Handbuch der Lebensgeschichten
Vater der Idee war Ali Mahlodji. Er hatte die Idee, gemeinsam mit Patak und einem weiteren Schulfreund whatchado ins Leben zu rufen. Das Ziel: ein Handbuch an Lebensgeschichten schaffen, mit dem Berufsmöglichkeiten aufgezeigt werden und das für alle gratis verfügbar ist. Die ersten Pläne gab es 2010. Ein Jahr später wurde der Verein für Berufsorientierung ins Leben gerufen, im selben Jahr gewannen sie den Social Impact Award. „Mit dem Preisgeld haben wir das erste Kameraequipment gekauft.“ Patak und Co stellten whatchado bei weiteren Wettbewerben vor.
Bei einem davon lernten sie ihren Business Angel Johann Hansmann kennen. Dieser habe sofort gefragt, wann sie mit ihrer Firma starten wollen. „Er hat dann gesagt: Ich steige bei euch ein, ihr gründet die Firma. Die haben wir dann im Jänner 2012 ins Leben gerufen.“ Die Website startete im Juni, zeitgleich mit einem Bericht in der „Zeit im Bild“. Nur einen Tag nach der Ausstrahlung meldeten sich die ersten Firmen. „Die haben gesagt, dass es bei ihnen viele coole Jobs gibt, unter denen sich die Menschen nichts vorstellen können und die sie präsentieren möchten.“ Mittlerweile arbeiten 60 MitarbeiterInnen für whatchado. Weitere Meilensteine in der Geschichte des Unternehmens seien der Gewinn des Staatspreises für Bildung und dass Mahlodji zum EU-Jugendbotschafter ernannt wurde.
Patak fungiert bei whatchado auch als Chief Happiness Officer: „Meine Aufgabe ist es, herauszufinden, wo der Schuh drückt, und dass alle Mitarbeiter zufrieden sind.“ Er sei das Bindeglied zwischen Management und MitarbeiterInnen. „Ich versuche, den Start-up-Spirit zu erhalten und zu schauen, wie wir als Unternehmen wachsen können. Die Euphorie darf nicht verloren gehen.“ Welche Berufe vorgestellt werden, wird auf mehrere Arten entschieden. Einerseits wünscht sich die whatchado-Community oft bestimmte Berufsbilder, andererseits orientiert sich whatchado an den Firmen, mit denen eine Zusammenarbeit besteht: „Es ist zum Beispiel sehr spannend, dass im Energiebereich auch Biologen angestellt werden. Dann suchen wir natürlich immer nach aktuellen Trends und erklären zum Beispiel, wie man erfolgreicher YouTuber wird.“ Auch whatchado holte sich am Beginn etwas Starthilfe in einem Business-Inkubator.
Der Social Impact Hub im 7. Wiener Gemeindebezirk hilft Start-ups, bei denen der soziale Gedanke im Vordergrund steht. Gregor Schütze ist dort für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig: „Die Unternehmen, die sich dort melden, sprechen große Herausforderungen unserer Zeit an: Armut, Klimawandel, Migrationsprobleme, Nachhaltigkeit.“ Im Impact Hub seien viele Firmen aus dem Bereich des Social Entrepreneurships zu finden. Insgesamt betreute der Impact Hub bereits über 500 Firmen.
Von Häftlingen für Häftlinge
Häftlinge und deren Angehörige gut zu informieren und zu unterstützen ist das Ziel von Markus Drechsler. „Da gibt es ein gröberes Informationsdefizit. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Öffentlichkeitsarbeit, um den Maßnahmenvollzug in die Diskussion zu bringen.“ Das 1993 als „Mittersteig-News“ gegründete Magazin wurde bis 2016 justizintern produziert. Im Vorjahr wurde ein Großteil der Redaktion in die Freiheit entlassen, dem Justizpersonal wurde vom Ministerium verboten, an der Produktion von Medien teilzunehmen. Daraufhin entschloss sich Redakteur Markus Drechsler dazu, gemeinsam mit einigen Mitstreitern das Magazin „Blickpunkte“ aus dem justizinternen System zu übernehmen und neu zu gründen. „Es ist eine strukturelle Neugründung, weil die vorhandenen Ressourcen weggefallen sind, also etwa dass in Stein gedruckt wird und dass die Redaktion im Gefängnis ist.“
in Anspruch. Diese helfen mit Geld, Infrastruktur und ihrem eigenen Netzwerk. Andere greifen auf Crowdfunding oder Business Angels zurück.
Man entschloss sich dazu, das zuvor vor allem auf Nachrichten aus der Justizanstalt Mittersteig spezialisierte Magazin neu aufzustellen, in Zukunft wollte man Neuigkeiten aus allen Anstalten Österreichs bringen. „Der zweimal wöchentlich erscheinende Newsletter ist für schnelle Informationen gedacht. Das hoffentlich in absehbarer Zeit wieder erscheinende Magazin wird dann längere Berichte bringen“, so Drechsler.
Die Neugründung bringt auch personelle Änderungen. Waren es früher ausschließlich Insassen, welche die Artikel verfassten, sind nun „ehemalige Insassen, Menschen, die das Projekt von draußen betreuen und mitarbeiten, und Insassen, die aber keine ständigen Autoren sind“. Die Artikel werden von den Häftlingen postalisch oder telefonisch an die Redaktion übermittelt. „Der dritte Weg ist dann bei persönlichen Besuchen“, so Drechsler. Durch die Neustrukturierung sei die Arbeit leichter geworden. Spontane Telefoninterviews, früher unmöglich, können nun zum Beispiel „von draußen“ geführt werden. Die Insassen selbst seien keine Redaktionsmitglieder im eigentlichen Sinn: „Sie verfassen Geschichten, meist aus ihrer persönlichen Wahrnehmung in der Justizanstalt.“ Entscheidend sei, ob die Geschichte in Ordnung und informativ sei und sie veröffentlicht werden könne. „Dadurch, dass wir nicht mehr im Justizsystem sind, haben wir den Vorteil, dass es keine Zensur mehr gibt. Wir können nun – im Rahmen der Gesetze – veröffentlichen, was wir möchten.“ Früher sei die Zensur immer präsent gewesen, da jeder Artikel den Herausgeber betroffen habe und zu kritische Artikel nicht veröffentlicht wurden. „Das hat dann dazu geführt, dass die Insassen von vornherein keine kritischen Artikel geschrieben haben.“ Das sei nun anders. In der nahen Zukunft möchte Drechsler dafür sorgen, dass das Magazin so schnell wie möglich regelmäßig erscheint.