Wer schützt die Beschützer:innen?

Ein Arbeitnehmer der Sicherheitsbranche (Security)
Immer im Einsatz, oft selbst in unsicheren Verhältnissen: Die Arbeitsbedingungen in der Sicherheitsbranche stehen in der Kritik. | © Adobe Stock/U. J. Alexander
12-Stunden-Schichten, fehlerhafte Lohnabrechnungen und unsichere Arbeitsbedingungen: Die private Sicherheitsbranche steckt in der Krise. Das erklärt die Arbeiterkammer in einer Pressekonferenz Mitte März.
In 12-Stunden-Schichten stehen sie vor Eingängen und bewachen Banken, Bürogebäude oder Einkaufszentren. Immer auf der Hut, immer in Alarmbereitschaft. Denn wenn etwas vorfällt, dann liegt es oft an privaten Sicherheitskräften, für Ordnung zu sorgen, zu helfen, und eventuell zu evakuieren. Gernot Kopp ist Fachbereichsvorsitzender für Gebäudemanagement der Gewerkschaft vida und weiß, dass es an Anerkennung mangelt: „Die Unzufriedenheit in der Sicherheitsbranche ist hoch.“ In Wien gibt es rund 5.000 Beschäftigte in dem Sektor. Viele von ihnen wenden sich mit ihren Fragen an die Arbeiterkammer. Von 1. Jänner 2023 bis 30. November 2024 wurden in der AK Wien rund 400 Fälle aus der Branche analysiert und rund 700 Beratungsgespräche geführt.

Die Arbeitsbedingungen im Sicherheitsgewerbe sind seit Jahren unsicher und unzuverlässig. Die Fallanalyse bestätigt das: „Der Großteil der Lohnabrechnungen, die uns vorgelegt wurden, war fehlerhaft. Überstunden und Zuschläge werden nicht oder falsch abgerechnet“, sagt Bianca Schrittwieser, Leiterin der Abteilung Arbeitsrecht der AK Wien.

Unseriöse Geschäftspraktiken in der Festivalsaison

Große Probleme sind die stark schwankenden Löhne – zwischen rund 12 und 16 Euro pro Stunde – sowie Kündigungen im Krankenstand. Außerdem gäbe es keine einheitlichen Regeln für die Ausbildung von Sicherheitskräften und die sogenannte Zuverlässigkeitsprüfung. Diese Prüfung soll sicherstellen, dass jemand für einen Job in der Sicherheitsbranche geeignet ist – also keine Vorstrafen hat oder als unzuverlässig gilt. Die Gewerkschaft setzt sich für ein Sicherheitsdienstleistungsgesetz ein. Ziel ist eine klare Regelung zur Aus- und Weiterbildung sowie die Abgrenzung zu staatlichen Aufgaben bei Polizei und Justizwache. Laut neuem Regierungsprogramm soll diese gesetzliche Regelung umgesetzt werden.

Laut einer aktuellen Meldung im Standard kündigt Lieferando Österreich alle angestellten Fahrer:innen. Die „Rider“ werden nur noch als „freie Dienstnehmer:innen“ beschäftigt.

Wir haben im Frühjahr 2024 mit Lieferant:innen gesprochen – ihre Arbeitsbedingungen waren schon damals alarmierend. 👇

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— Arbeit&Wirtschaft Magazin (@aundwmagazin.bsky.social) 18. März 2025 um 16:15

Gerade in der Festivalsaison seien unseriöse Geschäftspraktiken weit verbreitet. Mitarbeiter:innen würden oft nur zwei Tage vorher über Social Media gesucht. Sie erhielten keine Einschulung der Sicherheitskräfte oder arbeiteten in undurchsichtigen Subunternehmerketten. Gernot Kopp stellt klar: „Wenn ein Unternehmen verspricht, man könne das Konzert oder Spiel genießen, und nebenbei ein wenig auf die Sicherheit achten, dann ist das unseriös. Es braucht klare Regeln, Einschulungen und Ausbildungen. Nur so kann Sicherheit gewährleistet werden.“

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Über den/die Autor:in

Sandra Gloning

Sandra Gloning ist freie Online- und Print-Journalistin in Wien mit einem breiten Themenfeld rund um Frauen, Lifestyle und Minderheiten und dem Ziel, Geschichten aus dem echten Leben zu erzählen.

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