BetriebsrätInnen vor Ort
Inmitten der riesigen Werkshalle, wo Heizungs-, Lüftungs- und Klimasysteme für Schienenfahrzeuge aller Art repariert und gewartet werden, ist der Geräuschpegel erstaunlich niedrig. Aus einem Radio tönt Unterhaltungsmusik. „Dani!“ Der Arbeiterbetriebsrat winkt einen jungen Mann mit – derzeit sehr beliebtem – Vollbart zu uns. „Das ist Daniel Graser, unser Jugendvertrauensrat. Er ist im letzten Lehrjahr, und ich setze große Hoffnungen für die Zukunft in ihn, schließlich gehe ich bald in Pension.“ Reinhard Handler arbeitet seit 28 Jahren im Unternehmen, er war bei den AK-Wahlen 2014 erstmals Mitglied der Wahlkommission. „Die Zusammenarbeit mit Fredi Jordan hat immer sehr gut geklappt“, erinnert sich Handler. Im Vorfeld gab es für alle BetriebsrätInnen im Bezirk eine Informationsveranstaltung, bei der die gesetzlichen Grundlagen erklärt wurden: „Wir konnten Fragen stellen und haben auch gleich das Wahlmaterial, also Stimmzettel, Wählerlisten, Urnen etc. bekommen.“ Auch mit der Geschäftsleitung lief alles reibungslos. „Unsere Unternehmensführung ist sehr kooperativ. Wir haben ein wirklich gutes Gesprächsklima und erhalten noch viele Sozialleistungen, die es anderswo längst nicht mehr gibt – wie etwa eine Betriebskantine.“
Inzwischen sind wir im Zimmer des Arbeiterbetriebsrats direkt über der Werkshalle angekommen. Im kommenden Frühjahr wird es auch als Wahllokal fungieren und die Wahlurne beherbergen.
Die Dauer von zwei Wochen ermöglicht es, die tatsächlichen Wahlzeiten im Betrieb flexibel an die betrieblichen Erfordernisse und Bedürfnisse der Wahlberechtigten anzupassen. Jedes Unternehmen, in dem vor Ort eine Wahlkommission eingerichtet wird, legt selbst fest, an welchen Tagen dann tatsächlich gewählt wird. Um möglichst vielen Beschäftigten das Wählen zu ermöglichen, liegt zwischen den beiden Terminen auch beim Unternehmen Liebherr eine ganze Woche. So können theoretisch auch all jene wählen, die beim ersten Termin krank, auf Urlaub oder einer Dienstreise waren.
„Während der Wahlzeiten ist auch wichtig, dass jemand aus dem Betriebsrat durch die Firma geht und die Kollegen daran erinnert, dass sie genau jetzt die Möglichkeit haben, ihre Stimme abzugeben“, weiß Reinhard Handler aus Erfahrung. „Denn alle bekommen zwar die Infos zugeschickt und die Termine hängen auch hier aus, aber die Kollegen sind dann oft so in ihre Arbeit vertieft, dass sie vielleicht trotzdem auf den konkreten Termin vergessen.“
Logistische Herausforderung
Auch wo die betrieblichen Ressourcen für eine eigene Wahlkommission fehlen, werden mobile Wahlkommissionen eingesetzt. Bei den letzten Wahlen wurden 118 Unternehmen im Bezirk Korneuburg von den AK-MitarbeiterInnen besucht. „Aus organisatorischen Gründen kommen wir in der Regel erst in Betriebe ab 15 Beschäftigten“, erklärt Alfred Jordan. Beschäftigte kleinerer Betriebe könnten auch in einem nahe gelegenen größeren Unternehmen wählen. „Tatsächlich wird das aber nur sehr selten gemacht“, weiß AK-Wahlbüroleiter Christian Haberle. „Die meisten Unternehmen haben es nicht gern, wenn Betriebsfremde durch das Betriebsgelände oder die Büros spazieren. Daher geben Beschäftigte aus kleineren Unternehmen ihre Stimme meist in einem öffentlichen Wahllokal ab.“
Die Abstimmung der einzelnen Wahlzeiten ist entsprechend den betrieblichen Vorgaben kompliziert und zeitaufwendig. Moderne Entwicklungen wie Homeoffice und mobiles Arbeiten machen die Planung nicht gerade leichter. Denn immer seltener sind alle Angestellten gleichzeitig anwesend.
„Bei manchen Betrieben kommen die MitarbeiterInnen in der Früh vorbei und fahren danach wieder“, berichtet Bezirksstellenleiter Alfred Jordan, „da ist es einfach sinnvoll, dass das Wahllokal gleich zu Arbeitsbeginn geöffnet hat. Und bei Schichtbetrieb erreichen wir während des Schichtwechsels die meisten Beschäftigten.“
Für die schwierige Koordination der Einsätze benötigen der AK-Bezirksstellenleiter gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Marion Klapps mehrere Stunden. Im Veranstaltungssaal, nur dort ist genügend Platz, planen sie mihilfe des Stadtplanes die zeitliche Abfolge der Betreuung.
Diese Herausforderung kennen auch die MitarbeiterInnen des AK-Wahlbüros in St. Pölten. Generell, so Christian Haberle, gebe es leider die Tendenz, dass die Betriebe für die Zeiten der Stimmabgabe vor der Wahlkommission nur Randzeiten vorschlagen. Der Arbeitsausfall durch das Wählen wäre dadurch niedriger. „Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass zu diesen Zeiten weniger Beschäftigte anwesend sind.“