Reportage: Fokus PatientInnenwohl

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  1. Seite 1 - Im CS Hospiz Rennweg
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Kranke Menschen pflegen, einiges an Stress und viel Papierkram: Das gehört zum Alltag als Krankenschwester. Wie geht man damit um und was zählt beim Job? Udo Seelhofer und Sandra Knopp haben Einblick in den Arbeitsalltag in einem Hospiz und in einem Spital bekommen.

„Uns ist wichtig, dass der Patient bzw. die Patientin uns kennenlernt und weiß, an wen er oder sie sich wenden kann“, Paula Bucur, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson

Tagdienst ab 7 Uhr früh

Vom CS Hospiz Rennweg zur chirurgischen Station im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien: An der Wand hängen Fotos der MitarbeiterInnen. Auf einem davon ist Paula Bucur zu sehen. Sie arbeitet hier seit acht Jahren als Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson (DGKP). Der Tagdienst startet um 7 Uhr mit der Übergabe. Die Morgenrunde startet, das Frühstück wird verteilt und über Therapien informiert. „Uns ist wichtig, dass der Patient bzw. die Patientin uns kennenlernt und weiß, an wen er oder sie sich wenden kann“, betont Bucur. Die Station hat 37 Betten, pro Tag ist die Pflegeperson für 17 bis 20 PatientInnen hauptzuständig. Paula Bucur ist die Zusammenarbeit mit den PatientInnen wichtig, sie freut sich, dass man mit Kleinigkeiten Gutes bewirken kann. Schwierig sei ihr Job, wenn PatientInnen unbedingt nach Hause möchten, aber bleiben müssen. Da wird schon mal heftig diskutiert.

Barbara Mally, Stationsleiterin (DGKP), betont: „PatientInnen sind heute kritischer, recherchieren und verlangen viel. Ein Teil von ihnen oder deren Angehörige reagieren aggressiv.“

Barbara Mally, Stationsleiterin (DGKP), betont, dass sich das PatientInnenverhalten verändert habe. „PatientInnen sind heute kritischer, recherchieren und verlangen viel. Ein Teil von ihnen oder deren Angehörige reagieren aggressiv.“ Deshalb bietet das Krankenhaus Deeskalationstrainings an. „Wenn es emotional wird, können wenige Worte viel bewirken.“ Dennoch sei es notwendig, dass man ein dickes Fell hat. Oft sei es schwer, gegen „Dr. Google“ anzukämpfen, und PatientInnen diskutierten über Untersuchungen, die ihrer Meinung nach gemacht werden müssten. Bucur ergänzt: „Es gehört zum Alltag. Es ist das Recht der PatientInnen, zu hinterfragen.“ Das Ziel sei es aber, einen Mittelweg zu finden und die PatientInnen miteinzubeziehen, schließlich stünden sie im Vordergrund.

Stresslevel

Auf der Station ist es am stressigsten, wenn die Betten fast vollständig belegt sind, zehn Neuaufnahmen anstehen und man eigentlich mehr Betten bräuchte. Am Schwesternstützpunkt ist der Druck am höchsten. „Patientenentlassungen müssen gemanagt werden, die Visite zum richtigen Zeitpunkt starten, ich muss wissen, auf welche Stationen ich auf der Suche nach einem Bett notfalls ausweichen kann“, sagt Stationsleiterin (DGKP) Barbara Mally. Zum Glück verläuft die Zusammenarbeit mit anderen Stationen kollegial, wie auch im Team. Auf der Station gebe es ein gutes Arbeitsklima. Oft kommt aber viel zusammen: ein unvorhergesehener Krankenstand, eine fehlende Aushilfe oder ein privates Problem. Es gab schon das eine oder andere Mal, dass Paula Bucur nach einem 12-Stunden-Tag nach Hause kam und sich fragte: Warum tu ich mir das an?

„Die Jungen lernen das von den Älteren“, so Stationsleiterin Mally. Bucur erinnert an zwei frisch ausgebildete Kolleginnen: „Sie merken, wie ruhig ich in manchen Situationen bleibe. Ich weiß, vor ein paar Jahren war ich genauso aufgeregt.“

Das ändert sich aber wieder, wenn sich am nächsten Tag PatientInnen mit einem Lächeln bedanken. Dass ihr Job nicht einfach ist, manche Situationen belasten, daran hat sie sich gewöhnt. Das sei bei anderen Berufsgruppen doch ähnlich. Das Abschalten nach der Arbeit muss gelernt werden. „Die Jungen lernen das von den Älteren“, ergänzt Mally. Bucur erinnert an zwei frisch ausgebildete Kolleginnen: „Sie merken, wie ruhig ich in manchen Situationen bleibe. Ich weiß, vor ein paar Jahren war ich genauso aufgeregt.“ Den Schichtdienst beschreibt Bucur als herausfordernd: „Viele glauben, es sei toll, wenn man nach Schichtende mehrere Tage frei hat. Aber man muss für Familie und Kinder immer voll einsatzfähig sein. Den Dienstplan bekommen die MitarbeiterInnen zwei Monate im Voraus. Das ermögliche eine gute Zeitplanung, meint Bucur. Ihr gefällt die Gesprächskultur im Team: „Wir tauschen uns regelmäßig aus. Natürlich gibt es auch mal Reibepunkte, aber wir können auf Augenhöhe miteinander diskutieren, und deshalb bin ich schon so lange auf der Station.“ Wichtig für ihren Arbeitsalltag ist ein starkes und stabiles Team.

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Über den/die Autor:in

Sandra Knopp und Udo Seelhofer

Sandra Knopp ist freie Journalistin für verschiedene Radio und Printmedien, und hat die Themen Arbeitsmarkt, Soziales und Gesellschaftspolitik als Schwerpunkte. Udo Seelhofer war früher Lehrer und arbeitet seit 2012 als freier Journalist. Seine Schwerpunkte sind Gesellschaft, soziale Themen und Religion. Im Team wurden sie beim Journalismuspreis „Von unten“ 2017 für ihre Arbeit&Wirtschaft Reportage „Im Schatten der Armut“ ausgezeichnet.

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