Im Jahr 2023 haben durchschnittlich 122.972 Menschen in Österreich Arbeitslosengeld bezogen und durchschnittlich 37,94 Euro pro Tag erhalten. Arbeitslosengeld und Notstandshilfe sind die wichtigsten Geldleistungen der Arbeitslosenversicherung. Die Verwaltung erfolgt über den Arbeitsmarktservice (AMS).
Während des Bezugs von Arbeitslosengeld sind Arbeitslose und ihre Familienangehörigen krankenversichert. Die Krankenkasse gewährt diesen Personen die gleichen Leistungen wie denjenigen, die aufgrund eines Dienstverhältnisses versichert sind. Dazu gehören unter anderem ärztliche Hilfe und Krankengeld. Um Anspruch auf Arbeitslosengeld zu erhalten, müssen Sie einen Antrag bei der zuständigen regionalen Geschäftsstelle des Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) stellen.
Anspruch auf Arbeitslosengeld
Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, wer in den vergangenen 24 Monaten vor der Inanspruchnahme 52 Wochen in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat. Wer also einer entsprechenden Beschäftigung nachgegangen ist. Vor dem 25. Lebensjahr genügen 26 Wochen innerhalb der vergangenen 12 Monate. Bei einer wiederholten Beantragung sind 28 Wochen in den vergangenen 12 Monaten ausreichend.
Dazu kommen weitere Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, um in Österreich Arbeitslosengeld zu bekommen. So muss die Person…
- arbeitslos sein.
- arbeitswillig sein.
- arbeitsfähig sein.
- der Arbeitsvermittlung zur Verfügung stehen.
- zur Aufnahme einer Beschäftigung von zumindest 20 Wochenstunden bereit sein.
- eine Mindestbeschäftigungsdauer nachweisen.
- die maximale Bezugsdauer noch nicht ausgeschöpft haben.
Wie lange bekommt man Arbeitslosengeld in Österreich?
Wer die Voraussetzung für das Arbeitslosengeld in Österreich erfüllt, kann grundsätzlich für 20 Wochen diese Leistung beziehen. Allerdings gibt es – unter bestimmten Voraussetzungen, die Möglichkeit, diese Bezugsdauer zu verlängern. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die unterschiedliche Anspruchsdauer des Arbeitslosengeldes:
Altersgrenze | Voraussetzung | Anspruchsdauer |
Keine | 156 Wochen (drei Jahre) an arbeitslosenversicherungspflichtiger Beschäftigung | 30 Wochen |
Ab 40 Jahren | 312 Wochen (sechs Jahre) an arbeitslosenversicherungspflichtiger Beschäftigung | 39 Wochen |
Ab 50 Jahren | 468 Wochen (neun Jahre) an arbeitslosenversicherungspflichtiger Beschäftigung | 52 Wochen |
keine | Absolvierung einer beruflichen Maßnahme der Rehabilitation aus der gesetzlichen Sozialversicherung | Bis zu 78 Wochen |
Keine | Besuch einer Schulungsmaßnahme im Rahmen einer Arbeitsstiftung | Verlängerung der Bezugsdauer um bis zu drei bzw. vier Jahren |
Höhe des Arbeitslosengeldes in Österreich
Die Höhe Arbeitslosengeldes in Österreich beträgt 55 Prozent des vorherigen Nettoeinkommens. Allerdings kann es unter bestimmten Voraussetzungen höher ausfallen. Es setzt sich aus dem Grundbetrag, möglichen Familienzuschlägen und gegebenenfalls Ergänzungsbeträgen zusammen.
Der Grundbetrag berechnet sich aus dem Entgelt der vergangenen zwölf Monaten, die beim Dachverband der Sozialversicherungsträger gespeichert sind. Bei der Berechnung werden auch Sonderzahlungen berücksichtigt. Familienzuschläge gibt es für Menschen, die erheblich zum Unterhalt bestimmter Angehöriger beitragen. Dazu könne zählen: Kinder, Ehepartner:in, Lebensgefährt:in oder eingetragene Partner:in.
Zuverdienst und Auszahlung
Liegt das Arbeitslosengeld unter dem sogenannten „Ausgleichsrichtsatz für Alleinstehende“, gibt es die Möglichkeit, es mit einem Ergänzungsbetrag aufzustocken. Das bedeutet: Ist das Arbeitslosengeld zu niedrig, um über der Armutsgrenze zu leben (der Mindestbetrag oder Richtsatz wird jährlich angepasst), können die Bezieher:innen von Arbeitslosengeld die monatliche Zahlung auf 60 beziehungsweise 80 Prozent des Nettoeinkommens aufstocken.
