Weniger arbeiten? Das geht!

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Weniger Wochenstunden per Gesetz - das ist nur eine Möglichkeit, die Arbeitszeit zu reduzieren. Es gibt aber noch viele andere. Ein Überblick.

Überstunden reduzieren: Vollzeitbeschäftigte kommen auf durchschnittlich 41,5 Wochenstunden – das ist Platz 3 in Europa. Während also Frauen mit durchschnittlich 22,5 Stunden teilzeitbeschäftigt sind, müssen vorwiegend Männer laufend Überstunden machen. 2015 wurden insgesamt 253 Millionen Überstunden geleistet. Hier liegt ein großes Potenzial für zusätzliche Arbeitsplätze. Immer wieder wird vorgeschlagen, man könnte die Überstunden abbauen, indem man deren Steuerbegünstigung streichen würde. Das brächte zwar der öffentlichen Hand höhere Einnahmen, aber auf Kosten der Beschäftigten. Den Arbeitgebern, die die Überstunden ja anordnen, wäre das aber vermutlich egal. Eine bessere Idee zur Reduzierung der Überstunden hat der ÖGB: Sie müssen für die Arbeitgeber teurer werden, zum Beispiel um einen Euro pro Stunde. Das dadurch gewonnene Geld sollte in Arbeitsmarktpolitik und Gesundheit investiert werden.

Kurzarbeit: Damit kann ein Betrieb – mit Zustimmung der Gewerkschaft – zeitlich begrenzt die Arbeitszeit herunterfahren, um in Krisenzeiten Kündigungen zu vermeiden. Einen Teil des entfallenden Einkommens übernimmt das AMS. Mit Kurzarbeit konnten in der Wirtschaftskrise 2009 viele Unternehmen und Arbeitsplätze gerettet werden.

Elternteilzeit: Es gibt auch Formen der Arbeitszeitverkürzung, die sich nicht nach den Bedürfnissen der Unternehmer richten, sondern nach den Lebensphasen der Beschäftigten. Bis zum siebenten Geburtstag ihres Kindes dürfen Eltern die Arbeitszeit reduzieren. Der Anspruch ist aber abhängig von der Betriebsgröße – und davon, wie lange man schon dort arbeitet. Der Einkommensverlust wird nicht ausgeglichen.

Es sind überwiegend die Mütter, die ihre Arbeitszeit verkürzen, während die Väter voll weiterarbeiten. Bei Paaren ohne Kinder arbeitet die Frau im Schnitt 3,7 Stunden kürzer als der Mann, bei Familien mit drei Kindern steigt dieser Gender Time Gap schon auf 12,7 Wochenstunden.

Weiterbildung: Es gibt einige Varianten, die Arbeitszeit auf bis zu null zu reduzieren, um Zeit für berufliche Weiterbildung zu haben – Bildungskarenz, Bildungsteilzeit, Fachkräftestipendium. Während dieser Zeit gibt es Geld vom AMS. Entscheidender Nachteil: kein Rechtsanspruch.

Altersteilzeit: Ermöglicht reduzierte Arbeitszeit in den Jahren vor der Pension. Einen Teil des Entgeltverlusts übernimmt das AMS. Sie wird aber meistens in der Blockvariante in Anspruch genommen, also zum Beispiel ein Jahr voll arbeiten, ein Jahr gar nicht mehr. Das ist gut für den Arbeitsmarkt, denn der Betrieb muss eine Ersatzkraft einstellen. Es besteht kein Rechtsanspruch, das heißt sie ist nur mit Zustimmung des Arbeitgebers möglich.

Urlaub: Die Arbeitszeitverkürzung könnte auch bei der Jahresarbeitszeit ansetzen und zum Beispiel allen ArbeitnehmerInnen nach 25 Jahren eine sechste Urlaubswoche pro Jahr gewähren. Das ist eigentlich schon vorgesehen: Derzeit gibt es die sechste Woche zwar nach 25 Jahren, aber nur, wenn man großteils in ein und demselben Betrieb gearbeitet hat. Das war seinerzeit der Regelfall, aber heute sind die Menschen mobiler. Eine andere Möglichkeit: mehr Urlaub ab dem 43. Lebensjahr, wie bei den BeamtInnen. Zusätzlich könnte es Anspruch auf eine Woche Bildungsurlaub geben.

Feiertage: Regelmäßig fallen gesetzliche Feiertage auf Samstag oder Sonntag, die ArbeitnehmerInnen fallen um ihre Erholung um. Wie in anderen Ländern könnten diese Feiertage auch in Österreich auf den folgenden Montag verlegt werden. Das brächte längere zusammenhängende Freizeitblöcke – die Gesundheit wird’s danken!

Pension: Man könnte auch die Lebensarbeitszeit verkürzen – indem man die Menschen früher in Pension gehen ließe. Politisch herrscht aber weitgehend Einigkeit, dass das faktische Antrittsalter nicht gesenkt, sondern erhöht werden müsse. Damit die Menschen ausreichend gesund bleiben, dass sie ihre Lebensarbeitszeit verlängern können, muss daher die Arbeitszeit während der Arbeitsjahre verkürzt werden.

Von
Florian Kräftner
ÖGB Kommunikation

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 7/17.

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Über den/die Autor:in

Florian Kräftner

Florian Kräftner, geboren 1977 in Wien, ein bisschen Gastronomie, ein bisschen Werbung, dann freiberuflich für Solidarität und hallo! tätig. Seit 2003 Redakteur in der ÖGB-Kommunikation. Pressereferent des Leitenden Sekretärs Bernhard Achitz und für die Bereiche Sozialpolitik, Volkswirtschaft, Internationales, ÖGB-Europabüro. Regelmäßige Beiträge für Arbeit&Wirtschaft.

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