Hart in der Sache, herzlich im Umgang

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Mit Ausdauer für die Rechte der ArbeitnehmerInnen eintreten: Das macht Anita Palkovich, Chefverhandlerin der GPA-djp im Handel und Verkehrsbereich. Dafür muss man Gegenwind aushalten können.

Anita Palkovich verhandelt auch Kollektivverträge für den Verkehrsbereich Straße. In allen KVs kann am ersten Schultag des Kindes bezahlt freigenommen werden.

Verantwortung abbilden

Das Mindestgehalt für Vollzeitangestellte beträgt im neuen Kollektivvertrag 1.714 Euro brutto. „Wir haben in den letzten fünf Jahren eine Anhebung der Einstiegsgehälter von 14,3 Prozent erreicht, Lehrlingsentschädigungen stiegen um mehr als ein Drittel. Demgegenüber steht eine Inflation von 7,4 Prozent“, sagt die Verhandlerin stolz. Meilensteine sind für sie und ihr Team der Rechtsanspruch auf die 4-Tage-Woche sowie eine KV-Reform.

Palkovich blättert in einer gebundenen Ausgabe des KV und erklärt, dass es nun acht statt bisher sechs Beschäftigungsgruppen gibt. Die neuen Beschreibungen sind aussagekräftiger, wodurch es zu einer besseren Abgrenzung kommt. Bisher waren 70 Prozent der Angestellten in zwei Gruppen eingestuft. Das ändert sich nun. Mit der neuen Regelung „Vertretungsgeld“ können Angestellte für einzelne Stunden Führungsaufgaben übernehmen. „Das ermöglicht auch den vielen Teilzeitbeschäftigten im Handel, in die nächste Hierarchieebene vorzudringen.“

Neue Lösungen

Im Büro von Palkovich, das sie sich mit einer Kollegin teilt, hängen Fotos, die Stationen ihrer Karriere und ihres Familienlebens zeigen. Am Schreibtisch steht eines ihrer selbstgemachten Kerzenhäuschen aus Papier. „Kreativität ist auch in KV-Verhandlungen gefragt, man sucht oft neue Lösungen.“ Der Handel ist für Palkovich kein schlechter Arbeitgeber, es brauche aber echte Zukunftschancen, auch für Lehrlinge. Die Lehrlingsentschädigung in Gehalt umzubenennen allein reicht nicht, mehr Weiterbildung und eine Arbeitszeitreform sind notwendig.

Kreativität ist auch in KV-Verhandlungen gefragt, man sucht oft neue Lösungen. 

Anita Palkovich

Dünne Personaldecke

Die Angestellten wünschen sich Planungssicherheit und das Recht auf die Einhaltung der vereinbarten Arbeitszeit. Doch oft ist die Personaldecke zu dünn, was sich jährlich im Weihnachtstrubel zeigt. Erstmals schlossen 2019 die Geschäfte am 24. Dezember um 13 statt um 15 Uhr, wie in den KV-Verhandlungen 2018 vereinbart. Umso mehr ärgerte sich Palkovich, dass einige Handelsketten die „verlorenen Stunden“ zu Silvester mit längeren Öffnungszeiten kompensierten. „Darüber werden wir verhandeln. BetriebsrätInnen haben uns gemeldet, dass die Belastung, vor allem im Lebensmittelhandel, fast nicht mehr zu stemmen war.“ Deshalb appellierten die Gewerkschaften auch an die VerbraucherInnen. Ein ÖGB-Video auf Facebook, in dem FunktionärInnen und KundInnen gegen längere Öffnungszeiten auftraten, wurde mehr als 830.000-mal aufgerufen.

Kondition

Aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen der größten Arbeitgeber Österreichs handelt, stehen die Lohnrunden im Handel unter großem öffentlichem Interesse. Das bekommen die Töchter von Anita Palkovich mit, die fünf und acht Jahre alt sind: „Sie finden es spannend, wenn ich im Fernsehen zu sehen bin.“ Ohne familiären Rückhalt wäre der Job nicht zu bewältigen, wie sie betont. Die Kondition dafür holt sie sich beim Triathlontraining für die Sprintdistanz: „Beim Radfahren und Laufen kann man sich gut abreagieren, das Schwimmen macht den Kopf frei“, lacht sie.

Von
Sandra Knopp und Udo Seelhofer

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 2/20.

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Über den/die Autor:in

Sandra Knopp und Udo Seelhofer

Sandra Knopp ist freie Journalistin für verschiedene Radio und Printmedien, und hat die Themen Arbeitsmarkt, Soziales und Gesellschaftspolitik als Schwerpunkte. Udo Seelhofer war früher Lehrer und arbeitet seit 2012 als freier Journalist. Seine Schwerpunkte sind Gesellschaft, soziale Themen und Religion. Im Team wurden sie beim Journalismuspreis „Von unten“ 2017 für ihre Arbeit&Wirtschaft Reportage „Im Schatten der Armut“ ausgezeichnet.

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