Projekt gegen Langzeitarbeitslosigkeit: Erfolgsrezept MAGMA
Langzeitarbeitslosigkeit ist in Österreich ein massives Problem. Denn im März 2021 war jede:r vierte Beschäftigungslose davon betroffen. In Niederösterreich waren es mit 28 Prozent sogar etwas mehr. Schon vor der Pandemie lag diese Quote österreichweit bei immerhin 16 Prozent. Für die Betroffenen wird das Leben durch Langzeitarbeitslosigkeit oft zur Hölle. Sie führt zu psychischen und gesundheitlichen Problemen, die Menschen sind armutsgefährdet und es kommt zu gesellschaftlich-kultureller und sozialer Isolation und familiären Spannungen.
Zumindest in Gramatneusiedl ist es dank MAGMA damit vorbei. Wer über ein Jahr arbeitslos ist, kann sich anmelden und erhält eine Anstellung beim gemeinnützigen itworks Personalservice. Samt Bezahlung nach Kollektivvertrag. Mit diesem Fundament erarbeiten die Teilnehmer:innen in einem bis zu achtwöchigem Workshop Ideen und Projekten. Die sollen das Leben in der Gemeinde verbessern. Dazu gehören unter anderem Altersbegleitung und Jugendarbeit, Grünanlagenpflege und Kräutergärten, eine Mediathek aufbauen und ein Newsletter-Projekt. Parallel zu diesen Aufgaben bewerben sich die Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Sinnvolle Beschäftigung und Weiterbildung
Bei MAGMA handelt es sich um eine lokale Jobgarantie. Dabei macht der Staat langzeitarbeitslosen Menschen ein Jobangebot. Mit vernünftiger Bezahlung in einer gemeinnützigen Tätigkeit. Diese Aufgaben helfen, das Leben für alle in der Gemeinde zu verbessern. Und gleichzeitig die Teilnehmer:innen für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Denn auch das ist eine Folge von Langzeitarbeitslosigkeit. Dabei verlernen Betroffene einst erarbeitete Qualifikationen.
Die Jobgarantie (auch eine Europäische Jobgarantie wird angedacht) hat auch einen wirtschaftlichen Hintergrund. Zum einen für die Teilnehmer:innen: Drei Viertel von ihnen können sich wieder wichtige Dinge des Alltags kaufen. Vor dem Projekt war es lediglich die Hälfte davon. Acht Prozent der Langzeitarbeitslosen gaben vor der Jobgarantie an, die hätten nicht genug Geld für Essen. Das trifft im Projekt auf niemanden mehr zu. Zum anderen lohnt es sich finanziell auch für den Staat. Denn rein monetär wendet der Staat jedes Jahr direkt 30.000 Euro pro arbeitslose Person auf. Stattdessen investiert er das Geld einfach direkt in einen sinnvollen Job.
Bilanz des Jobgarantie-Projekts MAGMA
Drei Viertel aller Teilnehmer:innen am Jobgarantie-Projekt MAGMA haben ein neues Dienstverhältnis gefunden. 42 Prozent sogar am ersten Arbeitsmarkt. 12,3 Prozent sind im Krankenstand, 13,3 Prozent gingen in den Ruhestand oder ins Ausland. In Gramatneusiedl gibt es dank des Projekts also keine Langzeitarbeitslosigkeit mehr.
Eine Teilnehmerin konnte ihr künstlerisches Talent zu einer Qualifikation für einen Arbeitsplatz machen. So bekam sie eine Stelle in einem Bestattungsinstitut und bemalt dort Urnen. Andere Teilnehmer:innen sind für den Gemeindegarten zuständig. Dort dürfen Bürger:innen kostenlos Kräuter pflücken und Gemüse ernten. Auch im Therapiezentrum Pferdestärken sind Teilnehmer:innen beschäftigt. Sie helfen Kindern mit verschiedenen Einschränkungen und Behinderungen. Kurzum: Die ganze Gemeinde profitiert von der Jobgarantie.
Langzeitarbeitslosigkeit abschaffen
Das Jobgarantie-Projekt MAGMA hat gegenüber anderen Beschäftigungs-Initiativen einen entscheidenden Vorteil. Seine Laufzeit. Statt nur weniger Monate ist MAGMA dreieinhalb Jahre geplant. Um die Auswirkungen zu analysieren, arbeitet das AMS mit der Universität Wien und der Oxford University zusammen. Doch dabei alleine bleibt es nicht, wie Sven Hergovich berichtet, Chef des AMS in Niederösterreich. In seinen 22 Geschäftsstellen gab es im Jahr 2021 eine Reform. Ziel war es, „den Betreuungsschlüssel zwischen AMS-Berater:innen und Jobsuchende möglichst kleinzuhalten. Der zentrale Hebel im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit ist intensive Beratung und konsequente Vermittlung.“