Soziale Folgen?
Die Frage, wie es den Beschäftigten dieser Plattformen geht, ist oftmals schwer oder gar nicht zu beantworten – viele Plattformunternehmen fallen durch auffällig geringe Beschäftigtenzahlen auf. Ein Blick ins Firmenbuch verrät, dass Uber Österreich lediglich drei Angestellte hat, Airbnb existiert handelsrechtlich in Österreich überhaupt nicht. Wer in Wien ein Zimmer oder in Innsbruck eine Wohnung über Airbnb vermietet, geht zunächst lediglich eine Vertragsbeziehung mit Airbnb Irland ein. Foodora hat deutlich mehr Beschäftigte, nämlich 54. Wirft man einen Blick auf die Straßen und Radwege Wiens, so wirkt auch diese Zahl sehr klein.
Es ist dem Geschäftsmodell der Plattform immanent, dass es nur wenige Beschäftigte gibt, da ja Arbeitsleistungen oder Dienstleistungen nur kurzzeitig „on demand“ oder als „Gig“ geleistet und abgerufen werden. Bei den RadbotInnen werden Löhne von etwa 9 Euro die Stunde kolportiert. Die Plattform Helpling bot zuletzt Reinigungsdienstleistungen für 12,90 Euro pro Stunde inklusive aller Nebenkosten und Vermittlungsgebühr an.
Stichwort Helpling: Aus Österreich hat sich die Reinigungsplattform, deren Mutterunternehmen genau wie jenes von Foodora in Luxemburg sitzt, zurückgezogen. Der Rocket-Internet-Konzern in Berlin, der an Helpling und Foodora beteiligt war, vermeldet zurzeit Verluste. Und auch Uber schreibt der Agentur Bloomberg zufolge keine schwarzen Zahlen, expandiert aber weiter und macht nun auch in Österreich Foodora mit dem eigenen Speisenzustellungsdienst UberEATS Konkurrenz. Ob sich das „Geschäftsmodell Plattform“ für die EigentümerInnen als nachhaltig erweist, ist trotz astronomischer Marktbewertungen also noch offen. Für jene, die Arbeit leisten, bedeutet dieses Modell wohl auch Einkommensunsicherheit und eine Privatisierung von sozialen Risiken.
Buchtipp: Simon Schumich: Sharing Economy: Die Ökonomie des Teilens aus Sicht der ArbeitnehmeInnen„Sharing“ braucht auch „Caring“
Die KonsumentInnenperspektive darf auch in der digitalen Plattformökonomie nicht losgelöst von fairen Marktbedingungen und fairen Arbeitsbedingungen gesehen werden. Obwohl die technischen Möglichkeiten alle Nutzungen offen lassen, geht es heute bei vielen prominenten Plattformen nicht um wirkliches „Sharing“, sondern vielmehr um den Versuch einer Neuaufteilung von Märkten und sozialen Folgekosten.
Linktipp:
AIRBNB vs. BERLIN: Was sagen die Daten?
www.airbnbvsberlin.de
Michael Heiling und Simon Schumich
Abteilung Betriebswirtschaft der AK Wien
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 1/17.
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