Streik in den Brauereien: So liefen die Verhandlungen

Angestellte bei Puntigamer streiken. Streik in den Brauereien.
Die Beschäftigten der Brauereien streiken für eine faire Lohnerhöhung. | © PRO-Ge
Die Herbstlohnrunde 2022 erweist sich als extrem schwierig. Auch die Beschäftigten der österreichischen Brauereien streiken. Doch eine faire Lohnerhöhung ist dringend notwendig.
Für 24 Stunden stehen in Österreichs Brauereien die Bänder still. Die 3.500 Beschäftigten brauchen eine faire Lohnerhöhung und sind bereit, dafür zu streiken. Das Angebot der Arbeitgeber:innen lag bei einem Plus von gerade einmal sieben Prozent. Und das nach der mittlerweile sechsten Verhandlungsrunde. „Die Belegschaften stehen hinter den Forderungen der Gewerkschaften und werden sich nicht mit einer Lohn- und Gehaltserhöhung von 0,1 Prozent über der Inflation zufriedengeben“, zeigen sich Bianca Reiter (PRO-GE) und Bernhard Hirnschrodt (Gewerkschaft GPA) kampfbereit.

Streik in den Brauereien

Deswegen begann der Spätschicht in der Brauerei am Sonntag, 11. Dezember, um 22 Uhr mit einem Streik. 24 Stunden wird er dauern. „Dieser Streik kann, wenn nötig, jederzeit verlängert werden“, machten Reiter und Hirnschrodt klar. Eine Frist, das Angebot noch nachzubessern, nahmen die Arbeitgeber:innen nicht an. „Nach mittlerweile sechs Verhandlungsrunden noch immer kein besseres Angebot zu legen, ist respektlos gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern der Branche“, beschwerten sich Reiter und Hirnschrodt.

Beschäftigte vor den Toren von Puntigamer. Streik bei den Brauereien.
Für 24 Stunden stehen in Österreichs Brauereien die Bänder still. | © PRO-GE

Nach Problem bei der Eisenbahn, im Handel und bei den Ordensspitälern ist der Streik bei den Brauereien ein weiterer Beweis dafür, wie zäh in diesem Jahr die Herbstlohnrunde ist. Dabei galt der Abschluss bei den Metaller:innen eigentlich als richtungsweisend. Doch nicht alle Branchen scheinen sich daran zu orientieren. Die Verhandlungen laufen schon seit Oktober. Anfangs waren die Brauerei noch zu keinerlei Lohnerhöhungen bereit. „Das ist eine Provokation! Das werden wir uns nicht gefallen lassen und daher den Druck erhöhen. Wir, die Brauer, werden unseren gerechten Anteil an den wirtschaftlichen Erfolgen durchsetzen“, hieß es damals in einer Resolution der beteiligten Gewerkschaften.

Faire Lohnerhöhungen für Brauerei-Beschäftigte

Zunächst boten die Brauereien einen Fixbetrag von 100 Euro auf alle Lohngruppen und eine Einmalzahlung von 300 Euro an. So hätten die Beschäftigten mit einem massiven Reallohnverlust zu kämpfen gehabt. Die Arbeitgeber:innen zweifelten deswegen die rollierende Inflation von 6,9 Prozent an, die den Forderungen der Gewerkschaften zugrunde liegt. PRO-GE und die Gewerkschaft GPA fordern elf Prozent mehr Lohn. „Die ArbeitnehmerInnen erwarten sich berechtigterweise ein ordentliches Lohn- und Gehaltsplus. Die Brauindustrie steht wirtschaftlich gut da“, so Reiter und Hirnschrodt.

Die Inflation in Österreich war im November 2022 mit 10,6 Prozent wieder zweistellig. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) hat errechnet, dass der Reallohnverlust im laufenden Jahr bei 4,2 Prozent liegen wird. In die Verhandlungen gehen die Gewerkschaften jedoch mit der sogenannten rollierenden Inflation. Sie ist der Durchschnitt der Preissteigerungen aus den zurückliegenden zwölf Monaten. Doch nicht einmal mit dieser Grundlage scheinen die Arbeitgeber:innen zufrieden zu sein. „Dass gerade in Zeiten der massiven Teuerung die Beschäftigten im Regen stehen gelassen werden, zeugt von mangelndem Respekt der Arbeitgeber:innen gegenüber ihren Belegschaften“, so Reiter und Hirnschrodt.

Die Arbeitgeber:innen haben die nächste Verhandlungsrunde erst für den 21. Dezember angesetzt. Aus Sicht der Gewerkschaften handelt es sich dabei um eine Verzögerungstaktik.

Über den/die Autor:in

Christian Domke Seidel

Christian Domke Seidel hat als Tageszeitungsjournalist in Bayern und Hessen begonnen, besuchte dann die bayerische Presseakademie und wurde Redakteur. In dieser Position arbeitete er in Österreich lange Zeit für die Autorevue, bevor er als freier Journalist und Chef vom Dienst für eine ganze Reihe von Publikationen in Österreich und Deutschland tätig wurde.

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