Sozialstaat sei Dank: Vier Menschen erzählen ihre Geschichte

Jasmine Walters, Alexander Greiner, Dorathy Ujunwa, Elmar Drabek im Porträt.
Der Sozialstaat begleitet uns ein Leben lang: Vier Menschen erzählen aus ihrem Leben. | © Markus Zahradnik

Inhalt

  1. Seite 1 - Dorathy Ujunwa wünscht sich einen Job mit Zukunft
  2. Seite 2 - Jasmine Walters möchte sich persönlich weiterentwickeln
  3. Seite 3 - Alexander Greiner fordert mehr Respekt gegenüber Patient:innen
  4. Seite 4 - Elmar Drabek rät anderen Vätern zur Karenz
  5. Auf einer Seite lesen >
Von der Ausbildung zur Krankenschwester bis hin zur Elternkarenz: Die persönlichen Geschichten von Menschen im österreichischen Sozialstaat sind vielfältig. Vier Menschen erzählen von Mut, Durchhaltevermögen und dem Streben nach Veränderung.

Mindestens einmal im Monat packt Dorathy Ujunwa ihre Tasche und fährt mit dem Zug von Wien nach Graz. Von Samstag bis Dienstag besucht die dreifache Mutter dort im Rahmen ihrer Ausbildung zur Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin (DGKP) Kurse an der EMG-Akademie. Damit erfüllt sich Dora, wie sie alle nennen, mit Mitte 40 einen Traum. „Als ich in Nigeria aufwuchs, wollte ich Krankenschwester werden, doch die Ausbildung war zu teuer.“ Stattdessen wurde sie Buchhalterin. Nachdem sie 2003 nach Österreich gezogen war, arbeitete sie als Kindergartenhelferin und Stubenmädchen. Ein Gedanke ließ sie allerdings nicht los: „Ich will Menschen helfen und einen Job mit Zukunft haben!“ Die gute Nachricht: Der österreichische Sozialstaat hat die richtige Antwort parat.

Porträt Dorathy Ujunwa. Ihr half der Sozialstaat bei der Ausbildung.
„Ich will Menschen helfen!“, sagt Dorathy Ujunwa. | © Markus Zahradnik

„Dora, geh bitte, du schaffst das!“

2009, nach der Geburt ihres zweiten Kindes, absolvierte sie die einjährige Ausbildung zur Pflegeassistentin. Seit 2010 arbeitet sie bei der Caritas Socialis (CS). Dora hilft Menschen beim Aufstehen und Duschen sowie beim Essen, sie wechselt Verbände, verabreicht Insulin. „Dora, geh bitte, du schaffst das!“ Als ihr eine Lieblingsklientin mit diesen Worten Mut machte, meldete sie sich für die DGKP-Ausbildung, die für Pflegeassistentinnen rund zwei Jahre dauert, an. Auch ihre Familie steht hinter ihr. „Ich habe ein Dreimäderlhaus – meine Töchter sind mitten in der Pubertät. Wenn ich in Graz bin, kümmert sich der Papa brav um die Kinder.“ Ihren Mädels rät sie: „Es ist besser, als Kind weniger mit dem Handy zu spielen und mehr zu lernen. In meinem Alter ist das viele Lernen echt anstrengend“, sagt sie und lacht.

Porträt Dorathy Ujunwa. Ihr half der Sozialstaat bei der Ausbildung.
Dorathy Ujunwa verwirklicht mit Mitte 40 ihren Traum: die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Dank Fachkräftestipendium kann sie das finanziell stemmen. | © Markus Zahradnik

Neben den Blöcken in Graz absolviert Dora Ujunwa mehrere Praktika und arbeitet an der Abschlussarbeit. Seit Ausbildungsstart im Mai 2022 ist Dora geringfügig bei der CS beschäftigt. Ihren Lebensunterhalt sichert das Fachkräftestipendium, damit ist sie kranken-, unfall- und pensionsversichert. Auch solche Leistungen gehören zum Sozialstaat. Durch die finanzielle Unterstützung hat sie die Chance, sich beruflich weiterzuentwickeln. Wenn Dora fertig ist, wird sie in einer höheren Verwendungsgruppe entlohnt. Seit heuer werden die Berufsjahre als Pflegeassistenz nach der Ausbildung zur Gänze angerechnet, was zu einem höheren Grundgehalt führt. Für Dora bedeutet das um 400 Euro mehr im Monat. Die „lineare Umreihung“ war ein Verhandlungserfolg von GPA und vida. Die Ausbildungskosten von fast 11.000 Euro übernimmt zum Großteil der Arbeitgeber, im Gegenzug verpflichtet sie sich, danach mehrere Jahre im Unternehmen zu bleiben. Rund zehn Prozent sowie die Aufenthaltskosten für Graz muss sie selber tragen.

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Über den/die Autor:in

Sandra Knopp und Udo Seelhofer

Sandra Knopp ist freie Journalistin für verschiedene Radio und Printmedien, und hat die Themen Arbeitsmarkt, Soziales und Gesellschaftspolitik als Schwerpunkte. Udo Seelhofer war früher Lehrer und arbeitet seit 2012 als freier Journalist. Seine Schwerpunkte sind Gesellschaft, soziale Themen und Religion. Im Team wurden sie beim Journalismuspreis „Von unten“ 2017 für ihre Arbeit&Wirtschaft Reportage „Im Schatten der Armut“ ausgezeichnet.

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