Der Neoliberalismus. Eigentlich, so liest man oft in sozialen Medien, gebe es ihn gar nicht. Kaum jemand bekennt sich zu ihm. Selbst Ökonomen (meist sind es tatsächlich Männer), die ganz klar seine Positionen vertreten, wollen sich sein Etikett nicht umhängen lassen. Jüngstes Beispiel ist der international renommierte Ökonom Gabriel Felbermayr, bald Leiter des WIFO, der sich auf Twitter verteidigte: „Kampfbegriffe wie ‚libertär‘ oder ‚marktgläubig‘ sind völlig deplatziert und einer vernünftigen Debatte nicht zuträglich.“ Konservative fürchten, so scheint es, liberale und kollektive Ideen.
Die Krise des neoliberalen Kapitalismus ist nicht zu leugnen, und die Mythen der neoliberalen Globalisierung beginnen zu bröckeln. „Tatsächliche – zumindest statistische – Erfolge der vergangenen Jahrzehnte, die gerne von den Ideolog*innen des Neoliberalismus ins Feld geführt werden, wurden oft ganz bewusst gegen den dominanten Ansatz erreicht“, schreibt beispielsweise Max Zirngast.
Ein Gespräch über Neoliberalismus
Der Ökonom und Kulturwissenschafter Walter Ötsch ist Professor an der Cusanus Hochschule in Bernkastel-Kues, wo er Ökonomie unterrichtet. Zuvor war er Professor und Institutsvorstand an der Johannes Kepler Universität in Linz. Im Jahr 2000 erschien sein Buch „Haider light“. Im Sommer 2017 kam „Populismus für Anfänger. Anleitung zur Volksverführung“ beim Verlag Westend heraus, ein Buch, das Ötsch zusammen mit der „Falter“-Journalistin Nina Horaczek geschrieben hat. Walter Ötsch hat mit dem Filmemacher Niko Mayr den Dokumentarfilm „Rechtsruck. Zehn Gespräche. Gegen Angst“ gemacht, in dem zehn ExpertInnen zu den Ursachen des Anstiegs des Rechtspopulismus interviewt wurden. Und in „Die Zukunft ist besser als ihr Ruf“ spricht er sich dezidiert dafür aus, die Zukunft aktiv mitzugestalten, als auf bessere Zeiten zu warten.