Die BewohnerInnen verpflichten sich im Mietvertrag, kein eigenes Auto zu besitzen oder dauerhaft zu nutzen. So war es möglich, dass nicht – wie eigentlich vom Wiener Garagengesetz vorgeschrieben – für jede Wohnung auch ein Stellplatz gebaut werden musste. Die dadurch frei gewordenen finanziellen Mittel wurden in die Einrichtung von Gemeinschaftsräumen investiert, etwa das mit einer Küchenzeile ausgestattete sogenannte „Wohnzimmer“. Dort kann man sich zwanglos treffen, aber auch Feierlichkeiten organisieren. Es ist immer gut gebucht.
In Hochbeeten auf dem Dach ziehen die BewohnerInnen Obst und Gemüse, das gut gedeiht. Himbeerstauden und Paradeiser wuchern geradezu überbordend. „Ich empfinde das als absoluten Luxus“, sagt Adam. Auch Fitnessraum, Sauna, Jugendraum sowie zwei Werkstätten gibt es. Letztere dienen einem bewussteren Umgang mit Ressourcen auch insofern, als die Bewohner dort Werkzeug aller Art ausleihen können, anstatt es selbst anschaffen zu müssen. Auch der liebevoll und aufwändig gestaltete, gut gepflegte Grünraum zwischen den Häusern ging sich in dieser Form nur deshalb aus, weil man sich Parkplätze ersparte. Kein schlechter Tausch.
Im Lauf der Zeit stellte sich heraus, dass selbst die vorhandene Mindestanzahl von Stellplätzen nicht in Anspruch genommen wurde. Somit finden sich mittlerweile auch im eigentlich dafür vorgesehenen Keller Fahrräder. In erster Linie sind diese aber in großen Standboxen untergebracht, die an zentralen Punkten der Siedlung stehen und schnelle Verfügbarkeit garantieren. „Superpraktisch“, sagt Adam. „Du gehst aus der Wohnung, holst das Rad heraus und bist weg. Du musst es nicht erst irgendwo hinauf- oder hinuntertragen.“ Es ist ein durchaus ungewohnter Anblick, die schiere Anzahl an Drahteseln erinnert an niederländische Verhältnisse.
Du gehst aus der Wohnung, holst das Rad heraus und bist weg. Du musst es nicht erst irgendwo hinauf- oder hinuntertragen. Ich habe nicht vorgehabt, in der Stadt ein Auto zu halten.
Eva Adam*, Bewohnerin der autofreien Siedlung
Dass zumindest punktuell Menschen beginnen, sich den städtischen Raum wieder anzueignen (und damit dem Auto abzuringen), macht Hoffnung. Gelänge das in größerem Maßstab, käme eine solche Entwicklung nicht zuletzt jenen weniger begüterten Menschen zugute, die überproportional von durch Straßenverkehr verursachter Lärm- und Luftbelastung betroffen sind. „Der gemeinsame Nenner Autofreiheit stellt für viele, die hier bewusst eingezogen sind, den Kristallisationspunkt für ein Gemeinschaftsgefühl dar“, sagt Adam, die sich beruflich um die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt bemüht. Auch bei ihr selbst sei das so gewesen.
„Ich habe nicht vorgehabt, in der Stadt ein Auto zu halten.“ Als sie noch am niederösterreichischen Land lebte, habe sie ihr Fahrzeug als Last empfunden. Es war eine Art notwendiges Übel, auch weil sich ein Abhängigkeitsverhältnis herausgebildet hatte: Angesichts eines unzureichend ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetzes war es ohne eigenen Pkw unmöglich, das Leben zu organisieren. „Aber ich habe nie eine positive Beziehung zu diesem Fahrzeug gehabt.“ Die Siedlung in Floridsdorf hingegen ist gut an Öffis angebunden, mit Straßenbahn und S-Bahn ist der Bahnhof Praterstern – und damit eigentlich auch bereits die Innenstadt – in etwa 20 Minuten erreichbar.