Dass der Impfstoff global verteilt werden müsste, um die Pandemie zu beenden, war früh klar. Deshalb versuchten es die reichen Staaten anfangs mit dem Wohltäter-Prinzip. Anstelle einer nachhaltigen Strategie, mit der man Impfstoffe global und günstig herstellen könnte.
Dass der Impfstoff global verteilt werden müsste, um die Pandemie zu beenden, war früh klar. Deshalb versuchten es die reichen Staaten anfangs mit dem Wohltäter-Prinzip. Anstelle einer nachhaltigen Strategie, mit der man Impfstoffe global und günstig herstellen könnte, sollte der Impfstoff-Bedarf der ärmeren Länder durch COVAX gedeckt werden. Eine Allianz, die auf eine Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Europäischen Kommission und Frankreichs zurückgeht. Sie sollte für Impfgerechtigkeit auf der ganzen Welt sorgen. Ab Februar 2021 lieferte COVAX erste Impfstoffdosen an Ghana und die Elfenbeinküste. Doch es ging zu langsam und die Spenden waren begrenzt. Die wohlhabenden Länder sicherten sich zuerst ihren eigenen Vorrat.
Die Pandemie, die spaltet
Die Kluft zwischen Ländern mit und ohne ausreichende Impfstoffe wurde derweil immer größer. In den europäischen Staaten und Nordamerika sind um die 70 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft. In Spanien haben gar 90 Prozent der impfbaren Personen bereits vollen Impfschutz. In Ländern mit niedrigem pro Kopf Einkommen, wie etwa dem Kongo, Sudan oder Jemen, haben weniger als zehn Prozent eine erste Impfung gegen COVID-19 erhalten. Die WHO gibt an, dass momentan sechsmal so viele Boostershots in reichen Ländern verabreicht werden, wie Erstimpfungen in armen Ländern. Nur rund ein Viertel des Gesundheitspersonals in Afrika ist bislang gegen COVID-19 geimpft.
Je weniger Menschen auf der Welt geimpft sind, desto mehr Infektionen gibt es. Je mehr Infektionen es gibt und je länger die Pandemie läuft, desto mehr Chancen bekommt das Virus für Mutationen. Sie zeigen dem System, das aus Impfstoffen und Patenten Profite ziehen will, seine Grenzen auf. Entsprechend laut muss für die Interessen dieses Systems lobbyiert werden. Große Pharmaverbände laufen seit Monaten gegen eine Freigabe von Patentrechten an COVID-19-Impfstoffen Sturm. Die Botschaft der ressourcenaufwendigen Lobbyarbeit ist deutlich: Kommt die Freigabe, würden Investoren künftig kein Geld mehr in die Seuchen-Bekämpfung stecken.
Die raschen Erfolge bei der Entwicklung der Impfstoffe war ohnehin nur dank Grundlagenforschung zur mRNA-Technologie möglich, die seit Jahrzehnten mit öffentlichen Mitteln an öffentlichen Universitäten erforscht wird.
Doch die raschen Erfolge bei der Entwicklung der Impfstoffe war ohnehin nur dank Grundlagenforschung zur mRNA-Technologie möglich, die seit Jahrzehnten mit öffentlichen Mitteln an öffentlichen Universitäten erforscht wird. Ihre Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1961, in dem es Forschern aus Frankreich und den USA erstmals gelang, mRNA nachzuweisen. Diesem Fundament verdanken private Firmen wie Biontech/Pfizer oder Moderna ihren Erfolg. Doch selbst der musste auf den letzten Metern der Impfstoffentwicklung mit staatlichen Mittel finanziert werden. Moderna bekam rund 955 Millionen Dollar Fördergelder und Pfizer 1,95 Milliarden Dollar. Die deutsche Bundesregierung förderte außerdem BioNTech, IDT Biologika und CureVac mit rund 750 Millionen Euro.