Parlament: Vertrauen vermisst
Ein neuer Anstrich täte aber auch der Politik gut. Denn das Vertrauen liegt am Boden, in einer Langzeitstudie des Marktforschungsinstituts SORA und der Politologen Peter Hajek und Peter Ulram, zeigt die Bevölkerung großes Misstrauen. Während im Jahr 1981 nur 30 Prozent der Befragten der Aussage, Politiker würden ihre Sache im Großen und Ganzen nicht gut machen, zustimmen, waren es im heurigen Sommer 64 Prozent.
Doris Bures, zweite Nationalratspräsidentin, erklärt die Problematik im Interview mit der A&W: „Was sich leider in den letzten Jahren bei der Regierung des zurückgetretenen Bundeskanzlers eingebürgert hat, ist ein despektierlicher Umgang mit dem Parlament. Für eine funktionierende Demokratie ist es aber unerlässlich, dass alle verfassungsmäßigen Akteur:innen mit Respekt und auf Augenhöhe kooperieren. Dahin müssen wir wieder zurückkehren. Das Parlament ist die Herzkammer der Demokratie, hier agieren die gewählten Volksvertreter:innen. Das muss einer Regierung stets bewusst sein!“
Transparenz gesucht
Aber noch ist nicht alles verloren. Heinz Fischer, Altbundespräsident, bleibt hoffnungsvoll, wie er im Interview mit der A&W ausdrücklich betont: „Ich würde nicht sagen, die österreichische Demokratie steht knapp vor dem Zusammenbruch. Aber die Demokratie muss jeden Tag gewollt werden, praktiziert werden und verteidigt werden. Nur dann kann sie sich stabil entwickeln. Wenn Schwächen sichtbar werden, dann muss gezielt an deren Überwindung gearbeitet werden.“
Auch die Studie kommt zum Schluss, dass noch nicht alles verloren ist. Mehr Transparenz kann das Misstrauen der Bevölkerung abfedern, geheime Sideletters zu Koalitionsverträgen sind allerdings schlicht nicht mehr möglich. Nun denn, der erste Schritt ist gemacht, zumindest aus baulicher Sicht erstrahlt alles in neuem Glanz. Bleibt zu hoffen, dass sich der frische Wind auf die Politik überträgt.