Drei Fragen zum Thema
an Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB
Pensionsfalle Kinder: Wie kann vermieden werden, dass Frauen wegen Betreuungspflichten im Alter in die Armut rutschen?
Kinderbetreuungszeiten müssen besser angerechnet werden, und ein schnellerer Wiedereinstieg in die Erwerbstätigkeit sowie mehr Vollzeitarbeitsplätze für Frauen sind wichtig. Ein flächendeckender Ausbau der Kinderbildungsplätze ist hierfür unerlässlich.
Die Schaffung von mehr Kinderbetreuungsplätzen ist also ein Schlüsselelement. Wo muss hier konkret angesetzt werden?
Gerade im ländlichen Raum gibt es großen Aufholbedarf. Hier müssen mehr Einrichtungen mit längeren Öffnungszeiten und Öffnungstagen geschaffen werden. Aber auch die Betreuung der unter Dreijährigen sollte ausgebaut werden. Als Sozialpartnerinnen fordern wir daher gemeinsam mit der Industriellenvereinigung den Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz ab dem ersten Geburtstag. Städte, Gemeinden und Länder sind verpflichtet, die Kinderbildungsplätze bereitzustellen, und der Bund muss ihnen die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen. Es braucht eine Aufstockung der Mittel auf eine Milliarde Euro und mehr Beschäftigte in der Elementarpädagogik. Wir müssen das Berufsbild attraktivieren – durch bessere Bezahlung, Ausbildung und Arbeitsbedingungen.
Kinder sind ja nicht nur Frauensache. Wie können Care- und Erwerbstätigkeiten gerechter aufgeteilt werden?
Mehr Männer müssen sich an der Sorgearbeit beteiligen. Nur so kann unbezahlte Arbeit zwischen den Geschlechtern gerechter verteilt werden, was Frauen ermöglicht, schneller wieder ins Erwerbsleben einzusteigen und ihre Arbeitszeiten aufzustocken. Das Modell der Familienarbeitszeit von ÖGB und AK sieht vor, dass es bei einer Arbeitszeit zwischen 28 und 32 Stunden pro Elternteil eine Pauschale von 250 Euro im Monat gibt. Ein derartiges Modell könnte einen wichtigen Anreiz schaffen.