Eva Eberhart ist eine von über 5.000 TeilnehmerInnen, die 2017 das breit gefächerte Weiterbildungsangebot nutzten, das die AK gemeinsam mit dem Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB) jedes Jahr auf die Beine stellt.
Auch Barbara Budweis und Gabriele Zeman vom Betriebsrat der ManpowerGroup haben von der BetriebsrätInnen Akademie (BRAK) profitiert. „Die intensive Beschäftigung mit den diversen Themen und die themenübergreifende Ausbildung waren eine enorme Unterstützung beim Aufbau unserer Arbeit“, berichten die Betriebsratsvorsitzende und ihre Stellvertreterin. Highlight waren für sie die Weiterbildungsangebote zu aktuellen politischen Themen oder arbeitsrechtlichen Neuerungen, zu denen sie im Rahmen des AbsolventInnenprogramms für BRAK und SOZAK Kurse belegt haben. Dabei wurde die Neuregelung des Arbeitslosengeldes ebenso thematisiert wie der 12-Stunden-Arbeitstag unter den Aspekten Arbeitszeitflexibilisierung oder Lohnkürzung. Aber auch Neuheiten bei der Sozialversicherung waren schon Thema. „Festigen, wiederholen, vernetzen und weiter ausbauen“, seien die Bausteine der Seminare, so Budweis und Zeman. Das Besondere an diesen AbsolventInnen-Schulungen sei, dass alle TeilnehmerInnen über ein gewisses Niveau an arbeitsrechtlicher, sozialrechtlicher und gewerkschaftlicher Bildung verfügen. „Die Weiterbildung ist daher anspruchsvoller, im Gegensatz zum Standardprogramm“, was Budweis und Zeman zu schätzen wissen.
Wertvolle Hinweise
Aber auch die Standardschulungen sind für Neue wichtig. „Eine Kassaverwalterin sollte unbedingt den Kurs ‚Strenge Rechnung – gute FreundInnen‘ besuchen“, raten die beiden Manpower-Frauen. „Grundsätzlich ist jede AK-Aus- und Weiterbildung für BetriebsrätInnen unbezahlbar für unsere tägliche Arbeit“, betonen die beiden. In der AK Wien gibt es eine eigene Beraterin, die sie regelmäßig kontaktiert und nachfragt, ob sie Informationsbedarf haben. „Wir haben eine sehr gute Erfahrung damit gemacht“, so Budweis und Zeman. Im Jahr 2018 standen die Schulungen zu Datenschutz und Industrie, Altersteilzeit und Teilpension sowie die Baby- und Weiterbildungsmesse auf der Tagesordnung. Das Service der Bilanzanalyse durch ExpertInnen der AK nutzen Budweis und Zeman alle zwei Jahre: „Dabei bekommen wir stets wertvolle Hinweise für unsere monatlichen Meetings mit der Geschäftsleitung.“
Zuckerl rausholen
Nordsee-Betriebsrätin Eberhart ist auf einen Erfolg besonders stolz: Sie hatte in ihrer Firma weniger Anzeigen von ArbeitsinspektorInnen. Bei schwangeren Frauen beispielsweise nimmt das Arbeitsinspektorat die Dienstpläne besonders genau unter die Lupe, in puncto Dienstzeit und ob es genug Ruhezeiten gibt. „Seit ich vor vier Jahren übernommen habe, gab es nur eine Anzeige. Und das wegen einer halben Stunde, die überzogen wurde“, erzählt Eberhart. „Ich bin jedes Mal froh, wenn ich wieder Zuckerl für MitarbeiterInnen herausholen kann. Sei es in Form von Gehaltserhöhungen, Prämien, Gutscheinen, Veranstaltungen, Firmenfeiern“, so die Nordsee-Betriebsrätin. In ihrem Unternehmen herrsche zum Glück eine positive Kommunikationskultur. 80 Prozent der Verhandlungen laufen über die emotionale Ebene, der Rest über die Sachebene. „Ich nutze oft die Wirtschaftsabteilung der AK und hole mir Unterstützung beim Lesen von Bilanzen“, sagt Eberhart.
Angesprochen auf Verbesserungsvorschläge fallen Eva Eberhart die oft langen Wartezeiten am Telefon ein. Denn zwar waren ihre Erfahrungen bei der AK-Rechtsberatung bisher gut, aber: „Da hängt man lange in der Warteschleife. Schön wäre eine eigene Beratung für BetriebsrätInnen, wo man schnell durchkommt. Ich benötige oft eine Auskunft binnen kurzer Zeit bei einem dringenden Problem und kann nicht so lange warten“, so die Nordsee-Betriebsrätin. Auch bei den Broschüren würde sie sich etwas mehr Abwechslung wünschen: „Zum Beispiel sollte auch die Digitalisierung, wo sich ständig etwas Neues tut, thematisiert werden.“ Rudolf Wallner, Leiter der Abteilung Service und Information der AK Wien, verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die AK sehr viele Projekte und Veranstaltungen zur Digitalisierung durchgeführt hat, bei denen auch die Rolle der ArbeitnehmervertreterInnen im Mittelpunkt stand (siehe auch „Skills für die digitale Welt“).
