Preise im Nebel

Foto (C) ÖGB-Verlag/Michael Mazohl

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Agrarprodukte sind in Österreich deutlich teurer als in Deutschland. Die große Unsicherheit, ob die Preise in ihrer Höhe gerechtfertigt sind, bleibt bestehen.
Die Preise für Agrarprodukte sind in Österreich auf einem relativ hohen Niveau – und das ist nicht erst so, seit sich der Butterpreis in den vergangenen Monaten so stark verteuert hat.

Erstaunliche Unterschiede

Die Arbeiterkammer führt jedes halbe Jahr Preisvergleiche durch und hat dafür einen Warenkorb mit 40 Lebensmitteln erstellt. Von diesen Lebensmitteln werden die jeweils billigsten Produkte sowohl in Wien als auch in Berlin bei mehreren Lebensmittelhändlern, darunter auch Diskonter, eingekauft. Am Ende vergleicht die AK sowohl die Preise der Produkte als auch den Gesamtpreis des Warenkorbs miteinander. Auch eine Preisentwicklung über die Jahre wird auf diese Weise erhoben.

Dabei sind vor allem die großen Preisunterschiede zwischen Österreich und Deutschland erstaunlich. Im Februar 2017 kostete der Warenkorb in Wien – mit Produkten wie etwa diversen Obst- und Gemüsesorten, Milch und Milchprodukten, Eiern, Fleisch, Reis, Tee, Konserven, Mehl, Nudeln und Tiefkühlwaren – knapp 94 Euro.
Für den gleichen Warenkorb mussten KonsumentInnen zum selben Zeitpunkt in Berlin nur etwas mehr als 81 Euro bezahlen. So war etwa Teebutter im Februar in Wien brutto um 36,2 Prozent teurer als in Berlin, Eier kosteten um 45,5 Prozent mehr, Mehl war um 49 Prozent, Frischmilch gar um 70,2 Prozent teurer. Die Spitzenreiter dieser Liste waren auf Platz drei Brathuhn, das in Wien um 84,2 Prozent mehr kostete, auf Rang zwei Schwarztee (90,5 Prozent), und am absoluten Spitzenplatz rangierten Hühnerkeulen, die in Wien fast um 150 Prozent teurer waren als in Berlin.

Bei diesen Preisvergleichen zeigt sich laut Gabriele Zgubic, Leiterin der Konsumentenpolitik in der Arbeiterkammer Wien, dass auch Produkte, die gering verarbeitet sind, in Berlin deutlich billiger sind als in Wien. Die Gründe für die eklatanten Unterschiede sind den KonsumentenschützerInnen aber nicht vollständig klar. „Wir kennen die Preiskalkulationen des Handels nicht im Detail. Unsere Vermutung ist aber, dass es vor allem daran liegt, dass die Konzentration im Lebensmittelhandel in Österreich deutlich höher ist als in Deutschland“, so Zgubic.

Höhere Qualität?

Wenn etwa vom Fleisch gesprochen werde, höre man oft das Argument, dass die Fleischqualität in Österreich viel höher sei, dass etwa in Deutschland die Landwirtschaftsbetriebe viel größer seien. Ob das den riesigen Preisunterschied rechtfertigt, wagt Zgubic zumindest anzuzweifeln. Ähnliches gilt auch für den Milchpreis, wo argumentiert wird, dass in Österreich Milch gentechnikfrei produziert werde. „Aber die Frage ist, ob das einen Preisunterschied von 70 Prozent rechtfertigt“, so Zgubic. Auch der vom Handel gerne ins Treffen geführte Lohnunterschied sei bei Weitem nicht so hoch, als dass damit derartige Preisunterschiede erklärbar wären. Es gebe viele Argumente seitens der Handelsunternehmen, aber: „Bisher haben wir nicht wirklich sehr überzeugende Argumente des Handels gehört, welche die Preisunterschiede plausibel erklären würden.“

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