Streik in den Brauereien
Deswegen begann der Spätschicht in der Brauerei am Sonntag, 11. Dezember, um 22 Uhr mit einem Streik. 24 Stunden wird er dauern. „Dieser Streik kann, wenn nötig, jederzeit verlängert werden“, machten Reiter und Hirnschrodt klar. Eine Frist, das Angebot noch nachzubessern, nahmen die Arbeitgeber:innen nicht an. „Nach mittlerweile sechs Verhandlungsrunden noch immer kein besseres Angebot zu legen, ist respektlos gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern der Branche“, beschwerten sich Reiter und Hirnschrodt.
Nach Problem bei der Eisenbahn, im Handel und bei den Ordensspitälern ist der Streik bei den Brauereien ein weiterer Beweis dafür, wie zäh in diesem Jahr die Herbstlohnrunde ist. Dabei galt der Abschluss bei den Metaller:innen eigentlich als richtungsweisend. Doch nicht alle Branchen scheinen sich daran zu orientieren. Die Verhandlungen laufen schon seit Oktober. Anfangs waren die Brauerei noch zu keinerlei Lohnerhöhungen bereit. „Das ist eine Provokation! Das werden wir uns nicht gefallen lassen und daher den Druck erhöhen. Wir, die Brauer, werden unseren gerechten Anteil an den wirtschaftlichen Erfolgen durchsetzen“, hieß es damals in einer Resolution der beteiligten Gewerkschaften.
Faire Lohnerhöhungen für Brauerei-Beschäftigte
Zunächst boten die Brauereien einen Fixbetrag von 100 Euro auf alle Lohngruppen und eine Einmalzahlung von 300 Euro an. So hätten die Beschäftigten mit einem massiven Reallohnverlust zu kämpfen gehabt. Die Arbeitgeber:innen zweifelten deswegen die rollierende Inflation von 6,9 Prozent an, die den Forderungen der Gewerkschaften zugrunde liegt. PRO-GE und die Gewerkschaft GPA fordern elf Prozent mehr Lohn. „Die ArbeitnehmerInnen erwarten sich berechtigterweise ein ordentliches Lohn- und Gehaltsplus. Die Brauindustrie steht wirtschaftlich gut da“, so Reiter und Hirnschrodt.
Vollste Solidarität mit den Beschäftigten der Brauereien! ✊ https://t.co/uMDRfu411V
— ÖGB (@oegb_at) December 12, 2022
Die Inflation in Österreich war im November 2022 mit 10,6 Prozent wieder zweistellig. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) hat errechnet, dass der Reallohnverlust im laufenden Jahr bei 4,2 Prozent liegen wird. In die Verhandlungen gehen die Gewerkschaften jedoch mit der sogenannten rollierenden Inflation. Sie ist der Durchschnitt der Preissteigerungen aus den zurückliegenden zwölf Monaten. Doch nicht einmal mit dieser Grundlage scheinen die Arbeitgeber:innen zufrieden zu sein. „Dass gerade in Zeiten der massiven Teuerung die Beschäftigten im Regen stehen gelassen werden, zeugt von mangelndem Respekt der Arbeitgeber:innen gegenüber ihren Belegschaften“, so Reiter und Hirnschrodt.
Die Arbeitgeber:innen haben die nächste Verhandlungsrunde erst für den 21. Dezember angesetzt. Aus Sicht der Gewerkschaften handelt es sich dabei um eine Verzögerungstaktik.