In Österreich ist es außerdem möglich, beim Arbeitslosengeld dazuzuverdienen. Das ist bis zur Geringfügigkeitsgrenze erlaubt. Sie können im Jahr 2024 bis zu 518,44 Euro brutto pro Monat Zuverdienst haben, ohne eine Kürzung der Leistungen. Der Grenzwert für die Dienstgeberabgabe beträgt 777,66 Euro.
Das AMS zahlt das Arbeitslosengeld in der Regel am 8. des Folgemonats rückwirkend monatlich aus. Die Zahlung erfolgt entweder direkt auf ein Girokonto oder auf dem Postweg an die Wohnadresse. Bei der postalischen Auszahlung wird der zustehende Betrag beim örtlichen Postamt hinterlegt. Bezieher von Arbeitslosengeld erhalten eine Benachrichtigung und müssen innerhalb einer Frist das Geld abholen. Wird das Geld nicht abgeholt, wird es zurück zum AMS geschickt. Das AMS empfiehlt daher die Überweisung des Arbeitslosengeldes auf ein Girokonto.
So beantragen Sie das Arbeitslosengeld in Österreich
In Österreich ist das regionale AMS an Ihrem Wohnsitz für das Arbeitslosengeld zuständig. Den Antrag müssen Sie auf der Geschäftsstelle persönlich oder über das entsprechende Formular beim digitale eAMS-Konto einreichen. Wenn Sie den Antrag online abgeben, müssen Sie dennoch bei der regionalen Geschäftsstelle erscheinen. Das AMS prüft den Antrag und verschickt dann eine entsprechende Mitteilung. Darin ist auch die Höhe des Arbeitslosengeldes genannte.
Kritik am Arbeitslosengeld
Das Arbeitslosengeld in Österreich steht in der Kritik. Die Nettoersatzrate von gerade einmal 55 Prozent ist im europäischen Vergleich extrem niedrig. Im Jahr 2022 bekam neun von zehn arbeitslosen Menschen weniger als 1.200 Euro im Monat. Die Armutsgrenze lag im selben Jahr aber bei 1.328 Euro (Einpersonen-Haushalt). Arbeiterkammer (AK) und Österreichischer Gewerkschaftsbund fordern daher seit Jahren eine Anhebung der Nettoersatz auf 70 Prozent. Eine Reform des Arbeitslosengeldes scheiterte bislang aber.
Nettoersatzrate anderer europäischer Länder:
- Belgien: 87 Prozent
- Luxemburg: 85 Prozent
- Dänemark: 80 Prozent
- Schweden: 73 Prozent
- Deutschland: 60 Prozent
Zusätzlich gibt es in Österreich Überlegungen, ein degressives Modell beim Arbeitslosengeld einzuführen. Wer länger arbeitslos ist, soll weniger Arbeitslosengeld erhalten. Der Grundgedanke ist, dass Menschen dann einen höheren Druck hätten, sich eine neue Stelle zu suchen. Für diese Schlussfolgerung gibt es aber keinerlei empirische Evidenz.
Auch Unternehmen stehen in der Kritik, da sie das AMS und das Arbeitslosengeld nutzen, um Angestellte zwischenzuparken. Um die Beschäftigten nicht bezahlen zu müssen, wenn gerade wenig Arbeit anfällt, werden sie gekündigt. Wohlwissend, dass nur wenige Wochen oder Monate später, die Auftragslage wieder besser ist, und sie die Menschen wieder einstellen. Vor allem im Tourismus und der Baubranche ist dies eine gängige Praxis.
Österreich: Arbeitslosengeld im Überblick
- In Österreich ist das Arbeitslosengeld eine Versicherungsleistung. Beschäftigte zahlen vorher sechs Prozent ihres Bruttolohns (je drei Prozent Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil) in die Arbeitslosenversicherung ein.
- Die Höhe des Arbeitslosengeldes richtet sich nach dem zuvor erwirtschafteten Einkommen und liegt bei 55 Prozent. Es wird für 20 Wochen ausgezahlt. Längere und höhere Auszahlungen sind unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
- Im europäischen Vergleich ist das Arbeitslosengeld in Österreich sehr niedrig. Arbeiterkammer und Gewerkschaftsbund fordern eine Erhöhung der Nettoersatzrate auf 70 Prozent.