Was tun?
Was lässt sich nun – auf dem Weg ins Jahr 2050 – aus den vielen einzelnen Aktivitäten allgemein nutzbar machen? „Wir müssen schneller und mutiger sein“, sagt Manuel Stolz vom internationalen Sekretariat der GPA-djp. Einen Teil des Erfolgs der Rechten führt er darauf zurück, dass sie in den sozialen Medien präsenter sind als Gewerkschaften. „In klassischen Medien hatten die Rechten jahrelang geringere Aufmerksamkeit als die etablierten Parteien, sie waren daher darauf angewiesen, parallele Kanäle aufzubauen, um ihre Botschaften zu transportieren. Weil diese Kanäle immer wichtiger wurden, haben Rechte hier einen gewaltigen Vorsprung. Wir haben das auch im EU-Wahlkampf gesehen, Internet-Blogger haben eine große Kraft entwickelt.“ Stolz empfiehlt daher mehr Mut und mehr Tempo. „Wir sind im Social-Media-Bereich derzeit noch zu seriös, zu angepasst. Unsere Inhalte müssen viel einfacher sein, es geht nicht um ewig lange inhaltliche Erklärungen, es geht um Emotionen und um einfache Sprache.“
- Aufklären statt schimpfen
- Ohne erhobenen Zeigefinger
- Die Rechten inhaltlich entlarven
- Die rechte Wirtschaftspolitik sachlich enttarnen als das, was sie ist, nämlich niemals für die ArbeitnehmerInnen.
Werte und Eigenermächtigung
Ein viel gebrauchtes Wort im SOZAK-Workshop ist der Begriff „Empowerment“. Cornelia Broos von UNI Global in Genf formuliert es plakativ: „Die Gewerkschaften haben ihre Mitglieder in den vergangenen Jahren vor allem serviciert und nicht empowert. Die Mitglieder müssen verinnerlichen, dass auch sie Gewerkschaft sind. Gewerkschaften sind nicht nur die, die ihre Probleme lösen, und wenn sie einmal unzufrieden sind, treten sie aus.“ Auch Andreas Peham vom DÖW kommt zu diesem Schluss: „Gewerkschaften können nur dann gegen Rechtsextremismus wirksam sein, wenn sie sich deutlich als Wertegemeinschaft verstehen und nicht nur als Dienstleistungsunternehmen zur individuellen Förderung ihrer Mitglieder.“
Gewerkschaften können nur dann gegen Rechtsextremismus wirksam sein, wenn sie sich deutlich als Wertegemeinschaft verstehen und nicht nur als Dienstleistungsunternehmen zur individuellen Förderung ihrer Mitglieder.
Andreas Peham, DÖW
Happy End?
Europa. Wir befinden uns im Jahr 2050: Gewerkschaften haben seit ihrer SOZAK-Vision viel getan: Sie haben es geschafft, die Rechten inhaltlich zu enttarnen. Sie haben ihre FunktionärInnen befähigt, dem Thema selbstbewusst und gut informiert zu begegnen. Sie haben offene Gewerkschaftsstrukturen, in denen nicht nur FunktionärInnen aktiv mitarbeiten können. Sie haben neue Formate für die Bildungsarbeit entwickelt, sind mit Bildungsarbeit im betrieblichen Alltag stärker präsent und nicht nur in Seminarhotels. Sie haben ihre Mitglieder zu aktiven BürgerInnen gemacht, die sich selbst für ihre Anliegen einsetzen. Sie sind mit vielen Mitgliedern so stark geworden, dass sie in ihren Ländern mitbestimmende politische Kraft sind und die Situation der ArbeitnehmerInnen stetig verbessern. Oder, um mit Peter Scherrer vom EGB abzuschließen: „Das Licht am Ende des Horizonts heißt: stärker werden.“
Sozak
wien.arbeiterkammer.at/sozak
Nani Kauer
Freie Journalistin
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 6/19.
Schreiben Sie Ihre Meinung an die Autorin
kauer.nani@gmail.com
die Redaktion
aw@oegb.at