„Schon vor der Pandemie klaffte die Schere zwischen Bildungserfolg und sozioökonomischer Herkunft weit auseinander. In der Pandemie hat sich diese Situation verschärft“, so der AK-Bildungsökonom Philipp Schnell. Problematisch sei das vor allem für jene Schüler:innen, die jetzt schon Schwierigkeiten im Bildungssystem haben. Angesichts der Diskussion um Fachkräftemangel und steigender Jugendarbeitslosigkeit erscheine es fast zynisch, das Bildungsbudget nicht aufzustocken. Nach viel Kritik hat das Bundesministerium Mitte Jänner die Förderstunden um 109 Millionen Euro aufgestockt und fünf Millionen für Fördermaßnahmen rund um die Matura bereitgestellt – zumindest ein erster Schritt.
Wie gehen andere Länder mit diesen Herausforderungen um? Zwei Drittel der OECD-Länder haben als Reaktion auf die Pandemie die Bildungsausgaben erhöht, vor allem im Pflichtschulbereich. Die Niederlande etwa gaben 2021 rund 700 Euro pro Schüler:in für das Aufholen von Lernrückständen aus. In Österreich sind es rund 200 Euro. Doch viele Familien müssen die Schulkosten privat schultern.
Auch bei den Ausgaben für die Elementarpädagogik hinkt Österreich international nach. Im Durchschnitt geben EU-Länder ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Elementarbildung – also Kindergärten und -krippen – aus. Österreich investiert im Schnitt rund ein Drittel weniger in die Bildung der Kleinkinder. Nur Wien erreicht erstmals Ausgaben von einem Prozent des BIPs. Während im Regierungsprogramm noch eine „substanzielle Aufstockung“ der Mittel für die Elementarpädagogik angekündigt war, findet sich diese nicht im Budget.
„Die Elementarpädagogik kommt im Budget viel zu kurz“, kritisiert Judith Hintermeier, Frauenreferentin der Gewerkschaft younion. Der Mehraufwand seit Corona sei enorm – das Administrieren von Testungen, die Reinigungen, der Austausch mit den Gesundheitsbehörden. Es brauche dringend mehr Geld, um das Personal aufzustocken, um kleinere Gruppen zu ermöglichen und mehr Standorte zu schaffen. „Wir müssen jene Rahmenbedingungen schaffen, die die Kinder zum Lernen brauchen.“ Das Hauptproblem aber, so Hintermeier, seien die unklaren Zuständigkeiten: „Wir haben neun unterschiedliche Regelungen in neun Bundesländern. Das schafft ungleiche Chancen, je nachdem, in welcher Gemeinde Kinder aufwachsen.“ Damit Kinder unabhängig ihrer sozialen Herkunft die gleichen Chancen haben, fordern die Sozialpartner:innen und die Industriellenvereinigung einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Geburtstag, längere Öffnungszeiten, ein zweites kostenloses Kindergartenjahr und zusätzliche Fachkräfte. Das erfordert eine Milliarde Euro jährlich.