Paketbranche: Weihnachtshorror für Beschäftigte

Ein Paketzusteller mit Sackkarre. Die Arbeitsbedingungen bei den Paketdiensten sind unmenschlich.
Paketdienste boomen, gerade zur Weihnachtszeit. Die Beschäftigten sind mit unmenschlichen Arbeitsbedingungen konfrontiert. | © ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

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  1. Seite 1 - Acht Stunden Bezahlung, zwölf Stunden Arbeit
  2. Seite 2 - Systematische Ausbeutung von Migrant:innen
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Amazon, Otto, Zalando & Co. feiern im Vorweihnachts-Lockdown Rekordumsätze. Doch die werden auf den Rücken von Paketzusteller:innen gemacht, die zehn und mehr Stunden am Tag schuften.
Und täglich grüßt das Murmeltier war nicht nur eine gelungener Film mit Bill Murray, sondern trifft genauso auf die Vorweihnachtszeit im Jahr 2021 zu. Denn ähnlich wie im Vorjahr stand Österreich in dieser Zeit wochenlang still. Nichts, was nicht lebensnotwendig war, hatte in geöffnet. Gerade kleine Einzelhandelsunternehmen mit wenigen Angestellten traf die Situation zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt. Online-Riesen wie Amazon, Otto oder Zalando hingegen rieben sich die Hände, da ein weiterer Rekorddezember vor der Tür stand. Mittelgroße Händler mit einem gut sortierten Onlineshop konnten das Geschäft ebenso teilweise kompensieren.

Verständlicherweise stiegen viele Österreicher:innen für ihre Weihnachtseinkäufe auf Online-Shopping um und die Paketflut nahm zu. Die Packerl werden zu einem erheblichen Teil durch sogenannte KEP-Dienstleister:innen zugestellt. KEP steht für Kurier-, Express- und Paketdienst. Nach der Post sind es die privaten Anbieter wie DPD, DHL, GLS, Fedex, TNT oder UPS, die sich den Markt in Österreich teilen. Jedoch sind nicht alle Bediensteten wie bei der Post fix angestellt, sondern viele in einer Form von Scheinselbstständigkeit für die Unternehmen unterwegs.

Acht Stunden Bezahlung, zwölf Stunden Arbeit

Zumeist sind es Männer, die hinter den Lenkrädern ihrer Transporter sitzen und unter intensivem Zeitdruck täglich bis zu 200 Pakete zustellen müssen. Ein Arbeitstag kann durchaus zehn Stunden und länger dauern und das Wochenende beschränkt sich speziell in den Wochen vor Weihnachten auf Sonntag. So kommen die Fahrer:innen bis Samstagnachmittag auf mehr als sechzig Arbeitsstunden. Bei zumindest fairer Bezahlung möchte man meinen, jedoch trifft das nicht auf alle zu.

Wir fordern daher eine Haftung des Erstauftraggebers für die Löhne. Denn so wäre eine Weitergabe von Aufträgen weniger attraktiv und man würde die Verantwortung der Löhne dort haben, wo sie hingehört, nämlich bei den Hauptprofiteuren des Systems.

Bianca Schrittwieser, Juristin für Arbeitsrecht der Arbeiterkammer Wien

Ein Lohn von 1.000 netto ist für viele bittere Realität, denn Überstunden werden oft nicht gezahlt. „Wir fordern daher eine Haftung des Erstauftraggebers für die Löhne. Denn so wäre eine Weitergabe von Aufträgen weniger attraktiv und man würde die Verantwortung der Löhne dort haben, wo sie hingehört, nämlich bei den Hauptprofiteuren des Systems“, sagt Bianca Schrittwieser, Juristin für Arbeitsrecht der Arbeiterkammer Wien. Eine Forderung, die auch Karl Delfs stellt, Fachsekretär von der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida. Die Gewerkschaft fordert von der Regierung eine Lenkzeit-Aufzeichnung für Zusteller:innen, eine Versender-Haftung und will schärfere Kontrollen durch die Finanzpolizei.

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Über den/die Autor:in

Stefan Mayer

Stefan Mayer arbeitete viele Jahre in der Privatwirtschaft, ehe er mit Anfang 30 Geschichte und Politikwissenschaft zu studieren begann. Er schreibt für unterschiedliche Publikationen in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Sport.

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