Noch mehr mediale Aufmerksamkeit bekamen die Metaller und der Metaller KV als die Metaller Anfang November Warnstreiks durchführten. Peter Schleinbach, PRO-GE-Bundessekretär für Branchen und Kollektivvertragspolitik, erklärt warum: „Der Metaller KV ist ein Leitkollektivvertrag, an dem sich andere Branchen orientieren, sprich die Außenwirkung ist sehr groß. Für gute Ergebnisse brauche es eine starke gewerkschaftliche Organisation mit vielen MitarbeiterInnen, mit engagierten BetriebsrätInnen.“ Die Verantwortung sei groß, immerhin unterliegen dem KV der Metallindustrie rund 192.000 Beschäftigte. „Wenn eine starke Organisation in einem Umfeld tätig ist, wo es wirtschaftlich möglich ist, einiges zu finanzieren, kommt ein Ergebnis raus, an dem sich andere orientieren können“, so Schleinbach.
Kurze Wege zum Betriebsrat erleichtern den Metaller KV
Ein weiterer wichtiger Faktor bei Metaller KV sind die Strukturen. Im industriellen Umfeld sind die Wege für KV Angestellte im Metallgewerbe relativ kurz, Menschen arbeiten in räumlicher Nähe zusammen. Betriebsräte können MitarbeiterInnen unkompliziert an einen Ort zur Betriebsversammlung laden. Im Einzelhandel sind Beschäftigte hingegen oft über viele Filialen verteilt, was Kommunikation und Organisation erschwert.
Jeder KV ist für den Menschen wichtig, für den er gilt.
Peter Schleinbach, PRO-GE-Bundessekretär für Branchen und Kollektivvertragspolitik
Für Schleinbach steht fest, dass sich jede Branche Aufmerksamkeit verdient, diese aber oft nicht bekommt. „Für mich gibt es keinen wichtigen und unwichtigen Kollektivvertrag. Jeder KV ist für den Menschen wichtig, für den er gilt.“
Metaller Kollektivvertrag: Hoher Aufwand
Kollektivvertragsverhandlungen funktionieren nach fixen Spielregeln. Erst einigt man sich, auf Basis welcher Daten verhandelt wird, wie hoch Inflation und Produktionswachstum sind. Dann geht es in die teils nächtelangen Verhandlungsrunden. Die Metaller KV-Verhandlungen haben eine lange Tradition. Die Metaller zählen seit mehr als 100 Jahren zu den Kerngruppen der Gewerkschaftsbewegung.
Seit 2012 verhandeln die sechs ArbeitgeberInnen-Fachverbände einzeln mit GewerkschaftsvertreterInnen. „Die Arbeitgeber waren nicht mehr Willens, innerhalb einer Verhandlungsgemeinschaft zu verhandeln.“, so Schleinbach. Man könne Fachverbände nicht dazu zwingen, obwohl der Aufwand durch die jetzige Regelung unnötig hoch sei. „Zentral ist, dass es dennoch einen gemeinsamen einheitlichen Kollektivvertrag gibt.“ Und den gab es bisher immer auch. Dem Kollektivvertrag für Metall unterliegen 192.000 Beschäftigte. Der Abschluss in der Metalltechnischen Industrie mit rund 130.000 MitarbeiterInnen gilt als richtungsweisend für die fünf weiteren Sparten – Fahrzeugindustrie, Bergbau-Stahl, Gießereiindustrie, Nichteisen-Metallindustrie, Gas- und Wärmeversorgung.
Streitpunkte beim Kollektivvertrag für Metall
Am 8. November kam es in Fernsehen und Radio zu einem Schlagabtausch zwischen ArbeitgeberInnen und Gewerkschaft. Nach fünf ergebnislosen Verhandlungsrunden rund um den Metaller KV begann die zweite Novemberwoche mit Warnstreiks. Auch in früheren KV-Verhandlungen für den KV der Metallindustrie sorgten spannungsgeladene Gespräche für große Aufmerksamkeit: Bereits 2017 standen die MetallarbeiterInnen nach fünf ergebnislosen Verhandlungsrunden kurz vor dem Streik. Doch es gab eine Einigung und ein Lohn- und Gehaltsplus von drei Prozent.
Heuer waren die Fronten bei den Verhandlungen für den Kollektivvertag für Metall zwischen dem Fachverband der Metalltechnischen Industrie und der Gewerkschaft besonders verhärtet: Die Gewerkschaft forderte von den ArbeitgeberInnen ein Lohn- und Gehaltsplus von fünf Prozent, mindestens jedoch 100 Euro und bessere arbeitsrechtliche Regelungen. Als Folge des seit September geltenden neuen Arbeitszeitgesetzes ging es auch darum, wie die 11. und 12. Stunde vergütet werden und was passiert, wenn man mehr als 50 Wochenstunden arbeitet. Ein Knackpunkt in den Verhandlungen war auch die viel diskutierte Freiwilligkeit und damit die Möglichkeit der Ablehnung der Mehrarbeit.