Streiks – eine globale Perspektive

Foto (C) MIGUEL SCHINCARIOL / AFP / picturedesk.com
Im Mai 2018 hatten Lkw-Fahrer in Brasilien Verkehrsknotenpunkte blockiert.
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Inhalt

  1. Seite 1 - Globale Verlagerung
  2. Seite 2 - Internationale Streikregeln
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Die internationale Arbeitsteilung hat zugenommen, somit haben sich Arbeitskämpfe verändert. Ihre Ziele sind je nach sozialer Ungleichheit sehr unterschiedlich.
Die Veränderung der Arbeitswelt hat auch veränderte Strategien und Formen von Arbeitskämpfen mit sich gebracht. Technologische Entwicklungen in der Kommunikation und Produktion hatten ihre Auswirkungen auf Arbeitskonflikte. Historisch betrachtet hat etwa die Anzahl an Streiktagen in Europa abgenommen, während sie in Asien, insbesondere China, zunimmt. Die Verhandlungsstärke von Gewerkschaften, die staatliche Repräsentanz von ArbeiterInnen sowie die Entwicklung und Verlagerung von Wirtschaftssektoren nehmen Einfluss auf die Strategien, die im Falle von Arbeitskonflikten entwickelt und angewendet werden.

Branchenabhängige Arbeitskonflikte

Traditionell können Arbeitskämpfe im Industrie- und Transportsektor verhältnismäßig einfacher organisiert werden als beispielsweise im Dienstleistungssektor. Die Organisationsmacht von IndustriearbeiterInnen ist aufgrund des gemeinsamen Arbeitsplatzes an meistens teuren Maschinenanlagen höher. Hausangestellte wiederum haben vergleichsweise weitaus höhere Hürden, um kollektive Arbeitskämpfe zu organisieren. Sie arbeiten getrennt voneinander in verschiedenen Haushalten und oft informell ohne Arbeitsvertrag. Dementsprechend ist die Organisationsmacht von Hausangestellten – überwiegend Frauen – sehr gering. Die branchenspezifische Verhandlungsmacht von ArbeiterInnen hängt weiters von der Positionierung innerhalb der globalen Produktionskette ab: Wenn Dockarbeiter im Hafen von Mumbai streiken, kann damit die Fertigung von Waren international beeinträchtigt werden.

Globale Verlagerung

Die Soziologin Beverly Silver analysierte Streikvorkommen im 19. und 20. Jahrhundert nach Branchen und Ländern. Ihre Analyse zeigt, dass sich mit der Auslagerung von Branchen in andere Länder ebenfalls die Streikvorkommen verlagern. Weiters nehmen Streiks in jenen Branchen zu, in denen die globale Profiterwartung am höchsten ist: Während im 19. Jahrhundert Streiks in der Textilindustrie sehr häufig waren, haben sie sich im 20. Jahrhundert in die Automobilindustrie verlagert.

Silver fasst ihre Untersuchungsergebnisse folgendermaßen zusammen: „Wenn sich Kapital verlagert (Land und Branche), verlagern sich auch Streiks.“ Arbeitskämpfe finden zunehmend in jenen Ländern statt, in denen die industrielle Produktion und Auslandsdirektinvestitionen gestiegen sind. Das sind beispielsweise China, Brasilien und Indien.

Die Ziele von Arbeitskämpfen sind je nach sozialer Ungleichheit sehr unterschiedlich. Wirtschaftliche Entwicklung, gesetzliche Regelung für menschenwürdige Arbeit und gesellschaftlicher Wandel nehmen Einfluss auf die Ziele von Arbeitskämpfen. Während 2018 GewerkschafterInnen in Kolumbien, Mexiko und Brasilien für die Einhaltung von kollektivvertraglich festgelegten Löhnen verfolgt und ermordet werden, wurde im selben Jahr in Kanada, Island und Neuseeland für die Lohngleichheit von Männern und Frauen gekämpft. Je nachdem welche Gesellschaftsgruppen wofür kämpfen, lässt sich der Ausbeutungsgrad von ArbeiterInnen ableiten.

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