Eine junge Familie träumt vom Eigenheim – so weit, so verständlich. Liest das Paar aber die Zeitungen, dann könnte ihnen angst und bange werden, liest man doch allerorts von explodierenden Kosten.
„Hier macht niemand Übergewinne“, stellt Josef Kaufmann, zuständig für Marktforschung der AK Steiermark klar.Das Problematische: Die Löhne steigen weniger als die anderen Kosten, welche auf die Baupreise überwälzt werden. Das Problem sind also nicht die Löhne, sondern die stark steigenden Kosten im Bereich der Energie, Rohstoffe und der Baumaterialien.“ Und dann gibt es noch einen entscheidenden Faktor, nämlich Nachfrage und Ort, so Kaufmann und nimmt Bezug auf eine Studie der AK Steiermark: „Eigentlich sind die Preise hoch, wo die Leute wohnen wollen, etwa in Graz und Umgebung. Dort, wo die Leute hin wollen, ziehen viele Leute zu, es wird viel gebaut – und trotzdem ist es teuer.“
Was soll die junge Familie also tun? Vieles war früher billiger als heute, die Preise gehen nicht erst seit dem Jahr 2022 in die Höhe. Wer sich nun im Herbst 2022 damit auseinandersetzt, ein Haus zu bauen, wird kräftig zahlen müssen. Was muss die junge Familie nun betrachten?
Hauskauf statt Hausbau?
Vielleicht möchte man sich das mühsame Bauen gleich ersparen. Wie viel muss für ein fertiges Haus gezahlt werden? Auf jeden Fall deutlich mehr als noch vor rund 20 Jahren. Der Wohnimmobilienpreisindex 2021 besagt, dass Immobilen bereits im vergangenen Jahr fast das 2,5-fach kosteten wie im Jahr 2000.
Der der Trend stark steigender Immobilienpreise sich sich also weiter fort. Die aktuelle Ausgabe der Immobilienmarktanalyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) weist eine weitere Beschleunigung des Preisanstiegs für Wohnimmobilien aus. Zum sechsten Mal in Folge waren bei Wohnimmobilien Preiszuwächse über der 10-Prozent-Marke (jeweils im Vorjahresvergleich) sowohl in Wien als auch im restlichen Bundesgebiet zu verzeichnen.
Der Reallohn der österreichischen Beschäftigten wird im Jahr 2022 um rund 4,2 Prozent sinken, hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) errechnet. Damit liegt Österreich sogar unter dem europäischen Schnitt von nur 2,9 Prozent Reallohnverlust.
Die Jungfamilie hat also ein Problem: Das Haus ist in Relation einfach viel zu teuer. Insgesamt steigen die Preise 2022 im Vergleich zum Vorjahr. Rein in Bezug auf Einfamilienhäuser ist zu beobachten, dass nach einer leichten Verbilligung bis Mitte der Zehnerjahre die Preise seit 2018 deutlich zunehmen, zuletzt schon über der Zehn-Prozent-Marke.
Also doch bauen
Damit ist der Kauf vom Tisch, also wäre ein Hausbau doch besser. Immerhin kann man in dem Fall mehr oder weniger selbst bestimmen, wie das Eigenheim aussieht. Sehen wir uns zunächst die Baukosten an. Diese werden im Baukostenindex erfasst, der gibt Auskunft über die Entwicklung der tatsächlichen Preise, die der Bauherr oder Baufrau, also der oder die Häuslbauer:in, für die Bauarbeiten bezahlt. Eine gute Nachricht: Mit Basisjahr 2000 stiegen die Kosten bis Sommer 2022 um rund 69,2 Prozent. Allerdings ist das der Preis für die Bauarbeiten.
Denn auf der anderen Seite steht der Baukostenindex. Dieser beobachtet die Entwicklung der Kosten, die den Bauunternehmern bei der Ausführung von Bauleistungen durch Veränderung der Kostengrundlagen (Material und Arbeit) entstehen. Dieser ist schwieriger zu vergleichen, da er alle fünf Jahre neu berechnet wird. Von 2015 bis 2020 stiegen die Baukosten um 15,8 Prozent, von 2020 auf 2022 um 20,8. Sprich: Was 2015 noch 400.000 Euro kostete, damit landet man bei knapp 560.000 Euro.
