Espressomaschinen sind komplexe Geräte mit Tausenden von Einzelteilen. Gehen sie kaputt, landen sie aufgrund der oft schwierigen Reparatur häufig auf dem Müll. Hier kommt Sarah Zand ins Spiel. Sie absolviert gerade eine Ausbildung als Mechatronikerin und repariert Espressomaschinen der Marke La Marzocco. „Das ist mir wichtig, auch aus Umweltschutzgründen. Wir versuchen, Einzelteile wiederzuverwerten, sie aus Geräten auszubauen und in andere einzubauen. Beispielsweise, wenn es einen Hydraulikschaden gibt.“ Bei Sarah Zand liegt das Interesse an Maschinen und Technik in der Familie. „Alle meine Geschwister hatten mit Technik zu tun. Das wollte ich auch. Mechatronik hat mir gut gefallen.“ Sarah Zand absolviert ihre Ausbildung im Rahmen der Umweltstiftung. Der ÖGB und die Wirtschaftskammer haben sie mit dem Ziel etabliert, Erwerbslosen eine Berufsausbildung im Umweltbereich zu ermöglichen. Zehn Millionen Euro stehen bereit, um rund 1.000 Menschen zu qualifizieren. Als Trägerin der Stiftung tritt die AUFLEB GmbH auf, die seit 1995 Erwerbslose an den österreichischen Arbeitsmarkt vermittelt.
Umweltstiftung bietet Ausbildung in verkürzter Lehrzeit
„Die Umweltstiftung richtet sich an Menschen, die über keine auf dem Arbeitsmarkt verwertbare Ausbildung verfügen“, sagt AUFLEB-Geschäftsführer Paul Köfler. „Wir helfen diesen Menschen quasi dabei, aufzuleben – ein schönes Bild, wie ich finde.“ Doch auch die Wirtschaft profitiert von dem Angebot. „Über AUFLEB können wir für die Wirtschaft qualifizierte Fachkräfte bereitstellen, die dann einen Beitrag zur Ökologisierung in den Betrieben leisten werden. Solche Fachkräfte sind immer stärker nachgefragt.“ Ein besonderer Clou dabei: Lehrabschlüsse sind über die Umweltstiftung mit verkürzter Ausbildungsdauer möglich. Die Palette der Ausbildungen reicht von der Abfall- und Ressourcenwirtschaft über den Bildungsbereich, die Energieaufbringung und die Gebäudetechnik bis in die Forstwirtschaft. Auch Sylvia Ledwinka, ÖGB-Arbeitsmarktexpertin und im AUFLEB-Vorstand, schwärmt von der Umweltstiftung.
Bewusst richtet die Umweltstiftung ihr Angebot an Frauen, um diese in handwerkliche und technologische Bereiche zu bringen. Das ist auch Sarah Zand ein Anliegen, die an ihrer derzeitigen Ausbildungsstätte noch die einzige Frau ist. „Frauen sollten stärker in die Technik kommen“, sagt sie. „Aber viele trauen sich nicht, weil Männer dort dominieren – obwohl wir Frauen sehr genau arbeiten.“
Öko-Booster hilft der Wärmewende
Der Bedarf an Fachkräften für die Umsetzung der Ökologisierung zeigt sich besonders im Wohnbereich. Allein in Wien müssen bis zum Jahr 2040 Hunderttausende von Gasheizungen gegen grüne Fernwärme ausgetauscht werden. Das weiß Elisabeth Felbermair, die bei der Arbeiterkammer Wien das Projekt Öko-Booster leitet. Ein gemeinsames Programm der Wiener Arbeiterkammer, des AMS Wien und des waff. Es richtet sich an arbeitsuchende Wiener:innen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren ohne abgeschlossene Lehrausbildung. Der Öko-Booster ermöglicht eine Intensivausbildung in den Bereichen Elektrotechnik sowie Installations- und Gebäudetechnik – inklusive Vormodul zur Auffrischung der Deutsch- und Grundkompetenzen. „Viele unserer Teilnehmenden haben eine Fluchtgeschichte“, sagt Felbermair. „Ihre Motivation ist sehr hoch. Für sie gibt es nach Abschluss der Ausbildung viele Berufschancen und auch die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen. Ihre Auftragslage wird sehr gut sein. Allein die Wiener Netze brauchen Tausende neue Beschäftigte für die ökologische Wende.“
Hazem Almater hat gerade eine Ausbildung im Rahmen des Öko-Boosters begonnen. „Ich habe von einer Lehrerin davon erfahren“, erzählt er im Interview. „Ich lerne Elektrotechnik – meinen Traumberuf. Und ich kann später dazu beitragen, die vielen Gasheizungen in den Wohnungen auszutauschen.“ Vor drei Jahren kam der gebürtige Syrer als Flüchtling nach Österreich. Der Anfang in seiner neuen Heimat war schwer: Der Vater war verstorben. Mit seiner Ausbildung verbindet Almater auch die Hoffnung, österreichischer Staatsbürger zu werden und seinen Beruf hier dauerhaft ausüben zu können.
Erste Fachkräfte dank Öko-Booster
Ziel des Projekts Öko-Booster ist es, bis 2027 mindestens 100 junge Menschen zu Fachkräften auszubilden. Dabei geht es nicht nur um die Ausbildung an sich. Teil des Programms sind eine sozialpädagogische und psychosoziale Betreuung sowie zahlreiche Workshops und Exkursionen. Gemeinsam mit seinen Kolleg:innen war Hazem Almater unlängst unter anderem im frisch sanierten österreichischen Parlamentsgebäude. In den Workshops geht es etwa um das persönliche Finanzmanagement oder um die Frage, wie im Berufsalltag Konflikte vermieden oder beigelegt werden können.
„Im Jahr 2025 werden die ersten Teilnehmer:innen am Öko-Booster mit ihrer Ausbildung fertig sein“, sagt Elisabeth Felbermair. „Bis Ende 2025 ist aus derzeitiger Sicht ein Einstieg für neue Interessent:innen alle drei Monate möglich. Wir sind derzeit viel unterwegs, um den Öko-Booster in AMS-Maßnahmen, bei Beratungseinrichtungen und unter Sozialarbeiter:innen vorzustellen. Die Resonanz ist sehr gut.“ Auch ein Eintritt in eine Ausbildung im Rahmen der Umweltstiftung ist noch bis Ende März 2025 möglich. „Wir machen dafür in Wien und in den Bundesländern zahlreiche Informationsveranstaltungen“, sagt AUFLEB-Geschäftsführer Paul Köfler. Sowohl für den Öko-Booster als auch für die Umweltstiftung gilt hierbei, dass Interessent:innen über das AMS vermittelt werden müssen.
Im Jahr 2025 wird Sarah Zand ihre Ausbildung als Mechatronikerin beendet haben. Schon jetzt weiß sie: „Ich werde danach bei der Firma La Marzocco weiterarbeiten.“ Somit wird sie an Espressomaschinen herumschrauben – damit sie möglichst lange halten mögen und nicht frühzeitig auf dem Müll landen.