Es reicht nicht, nach Fachkräften zu rufen, die man vorher nicht selbst ausgebildet hat. Es reicht nicht, billiges Personal aus Drittstaaten – sogar aus Asien – rekrutieren zu wollen, wenn man gleichzeitig nicht bereit ist, Arbeit so zu gestalten, dass das vorhandene Arbeitskräftepotenzial optimal eingesetzt werden kann. Es reicht nicht, den jungen Menschen Faulheit vorzuwerfen, wenn man gleichzeitig nicht bereit ist, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen.
Arbeitszeit verkürzen
Unternehmen müssen aktiv werden, um die besten Arbeitskräfte zu bekommen und zu halten. Einige haben das bereits erkannt. Viele hinken jedoch noch nach. Sie betrachten 60 Wochenstunden noch immer als Allheilmittel für den wirtschaftlichen Erfolg. Sie sind noch immer nicht bereit, über eine Arbeitszeitverkürzung zu reden, obwohl Österreichs Beschäftige Europameister bei der Anzahl geleisteter Arbeitsstunden sind.
Besonders im Handwerk, in vielen Industriezweigen mit Schwerarbeit und Schichtarbeit sowie in Pflege- und Gesundheitsberufen kann das Drehen an der Arbeitszeitschraube nur die Zukunft sein. Und ja, es ist schwierig, kürzere Arbeitszeiten mit technischen Erfordernissen und Schichtplänen in Einklang zu bringen. Jedoch zeigen immer mehr Unternehmen vor, dass es möglich ist, und setzen die 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich um. Sogar in der Bauwirtschaft funktioniert die 4-Tage-Woche. Der Erfolg beim Gewinnen und Halten von Mitarbeiter:innen gibt ihnen recht. Die Beschäftigten sind produktiver, gesünder und zufriedener.
Jene hingegen, die einen Vollzeitjob brauchen, um ihre Rechnungen zu bezahlen, und sich dabei kaputt arbeiten, stehen wie die Verlierer:innen da. Das kann nicht der richtige Weg sein. Politik und Sozialpartner sind gefordert, endlich eine Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich umzusetzen. Die letzte gab es vor beinahe fünfzig Jahren! Es ist also höchst an der Zeit! Arbeiten, um zu leben, nicht leben, um zu arbeiten – das muss die Zukunft der Arbeitswelt sein.