Rahmen verbessern
Somit kann eine aktive Arbeitsmarktpolitik sehr viel zu einem guten Leben beitragen – sprich: eine Politik, die sich nicht darauf beschränkt, Arbeitslose auf offene Stellen zu vermitteln und sie während der Arbeitslosigkeit sozial abzusichern – und sie dabei immer stärker unter Druck setzt, statt die Rahmenbedingungen zu verbessern. Dazu gehören etwa Weiterbildungsangebote, sodass Arbeitslose bessere Chancen haben, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Dazu gehören aber auch Maßnahmen wie die „Aktion 20.000“, damit auch jene, denen am freien Markt kein Arbeitsplatz mehr angeboten wird, Arbeit und ein Einkommen haben.
Gute Arbeit!
Dabei sei auch zu bedenken, dass Arbeit nicht gleich Arbeit ist. Vielmehr spielt auch die Qualität der Arbeit eine Rolle, und diese wiederum wird unter anderem durch die Form der Beschäftigung bestimmt: Prekäre Beschäftigung bringt geringere Lebenszufriedenheit mit sich als „reguläre“ Beschäftigungsverhältnisse. Auch das Einkommen macht logischerweise einen Unterschied: Jene mit den höchsten Einkommen sind deutlich zufriedener als jene mit den geringsten Einkommen.
Arbeit ist nicht gleich Arbeit.
Was man daraus aus gewerkschaftlicher Sicht ableiten kann: Das Engagement von Gewerkschaften ist ganz nah an den Bedürfnissen der Menschen selbst – und nicht, wie momentan gerne polemisch behauptet wird, „von gestern“. Dass sie sich in den KV-Verhandlungen dafür einsetzen, dass die Löhne und Gehälter dem steigenden Wohlstand entsprechend mitwachsen; dass sie sich für ein ausgewogene(re)s Verhältnis von Arbeit und Freizeit einsetzen; dass sie dem wachsenden Druck in der Arbeitswelt entgegentreten; und dass sie sich für den Erhalt des Wohlfahrtsstaates und dessen Modernisierung einsetzen.
Faire Verteilung!
Nicht zuletzt lässt sich auch das unbeirrte Engagement für eine gerechte Verteilung daraus ableiten. Denn ein weiteres interessantes Ergebnis aus den Untersuchungen lautet: „Die Lebenszufriedenheit wird (…) nicht nur durch das Wohlstandsniveau beeinflusst, sondern auch durch das Einkommen im Vergleich zu anderen.“ Sprich, es geht nicht nur darum, dass man selbst ein gutes Einkommen hat. Vielmehr geht es den Menschen besser, wenn die Einkommen insgesamt gleicher verteilt sind. Dies wiederum deckt sich mit internationalen Erfahrungen, wie die beiden WissenschafterInnen Richard Wilkinson und Kate Pickett aufgezeigt haben; Stichwort „Gleichheit ist Glück“.
Es ist ein dickes Brett, das Gewerkschaften und Arbeiterkammer hier bohren. Denn auch in Österreich nimmt die Ungleichheit zu. Zwar funktioniert die Umverteilung über Einkommen in Österreich nach wie vor sehr gut; sprich: Der Wohlfahrtsstaat wird hier seiner Aufgabe gerecht. Anders aber sieht die Lage bei den Vermögen aus, denn diese sind enorm ungleich verteilt. So haben die obersten 10 Prozent mehr als die Hälfte des Vermögens, die restlichen 90 Prozent haben Zugriff auf die übrigen 44 Prozent des Vermögens. Zudem leisten Vermögen nur einen minimalen Beitrag zur Finanzierung des Wohlfahrtsstaates. Dieser aber bräuchte dringend eine solide Finanzierung, und nicht nur weil die alternde Gesellschaft neue Dienstleistungen nötig macht, Stichwort Pflege und Gesundheit. Er braucht sie auch, um dem Anspruch gerecht zu werden, dass mehr Menschen ein gutes Leben führen können – und dass alle das sprichwörtliche Stück vom Kuchen bekommen.