Gabriele Zeman knöpfte sich in den vergangenen Jahren jeweils einen Ausbildungsschwerpunkt vor, angefangen von „Social Media“ mit Blog, Facebook, Foto- und Bildbearbeitung, Texte schreiben bis hin zu Führungsaufgaben, Teamwork, Kommunikation. Auch Sprache und Stimme, Image und Outfit standen auf dem Programm. Ihr Wunsch: mehr Bildungsangebote auf fortgeschrittenem Niveau. „Derzeit gibt es in dem ‚Advanced-Level-Bereich‘ nicht genug Bildungsangebote und es fehlen wichtige ‚Managementtools‘“, meint Zeman. „BetriebsrätInnen arbeiten auf Managementlevel, verfügen aber nicht über das nötige Wissen, das beispielsweise dem Management zur Verfügung steht“, so die Manpower-Betriebsrätin. Das umfasse betriebswirtschaftliches Know-how, Personalentscheidungstools oder Arbeitsplatzpsychologie. Ebenso zählt sie Verhandlungstechniken, Verknüpfung von Arbeits- und Steuerrecht, Lohn- und Gehaltsverrechnungsfragen nach Schwerpunkten, Präsentationstechniken und PowerPoint dazu. Ihr ist eines wichtig: dass „etwas mehr als nur Standard“ geboten wird.
Positiver Nebeneffekt
Ein positiver Effekt der Schulungen und Beratungen ist nicht nur, dass die BetriebsrätInnen ihr Know-how erweitern. Durch sie werden die BetriebsrätInnen auch im Auftreten gegenüber der Führungsetage gestärkt. „Ich profitiere bei Aufsichtsratssitzungen von den Schulungen. Ich trete sicherer auf“, erzählt Nordsee-Betriebsrätin Eberhart. „Das kommt mir bei Lohn- und Gehaltsverhandlungen zugute. Auch gegenüber der Geschäftsführung und den Personalchefs trete ich jetzt anders auf. Ich profitiere auch privat von den Schulungen“, freut sie sich über ihr gesteigertes Selbstbewusstsein.
Vielfältige Angebote und wertvolles Feedback
Gemeinsam mit dem Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB) bietet die AK eine breite Palette an Bildungsangeboten für BetriebsrätInnen an. „Zusätzlich unterstützen wir BetriebsrätInnen bei juristischen Fragestellungen, etwa bei Umstrukturierungen, Gesellschaftsrecht oder Arbeitsverfassungsgesetz“, erklärt Heinz Leitsmüller, Leiter der Abteilung Betriebswirtschaft der AK Wien.
Außerdem erscheinen 50 Publikationen jährlich. Für die größten Branchen werden anhand von Bilanzanalysedaten und volkswirtschaftlichen Daten aktuelle Branchenreports erstellt. Der Zweck: „Damit BetriebsrätInnen einerseits die Entwicklung ihres Unternehmens mit jener der Branche vergleichen können, etwa anhand von Gewinnkennzahlen, Personalkennzahlen oder Investitionen“, erklärt Leitsmüller. „Andererseits dienen die Studien den Gewerkschaften als Orientierung bei den jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen.“
Die Arbeiterkammer greift die Erfahrungen der BetriebsrätInnen auf, schließlich arbeiten sie an der Basis und wissen am besten, wo der Schuh drückt. Laufend werden BetriebsrätInnen in Studien dazu befragt, welche Entwicklungen es in ihren Unternehmen gibt.
Linktipps
AK-Bildungsangebot für BetriebsrätInnen
Beratung
Angebote des VÖGB
BRAK
SOZAK
Mehr Info: Vielfältige Angebote und wertvolles Feedback
Gemeinsam mit dem Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB) bietet die AK eine breite Palette an Bildungsangeboten für BetriebsrätInnen an. „Zusätzlich unterstützen wir BetriebsrätInnen bei juristischen Fragestellungen, etwa bei Umstrukturierungen, Gesellschaftsrecht oder Arbeitsverfassungsgesetz“, erklärt Heinz Leitsmüller, Leiter der Abteilung Betriebswirtschaft der AK Wien.
Außerdem erscheinen 50 Publikationen jährlich. Für die größten Branchen werden anhand von Bilanzanalysedaten und volkswirtschaftlichen Daten aktuelle Branchenreports erstellt. Der Zweck: „Damit BetriebsrätInnen einerseits die Entwicklung ihres Unternehmens mit jener der Branche vergleichen können, etwa anhand von Gewinnkennzahlen, Personalkennzahlen oder Investitionen“, erklärt Leitsmüller. „Andererseits dienen die Studien den Gewerkschaften als Orientierung bei den jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen.“
Die Arbeiterkammer greift die Erfahrungen der BetriebsrätInnen auf, schließlich arbeiten sie an der Basis und wissen am besten, wo der Schuh drückt. Laufend werden BetriebsrätInnen in Studien dazu befragt, welche Entwicklungen es in ihren Unternehmen gibt.
Irene Mayer-Kilani
Freie Journalistin
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 7/18.
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