Peak Performance
Im ersten Szenario wird die Digitalisierung vorangetrieben, um Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Leistungsdruck und die permanente Optimierung der eigenen Performance prägen den Arbeitsalltag. Chancen und Risiken liegen hier oft dicht beieinander, die persönliche Verhandlungsmacht orientiert sich am Marktwert und die Polarisierung der Beschäftigungsverhältnisse nimmt weiter zu. In immer mehr Bereichen kommt es zum Wettbewerb zwischen Mensch und Maschine.
Persönliche Entfaltung
Im zweiten Szenario trägt die Digitalisierung zu mehr individuellen Gestaltungsspielräumen, Flexibilität und Vielfalt in der Arbeitswelt bei. Staatliche Standards sichern die Teilhabe sowie eine ausgewogene Verteilung der Früchte der Digitalisierung und verhindern Machtmissbrauch. Die Arbeitgeber-Reputation ist angesichts des begrenzten Arbeitskräfteangebots ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen.
Zusammenhalt
Im dritten Szenario vollzieht sich die Digitalisierung eingebettet in kollektiven Aushandlungsprozessen und demokratischen Unternehmensstrukturen. Vereinbarungen zwischen den Sozialpartnern tragen so maßgeblich dazu bei, dass der technologische Wandel und effiziente Produktionsweisen mit Beschäftigungssicherheit, guten Arbeitsbedingungen und individuellen Präferenzen Hand in Hand gehen.
Reset
Im vierten Szenario führen Digitalisierung und Automatisierung nicht nur zu einem drastischen Verlust an Arbeitsplätzen, sondern auch zur Ausbreitung prekärer, inhumaner Arbeitsbedingungen. Das erzeugt massiven Widerstand und Konflikte, aus denen schließlich neue Ansätze von kollektivem Handeln und Solidarität sowie alternative Wirtschaftskonzepte hervorgehen.
Die vier Szenarien verdeutlichen in ihrer Gesamtzusammenschau, in welchem Maße die Zukunft der Digitalisierung der Arbeitswelt offen ist und was auf dem Spiel steht. Damit möchten wir dazu beitragen, der Digitalisierung eine Richtung zu geben. Unser Anspruch muss sein: Nicht abzuwarten, was passieren wird, sondern die Zukunft selbst aktiv mitzugestalten, indem wir unsere Anliegen in einen längerfristigen und größeren Bezug stellen, zugleich aber zu fragen: Was können wir heute tun, damit es in eine gute Richtung geht?
Michael Stollt und Sascha Meinert
Hans-Böckerl-Stiftung und Institut für prospektive Analysen
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 3/19.
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