Verständlicherweise stiegen viele Österreicher:innen für ihre Weihnachtseinkäufe auf Online-Shopping um und die Paketflut nahm zu. Die Packerl werden zu einem erheblichen Teil durch sogenannte KEP-Dienstleister:innen zugestellt. KEP steht für Kurier-, Express- und Paketdienst. Nach der Post sind es die privaten Anbieter wie DPD, DHL, GLS, Fedex, TNT oder UPS, die sich den Markt in Österreich teilen. Jedoch sind nicht alle Bediensteten wie bei der Post fix angestellt, sondern viele in einer Form von Scheinselbstständigkeit für die Unternehmen unterwegs.
Acht Stunden Bezahlung, zwölf Stunden Arbeit
Zumeist sind es Männer, die hinter den Lenkrädern ihrer Transporter sitzen und unter intensivem Zeitdruck täglich bis zu 200 Pakete zustellen müssen. Ein Arbeitstag kann durchaus zehn Stunden und länger dauern und das Wochenende beschränkt sich speziell in den Wochen vor Weihnachten auf Sonntag. So kommen die Fahrer:innen bis Samstagnachmittag auf mehr als sechzig Arbeitsstunden. Bei zumindest fairer Bezahlung möchte man meinen, jedoch trifft das nicht auf alle zu.
Wir fordern daher eine Haftung des Erstauftraggebers für die Löhne. Denn so wäre eine Weitergabe von Aufträgen weniger attraktiv und man würde die Verantwortung der Löhne dort haben, wo sie hingehört, nämlich bei den Hauptprofiteuren des Systems.
Bianca Schrittwieser, Juristin für Arbeitsrecht der Arbeiterkammer Wien
Ein Lohn von 1.000 netto ist für viele bittere Realität, denn Überstunden werden oft nicht gezahlt. „Wir fordern daher eine Haftung des Erstauftraggebers für die Löhne. Denn so wäre eine Weitergabe von Aufträgen weniger attraktiv und man würde die Verantwortung der Löhne dort haben, wo sie hingehört, nämlich bei den Hauptprofiteuren des Systems“, sagt Bianca Schrittwieser, Juristin für Arbeitsrecht der Arbeiterkammer Wien. Eine Forderung, die auch Karl Delfs stellt, Fachsekretär von der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida. Die Gewerkschaft fordert von der Regierung eine Lenkzeit-Aufzeichnung für Zusteller:innen, eine Versender-Haftung und will schärfere Kontrollen durch die Finanzpolizei.