Von Stefan Pierer hat man in den letzten Jahren viel gehört: KTM – Europas größter Motorradproduzent – boomte lange, erst im Juni stieg das Unternehmen mit 60 Millionen Euro beim Feuerwehrfahrzeughersteller Rosenbauer ein. Trotz Corona-Förderung wurden hohe Dividenden ausgeschüttet und das Unternehmen bekam eine Landesförderung für den persönlichen Showroom. Pierer war Großspender von Sebastian Kurz im Wahlkampf und großer Fan des 12-Stunden-Tages. Für die Durchführung Letzteres im eigenen Unternehmen brauchte Pierer laut eigener Aussage ohnehin nie eine gesetzliche Erlaubnis. Doch wo viel Licht ist, ist bekanntlich auch viel Schatten: „Ma muass a wirtschaften können…“, so eine Reaktion im Ö1-Morgenjournal auf die KTM-Pleite in Mattighofen, wo KTM seinen Hauptsitz hat. Eine andere war: „zu Tode gewachsen“.
KTM: Überschuldung und fehlende Nachfrage
Ein hoher dreistelliger Millionenbetrag fehlt, die Verbindlichkeiten liegen überhaupt im Milliardenbereich. Ein Schuldenstand, der sich seit 2022 verfünffacht hat. Das passiert nicht von heute auf morgen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass KTM über einen längeren Zeitraum massiv auf Lager produziert hat und dafür sogar eigens MitarbeiterInnen aufgenommen hat. Dass in der anhaltenden Teuerungskrise die Nachfrage nach Sport-Motorrädern nicht unbedingt anzieht, überrascht niemanden. Doch noch 2024 wurden Dividenden ausgeschüttet. Insgesamt belaufen sich die Ausschüttungen im Pierer-KTM Geflecht im Zeitraum über zehn Jahre auf einen Betrag von knapp 130 Millionen Euro. In einem undurchsichtigen Firmenkonstrukt ist am Ende immer Stefan Pierer begünstigt.
Der Insolvenzentgeltfonds, der jetzt auch für die Beschäftigten von #KTM das Einkommen und Weihnachtsgeld sichert, wird über den Zuschlag nach dem Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz gespeist. Und der gehört zu den Lohnnebenkosten – die ja so böse sind und deren Kürzung gefordert wird.
Ausbaden müssen die Managementfehler und die Gier von Geschäftsführer Pierer nun die Beschäftigten. Für die Arbeitnehmer:innen ist es zentral, ihre Lohn- und Weihnachtsgeldansprüche zu sichern. Hierfür gibt es zum Glück den Insolvenz-Entgelt-Fonds, der aus den gerade in Krisenzeiten so wichtigen Lohnnebenkosten gespeist wird. Auch wenn sich der Verdacht einer Sanierung zu Lasten der Allgemeinheit – wie schon bei René Benko – nicht von der Hand weisen lässt. Bleibt zu hoffen, dass die Managementfehler Pierers keinen Flächenbrand in der Region auslösen…
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