Interview: Neue Ideen für eine alternde Gesellschaft

Inhalt

  1. Seite 1 - Demografische Entwicklung
  2. Seite 2 - Formen der Pflege
  3. Seite 3 - Volkswirtschaftliche Effekte und Arbeitsmarkt
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Rund 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen werden in Österreich von Angehörigen gepflegt. Doch geburtenschwache Jahrgänge und veränderte Lebensweisen – immer mehr Menschen leben alleine – bringen dieses Pflegesystem ins Wanken. WIFO-Pflegeexpertin Ulrike Famira-Mühlberger im Interview.

Porträtfoto Ulrike Famira-Mühlberger
„Aufgrund des hohen Anteils an Personalkosten ist die Wertschöpfung von Pflegeausgaben höher als in vielen anderen Bereichen.“

Es wird über Ausgaben und Kosten diskutiert. Was ist mit volkswirtschaftlichen Effekten?

Das WIFO hat im Jahr 2017 auf Basis von Daten aus 2015 die volkswirtschaftlichen Verflechtungen des Pflegesektors analysiert. Für den stationären und mobilen Bereich haben wir festgestellt, dass Bruttoausgaben von 3,4 Milliarden Euro zu einer Wertschöpfung von 5,9 Milliarden Euro führen. Aufgrund des hohen Anteils an Personalkosten ist die Wertschöpfung von Pflegeausgaben höher als in vielen anderen Bereichen. 

Viel Stress, wenig Lohn: Welche Maßnahmen braucht es, um mehr Menschen für die Branche zu begeistern?

Bis 2030 werden zusätzliche 24.000 Personen im mobilen und stationären Bereich benötigt bzw. 18.000 Vollzeitjobs.

Wir haben uns in der letzten Studie mit dem Personalbedarf beschäftigt. Bis 2030 werden zusätzliche 24.000 Personen im mobilen und stationären Bereich benötigt bzw. 18.000 Vollzeitjobs. Bis 2050 werden zusätzlich rund 79.000 Personen benötigt bzw. 58.000 in Vollzeit. Wir gehen dabei von den aktuellen Leistungsstunden pro betreuter Person aus. Es werden hohe Anstrengungen nötig sein, um diesen Personalbedarf decken zu können. Das umfasst die Ausbildungswege, aber auch eine höhere Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen. Dabei geht es um Flexibilität, Rückhalt und Karriereperspektiven. 

Inwiefern bräuchte es mehr Alternativen zu bestehenden Modellen?

Ich denke, es muss mehr in Prävention investiert werden. Jeder Tag, um den die Pflegebedürftigkeit nach hinten verschoben werden kann, hilft. Ich glaube, man muss aber auch „out of the box“ denken. Ein wichtiger Schritt wäre, dass man die Organisation der Pflege auf sehr kleinräumige Strukturen herunterbricht, damit effizientere und effektivere Pflege gewährleistet werden kann. Ich denke etwa an die Zuständigkeit von autonomen Pflegediensten für einen Ort, ein Dorf oder ein Grätzel. Diese können auch den Bedarf besser einschätzen.

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Über den/die Autor:in

Sandra Knopp und Udo Seelhofer

Sandra Knopp ist freie Journalistin für verschiedene Radio und Printmedien, und hat die Themen Arbeitsmarkt, Soziales und Gesellschaftspolitik als Schwerpunkte. Udo Seelhofer war früher Lehrer und arbeitet seit 2012 als freier Journalist. Seine Schwerpunkte sind Gesellschaft, soziale Themen und Religion. Im Team wurden sie beim Journalismuspreis „Von unten“ 2017 für ihre Arbeit&Wirtschaft Reportage „Im Schatten der Armut“ ausgezeichnet.

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