Zusätzlich steigen die Kosten für den das Rohmaterial. Die Materialkostensteigerung macht der Baubranche trotz der guten Auftragslage zu schaffen, denn die Einkaufspreise für Erdöl, Gas, Kohle und Holz steigen seit zwei Jahren stark an. Selbst vorab vereinbarte Lieferungen sind schwer zu bedienen, da es Lieferengpässe gibt. Entscheidend ist nun: Wer hat überhaupt mehrere hunderttausend Euro?
Kreditfragen
Kurz gesagt: die Bank. Damit wäre die Jungfamilie nicht alleine. Laut offiziellen Zahlen der Statistik Austria lebte 2021 fast jeder zweite Haushalt im Eigentum, in Häusern oder Eigentumswohnungen. Für 39 Prozent wurden Kredite zurückgezahlt – sprich: Viele, die in Eigentum wohnen, finanzieren durch Kredite. Rein mit Arbeit bekommt man kaum so viel Geld zusammen.
Während es in den vergangenen Jahren zu Reallohnverlusten gekommen ist, ist die Kreditbelastung des verfügbaren Einkommens seit 2007 stetig angestiegen. Lag der Anteil der Kreditbelastung vor gut 15 Jahren noch unter 40 Prozent, so beträgt er heute über 55 Prozent. Und im vierten Quartal 2021 mit 57,3 Prozent um 2,4 Prozentpunkte über dem Wert des Vergleichszeitraums des Jahre 2020.
Unterschiede zwischen den Generationen
Doch es braucht noch einen tieferen Einblick. Etwa in das „Wie“ beim Bauen. Denn wenn sich niemand mit Übergewinnen eine goldene Nase am Hausbau verdient, wieso wird es dann schwierig? Das liegt an verschiedenen Entwicklungen. Etwa, dass früher auf mehreren Ebnen anders gebaut wurde. Während heutzutage oftmals ein Kredit aufgenommen wird und ein Haus fast vollständig durch die Unternehmer bereitgestellt wird, baute man früher in einem längeren Zeitraum. „Wer schnell baut, zahlt mehr, weil er auslagert“, weiß Kaufmann.
Noch vor vielen Jahren war der Hausbau also vielerorts ein mehrjähriges Projekt, man versuchte in der Regel mehr selber zu machen. Statt in den Urlaub zu fahren, hätten viele Menschen schlichtweg die arbeitsfreie Zeit auf der Baustelle verbracht. Der gestiegene Lebensstandard bzw. die Erwartungen an das Endprodukt Eigenheim sind ebenfalls gestiegen. Das liegt nicht nur an schöneren und größeren Eigenheimen, sondern schlichtweg auch an Vorgaben, etwa hinsichtlich Energieeffizienz. In der Anschaffung sind modern gedämmte Häuser eben teurer als jene, die aus Ziegeln und wenig Dämmung bestehen. Diese Kosten amortisieren sich erst später.
Wenn es nicht mehr finanzierbar ist
Diese Daten deuten vor allem auf ein Problem hin: Was, wenn die Beziehung in die Brüche geht, jemand arbeitslos wird oder Schicksalsschläge drohen? Genau das erfragt die Schuldnerberatung. Im Jahr 2022 gaben (Selbstauskunft, Mehrfachnennungen) bei Erstberatungen 13,5 Prozent Scheidung/Trennung als Grund für die finanziellen Probleme an und 9,1 Prozent Wohnraumbeschaffung. Dass es zustäzlich zu diesen Beratungen noch einige Menschen gibt, die finanziell in Schieflage geraten, es aber noch ohne Schuldnerberatung schaffen, davon ist wohl auszugehen. Die Teuerung wird ihr weiteres dazu beitragen.