl

Irene Steindl studierte Publizistik mit Schwerpunkten in Politikwissenschaft und Gender Studies an der Universität Wien. Aufgewachsen in einer Umgebung von Bleilettern und Druckmaschinen sowie sozialisiert durch die Gewerkschaftsbewegung, entwickelte sie früh eine Leidenschaft für die Arbeit&Wirtschaft. Seit 2012 ist sie als freie Journalistin tätig und gibt Schreibworkshops für Unternehmen. Von 2023 bis 2024 war sie Chefin vom Dienst bei der Arbeit&Wirtschaft.

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