Verfügbar und in guter Qualität
Doch die beste Leistung nützt nicht viel, wenn sie nicht zur Verfügung steht. Auch hier spielt die Organisation durch öffentliche Institutionen eine wichtige Rolle.
Die öffentliche Hand kümmert sich darum, dass es auch im ländlichen Raum gesundheitliche Versorgung oder öffentlichen Verkehr gibt. In manchen ländlichen Regionen ist so manches davon bereits dem Sparkurs zum Opfer gefallen. Von daher gibt es fraglos vieles zu verbessern – es könnte aber auch sehr viel schlechter sein. Wären diese Angebote ausschließlich privat organisiert, bräuchten sie genug zahlungskräftige Kundschaft, um zu funktionieren. Diese wiederum ist vor allem in den Städten zu finden. Außerdem zeigen zahlreiche schiefgegangenen Privatisierungen eines deutlich: Sie bringen hohe Kosten und oft schlechte Qualität. Europaweit werden deswegen wichtige Bereiche öffentlicher Versorgung wieder in die Hand der Gemeinden zurückgeholt. Wer also möchte, dass auch Menschen in kleinen Gemeinden Bildungseinrichtungen, Gesundheitsversorgung und eine öffentliche Verkehrsanbindung vorfinden, sollte sein Vertrauen in gemeinschaftliche Lösungen setzen. Was ist der Kern einer Serviceleistung? Dass etwas Nützliches passiert, ohne dass man sich selbst darum kümmern muss. Genau das tun soziale Dienstleistungen: Sie nehmen einem die Last ab, selbst etwas organisieren zu müssen.
Von öffentlichen Angeboten profitieren somit auch jene, die solche Leistungen theoretisch aus eigener Tasche bezahlen könnten. Denn wer zum Beispiel möchte, dass die eigenen Kinder mit anderen Kindern unter pädagogisch qualifizierter Obhut spielen, tut sich bedeutend leichter, wenn es einfach ein gutes Kindergartenangebot gibt – und nicht er oder sie selbst damit anfangen muss, einen Raum zu mieten, ihn auszustatten oder qualifiziertes Personal zu suchen. In diesem Sinne entlasten soziale Dienstleistungen auch Besserverdienende und sind echte Problemlöser. Dienstleistungen anzubieten hat viele Vorteile gegenüber dem Ansatz, Menschen einfach Geld in die Hand zu drücken. Das zeigt sich auch am Beispiel des Pflegegeldes.
In den 1990ern wurde entschieden, Geld an die Pflegebedürftigen zu vergeben, statt das Angebot an Sachleistungen auszubauen. Das Schlagwort lautete Wahlfreiheit. Doch genau diese blieb eine Illusion.
Die Höhe des Pflegegeldes war von vornherein nicht kostendeckend angelegt, dazu kamen steigende Tarife der AnbieterInnen und fehlende Angebote in vielen Regionen. In Summe erwuchs daraus das genaue Gegenteil von Wahl oder Freiheit. Daher erfolgt Pflege nach wie vor ganz überwiegend privat und unbezahlt von – fast immer weiblichen – Familienmitgliedern oder von schlecht bezahlten PflegerInnen aus dem Ausland. Die fehlende Professionalisierung drückt dabei auf die Qualität, die Pflegenden können keiner bezahlten Erwerbstätigkeit nachgehen und die Pflegebedürftigen kommen in ein oft schwieriges Abhängigkeitsverhältnis.
Stattdessen hätten die ausgegebenen 2,5 Milliarden Euro in professionelle öffentliche Pflegeleistungen investiert werden können. Das bedeutet nicht, dass es damit keine Wahlfreiheit mehr gibt. Im Gegenteil: Erst wenn überall unterschiedliche, qualitätsvolle Angebote vorhanden sind, gibt es auch wirklich eine Auswahl, die man frei treffen kann. Außerdem ist mit solchen Lösungen sichergestellt, dass es keinen armseligen Service für die Armen gibt, sondern gute Qualität für jeden und jede.
Arbeitsmarkt mit Zukunft
Nicht außer Acht bleiben sollte in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit der Aspekt, dass soziale Serviceleistungen regelrechte Jobmaschinen sind. Allein durch den Ausbau der Kinderbetreuung wurden in den letzten drei Jahren mehr als 9.000 Arbeitsplätze geschaffen. Würden die noch bestehenden Lücken geschlossen, könnten es noch Tausende mehr sein.
Dasselbe gilt auch für andere Bereiche der Bildung und für Gesundheit und Pflege – überall ist der Bedarf groß. Also ein weiterer guter Grund, um hier zu investieren. Das spießt sich allerdings mit der von Wirtschaftstreibenden vielfach geforderten Senkung der Abgabenquote. Die bedeutet nämlich nichts anderes, als den Staat auf Hungerkur zu schicken, womit dieser weniger an Leistung erbringen kann. Das heißt auch weniger Serviceleistungen fürs Leben. Das ist keine wünschenswerte Entwicklung und klingt nach einer ganz schlechten Idee.
Linktipp:
Die Bedeutung sozialer Dienste
Sybille Pirklbauer
Abteilung Frauen und Familie der AK Wien
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 2/17.
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