Finanzierung der Pensionen: Frauen und die Altersarmut
Die Finanzierung der Pensionen funktioniert in Österreich generationenübergreifend. Im Sozialstaat finanzieren die Beschäftigten, die gerade arbeiten, mit ihren Abgaben die Pensionen der Menschen, die nicht mehr arbeiten müssen. Je weniger Menschen auf Pensionen, Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe angewiesen sind, desto leichter ist dieses System zu finanzieren. Das Ausmaß und die Qualität der Erwerbsarbeit sind dafür entscheidend.
Für viele Frauen wird die Pension jedoch zur Armutsfalle. Hintergrund ist, dass Arbeitgeber:innen 1,78 Prozent vom jährlichen Einkommen ihrer Beschäftigten auf deren Pensionskonto einzahlen. Je mehr die Arbeitnehmer:innen verdienen, desto mehr Geld sammelt sich auf diesem Konto. Für Frauen kann das eine Altersarmut sein. Denn sie erledigen verstärkt unbezahlte Care-Arbeit oder arbeiten in Teilzeit. Michaela Moser von der Armutskonferenz versucht, das Problem zu lösen.
Arbeit&Wirtschaft: Ein Faktor für Altersarmut bei Frauen sind niedrige Pensionen. Der Grund dafür liegt oft in langjähriger Teilzeitarbeit. Wie kann hier gegengesteuert werden?
Moser: „Frauen zahlen einen hohen Preis fürs Sorgen. Die Übernahme unbezahlter Sorgearbeit für Kinder, Kranke oder Alte ist schwer mit Vollzeitarbeit zu vereinbaren, zumal es auch an Kinderbetreuungsangeboten mangelt. Hier braucht es ein anderes Verständnis unterschiedlicher Formen von Arbeit, verkürzte Vollzeitarbeit, die Zeit zum Sorgen lässt, ein Sozial- und Pensionssystem, das darauf besser Rücksicht nimmt, sowie eine gerechtere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern.“
Arbeit&Wirtschaft: Ein weiterer Faktor ist die niedrigere finanzielle Bewertung von Arbeit in frauendominierten Branchen wie dem Handel. Wie sieht die strukturelle Lösung aus?
Moser: „Naheliegend wäre hier das Verhandeln besserer Mindestlöhne – was offenbar schwierig ist, weswegen einiges für einen gesetzlichen Mindestlohn spricht. Letztlich braucht es Veränderungen in der Bewertung von Arbeit. Es ist inakzeptabel, dass Arbeitgeber:innen Tätigkeiten, die nun wohl alle als strukturrelevant erkannt haben, so schlecht entlohnen.“
Arbeit&Wirtschaft: Wie kann Frauen geholfen werden, die bereits in Pension und in finanzieller Not sind?
Moser: „Strukturell durch eine Systemänderung. Konkret und in akuter Not soll mit professioneller Hilfe einer Frauen- oder Sozialberatungsstelle geprüft werden, ob alle Ansprüche ausgeschöpft sind. Und welche weiteren Unterstützungsmöglichkeiten finanzieller Art oder durch Sachleistungen es gibt. Wenn der gesundheitliche Zustand es erlaubt, schaffen Projekte wie z. B. die Lokale der „Vollpension“ Zuverdienstmöglichkeiten. Sie bieten zugleich Orte der Begegnung zwischen den Generationen. Und natürlich müsste man die Mindestpensionen auf ein existenzsicherndes Niveau anheben.“