Pandemiebekämpfung und Patente auf Impfstoffe: Nur eine globale Lösung beendet die Coronakrise

Inhalt

  1. Seite 1 - Die Pandemie, die spaltet
  2. Seite 2 - Privatisierung der Gewinne
  3. Seite 3 - Globale Gemeingüter statt bloßer Wohltätigkeit
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Nach zwei Jahren ist klar: Die COVID-19-Pandemie muss für alle auf dieser Welt enden – oder sie endet für niemanden. Die reichen Industrieländer und ihre Pharmakonzerne stehen in der Pflicht. Eine Analyse von Lisa Kreutzer, Lukas Oberndorfer und Oliver Prausmüller.

Privatisierung der Gewinne

Während die Entwicklungskosten mit öffentlichen Geldern gestemmt wurden, wurden die Gewinne privatisiert. Das Pharmaunternehmen Pfizer hob seine Umsatzprognose für den Impfstoff dieses Jahr auf 36 Milliarden Dollar. Im kommenden Jahr sollen es 29 Milliarden sein.  Der Hersteller Moderna rechnet im Jahr 2021 mit einem Umsatz von 15 bis 18 Milliarden Dollar.

Der Hersteller Moderna rechnet im Jahr 2021 mit einem Umsatz von 15 bis 18 Milliarden Dollar.

Aufgrund der enormen öffentlichen Vorleistungen und in Anbetracht der andauernden Pandemie, sagt die Gesundheitsforscherin Claudia Wild, dass es dringend notwendig sei, den Patentschutz der Pharmakonzerne auszusetzen. Wild hat ihre Habilitation in Sozialmedizin zum Thema „Ressourcenallokation im Gesundheitswesen“ verfasste.

Schon seit über einem Jahr fordern rund hundert Staaten, angeführt von Indien und Südafrika, in der Welthandelsorganisation den sogenannten „TRIPS-Waiver“. Damit sollen geistige Eigentumsrechte auf Covid-19-Impfstoffe, Testgeräte und Medikamente für die Dauer der Pandemie ausgesetzt werden. Ziel ist, die notwendigen Mengen kostengünstig und eigenständig herstellen zu können.

Doch selbst die aufkommende Omikron-Variante reichte zuletzt nicht aus, um die Blockade gegen den „TRIPS-Waivers” in der Welthandelsorganisation zu lösen. Seine Gegner – allen voran die EU – zeigen sich wenig beeindruckt. Doch sie sind mittlerweile mit unzähligen Aufrufen von kritischer Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen, der internationalen Gewerkschaftsbewegung und selbst des Europaparlaments zur Unterstützung der Patentfreigabe konfrontiert.

Es ist eine neue Technologie, man kann nicht einfach Leute einstellen, die wissen, wie man mRNA herstellt – diese Leute gibt es nicht.

Stéphane Bancel, Moderna CEO

Trotz zunehmenden Drucks der Öffentlichkeit lehnen die Geschäftsführer von Moderna und Pfizer es weiterhin ab, ihre mRNA-Technologie ärmeren Ländern zur Verfügung zu stellen. Das Verfahren zur Herstellung der Impfstoffe sei zu komplex, entsprechende Anlagen zu errichten zu aufwändig, fähiges Personal sei in den Ländern nicht zu rekrutieren. „Es ist eine neue Technologie, man kann nicht einfach Leute einstellen, die wissen, wie man mRNA herstellt – diese Leute gibt es nicht“, sagte Moderna CEO Stéphane Bancel, kurz nachdem die US-Regierung unter Joe Biden im Mai dieses Jahres bekannt gab, dass sie eine Freigabe der Patente unterstütze. Bancel meint: Selbst wenn Patente freigegeben würden, könnten die Impfstoffe nicht im globalen Süden hergestellt werden.

Im Juni gab die WHO bekannt, dass sie mit einem Konsortium aus südafrikanischen Impfstoffunternehmen und Universitäten ein Zentrum für mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 eingerichtet habe, das mit der Produktion starten könnte.

Diesem Argument haftet nicht nur ein kolonialer Beigeschmack an, sondern es ist auch falsch. Im Juni gab die WHO bekannt, dass sie mit einem Konsortium aus südafrikanischen Impfstoffunternehmen und Universitäten ein Zentrum für mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 eingerichtet habe, das mit der Produktion starten könnte. Die WHO und viele Wissenschaftlerinnen sind sich darin einig, dass die Vakzine auch in Ländern des Globalen Südens effizient und ressourcensparend hergestellt werden könnten.

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  1. Seite 1 - Die Pandemie, die spaltet
  2. Seite 2 - Privatisierung der Gewinne
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