Lücke auf dem Arbeitsmarkt
In Oberösterreich ist ein echter Mangel an Arbeitskräften bereits Realität, berichtet Gerhard Straßer, Geschäftsführer AMS Oberösterreich. 34.000 offene Stellen standen Anfang Juni 24.000 Arbeitssuchenden gegenüber. Und diese Lücke bringt Arbeitgeber immer öfter dazu, auch Bewerber:innen in Betracht zu ziehen, die sonst kaum Aussicht auf eine Stelle hätten. Langzeitarbeitslose sind ein zu wenig genutztes Potential. Den Erfolg beweist das AMS-Konzept der „Arbeitserprobung“. 58 Prozent der Arbeitnehmer:innen konnten sich 2021 nach „Probeeinsätzen“ über eine fixe Stelle freuen. Angesichts der prekären Lage gehen Unternehmen auch vermehrt dazu über, die Konditionen für Arbeitnehmer:innen anzupassen: angemessene Gehälter, gute Karrieremöglichkeiten und Zusatzleistungen wie Prämien, Budgets für Abteilungsessen, Betriebsausflüge oder eben auch Weiterbildungsmöglichkeiten. Allerdings gibt es bei genau diesem Punkt noch Luft nach oben.
Qualifizierungsmaßnahmen als Lösung
Ein zentraler Hebel, um dem Fachkräftemangel Herr zu werden, sind neben der Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen und Benefits für die Arbeitnehmer:innen auch Qualifizierungen der Mitarbeiter:innen. Dabei zeigt eine Umfrage der Arbeiterkammer, dass der Anteil der Unternehmen an den Schulungskosten zwischen 2009 und 2018 von 41 auf 31 Prozent gesunken ist. Hingegen liegt in Deutschland die Quote bei 44 Prozent. Und auch in Schweden (39 Prozent) und Finnland (37 Prozent) leisten die Betriebe einen höheren Beitrag. In Österreich zahlen sich Arbeitnehmer:innen ihre Fortbildung vermehrt selbst: Ihr Anteil an den Weiterbildungskosten ist im Untersuchungszeitraum von 29 auf 42 Prozent gestiegen.
Der Arbeiterkammer-Masterplan
Geeignete Rahmenbedingungen müssen sicherstellen, dass Fortbildung für möglichst viele zugänglich und leistbar ist. So können offene Stellen besetzt und Menschen für den Job zukunftsfit gemacht werden. Der Arbeiterkammer-Masterplan zeigt, wie es geht:
1 / Neues Fonds-Modell
Ein Booster für die Weiterbildung: Die AK fordert die Schaffung eines Weiterbildungsfonds, in den alle Arbeitgeber:innen einzahlen. Bei 0,2 Prozent der Jahres-Bruttolohnsumme ergibt das 220 Millionen Euro pro Jahr. Arbeitnehmer:innen sollen aus diesem Topf 500 Euro pro Jahr für Fortbildungsmaßnahmen erhalten. Bis zu 440.000 Arbeitnehmer:innen profitieren davon.
2 / Recht auf Weiterbildung
Alle Arbeitnehmer:innen sollen Anspruch auf eine Woche Weiterbildung pro Jahr bekommen. In der Arbeitszeit! Damit setzte Österreich endlich die Resolution der Internationalen Arbeitsorganisation ILO aus dem Jahr 1974 für eine bezahlte Bildungsfreistellung um!
3 / Qualifizierungsgeld
Alle Arbeitnehmer:innen über 25 Jahren sollen das Recht auf monatlich 1.500 Euro für insgesamt drei Jahre Aus- und Weiterbildung im Lauf von 15 Jahren bekommen. Finanziert wird das Qualifizierungsgeld aus dem Budget der Bundesregierung. Insbesondere Menschen mit niedrigen und mittleren Qualifikationen sollen davon profitieren.
Eine Übersicht über die Arbeitslosigkeit und den Fachkräftemangel in Österreich gibt es hier.