Verlorene Tage

Foto (C) Konstantin Yuganov / Fotolia.com
Nach einem 12-Stunden-Arbeitstag keine Zeit mehr mit den Kindern verbringen zu können, zählt zu den größten Sorgen von berufstätigen Eltern. Zudem wird die Organisation der Kinderbetreuung als Problem erachtet.

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Warum der 12-Stunden-Tag negative Folgen für die Gleichstellung von Frauen und Männern in Österreich hätte.
16.000 Menschen haben sich im Frühjahr 2017 an einer AK-Online-Befragung zum 12-Stunden-Tag beteiligt. Allein die extrem hohe Bereitschaft zur Teilnahme an der Befragung verdeutlicht, wie sehr dieses Thema die Beschäftigten berührt. So geht mehr als die Hälfte davon aus, dass sie ein genereller 12-Stunden-Tag sicher oder wahrscheinlich betreffen würde.

Gutes Stimmungsbild

Viele haben bereits an einzelnen Tagen 12 Stunden gearbeitet. Lediglich ein Viertel hat geantwortet, noch nie so lange gearbeitet zu haben. Die Befragung ist zwar nicht repräsentativ, gibt aber aufgrund der hohen Rückmeldungen Aufschluss darüber, wie es um die Akzeptanz des 12-Stunden-Tages steht und welche Probleme im Zusammenhang damit gesehen werden. Vor allem die zahlreichen Kommentare geben ein gutes Stimmungsbild wieder.

Work – Eat – Sleep – Repeat

9 von 10 halten es für sehr oder eher schwierig, wenn der Arbeitgeber jederzeit 12 Stunden Arbeitszeit verlangen könnte, ohne dass es möglich ist, dies abzulehnen, oder wenn vorgeschrieben wird, wann Zeitguthaben zu verbrauchen sind. Besonders häufig gab es kritische Anmerkungen, wie ein Arbeitstag von 12 Stunden mit der Familie vereinbar sein soll. An diesen Tagen geht sich nicht mehr aus als Einkaufen, Essen, Schlafen. Eine Person hat das anschaulich als „Work – Eat – Sleep – Repeat“ bezeichnet. Auch von „verlorenen Tagen“ oder „Raub von Lebensplanung“ ist die Rede.

Zeit mit den Kindern?

Es ist nur allzu verständlich, dass Eltern mit ihren Kindern den Tag ausklingen lassen wollen. So wird die Sorge geäußert, an diesen langen Arbeitstagen die Kinder nicht mehr zu sehen. Auch höhere Ausgaben für die externe Betreuung von Kindern und keine Zeit mehr für Hausaufgaben mit den Kindern zu haben, werden als Schwierigkeiten angeführt. Dies würde auch zu Mehrbelastungen für Großeltern führen, die an diesen Tagen einspringen müssten. 59 Prozent der Frauen und 45 Prozent der Männer hätten bei der Einführung des 12-Stunden-Tages ein echtes Problem mit der Organisation der Kinderbetreuung. Eine Alleinerzieherin antwortete, dass sie mangels familiärer Unterstützung diese beruflichen Anforderungen nicht erfüllen könne. Damit würden sie und andere in dieser Lebenslage von gut bezahlten Jobs ausgeschlossen.

Viele sind durch lange Anfahrtswege zur Arbeit belastet, bei denen in Summe bis zu zwei, drei Stunden Fahrtzeit pro Arbeitstag draufgehen. Allein in der Ostregion Wien, Niederösterreich und Burgenland pendelt täglich eine Viertelmillion Menschen. Die meisten, die pendeln, können sich nicht vorstellen, wie ein 12-Stunden-Tag machbar sein soll. Vereinzelt wurde es aber auch als Vorteil gesehen, durch weniger Arbeitstage Wegzeiten zu sparen.

Neben fehlender Zeit für die Familie wurde auch mehrfach genannt, dass die Freizeit und das Privatleben darunter leiden würden. Es bliebe keine Zeit mehr für Hobbys, da man nach dem 12-Stunden-Tag „nur mehr erschöpft ist, dann nicht mehr rausgehen will und nur noch auf der Couch liegen möchte“, wie ein Antwortender dies anschaulich schilderte. Auch Sorgen um die Gesundheit, Überforderung und fehlende Zeit für Erholung, erhöhte Unfallgefahr und dauerhafte Erschöpfung werden mit überlangen Arbeitszeiten assoziiert. Aus den Rückmeldungen geht also hervor, wie wichtig es ist, an Arbeitstagen zusätzlich noch Zeit für Familie und Freizeit zu haben und nicht an einzelnen Tagen nur aufs Arbeiten beschränkt zu sein. Einige fanden es allerdings auch attraktiv, in wenigen Tagen das wöchentliche Arbeitspensum erfüllen zu können.

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