Am vergangenen Mittwoch, dem 29. April, wurde die mit Spannung erwartete Entscheidung des Schweizer Bundesrates getroffen, unter welchen Begleitmaßnahmen die Primar- und Sekundarschulen den Präsenzunterricht in der Schweiz wieder aufnehmen sollen.
Die Schulöffnungen in der Schweiz passieren jedenfalls auf Annahmen, die keineswegs nur in der Schweiz für teils heftige Diskussionen gesorgt haben.
Daniel Landau, Bildungsexperte
Die Eckpunkte der für den 11. Mai festgesetzten Öffnung der Schulen, entsprechen im Wesentlichen jenen Eckpfeilern, die zuvor bereits von Silvia Steiner preisgegeben wurden: Das Konzept lässt den Kantonen relativ viel Spielraum, keineswegs nur zur Freude an den Schulen, da diese gerne konkretere Vorgaben erhalten hätten. Die gute Balance zwischen sinnvoller und wünschenswerter Autonomie, also zwischen relativ großen Spielräumen für die konkreten Anforderungen einerseits und andererseits der notwendigen Sicherheit bzw. der Abstimmung auch aller Schulen untereinander, die ist nicht immer leicht zu finden.
Die Schulöffnungen in der Schweiz passieren jedenfalls auf Annahmen, die keineswegs nur in der Schweiz für teils heftige Diskussionen gesorgt haben. Die SpezialistInnen im Bundesamt für Gesundheit in der Schweiz gehen davon aus, Kinder erkranken nur selten und würden das Virus auch kaum weitergeben. Etwas, das übrigens von anderen Stellen massivst angezweifelt wird. „Wir vertrauen auf die Einschätzung der Gesundheitsexperten des Bundes“, so Silvia Steiner dazu. Und weiter zum Punkt, dass für Kinder erst gar keine Abstandsregelungen getroffen wurden: „Müssten all die Kinder zwei Meter Abstand zueinander halten, könnten wir die Schulen gar nicht öffnen.“ Auch Masken oder Handschuhe werden für Schülerinnen und Schüler in der Schweiz nicht verpflichtend verlangt werden. Bezüglich Freistellungen, sowohl von Schülerinnen und Schülern als auch von Lehrerinnen und Lehren wird ähnlich vorgegangen wie zum Beispiel auch in Österreich. Jeweils gefährdete Personen sollen sich einfach und unbürokratisch vom Präsenzunterricht abmelden können, werden jedoch unverändert für den Fernunterricht verpflichtet.
Bezüglich der Hygiene, also den Vorschriften etwa zu Desinfektionsmitteln, werden die nächsten Monate in den Schweizer Schulen wohl besonders auch für Schuwartinnen und Schulwarte zur herausforderten Zeit. Das Konzept schreibt vor, dass von ihnen unter anderem Oberflächen, Schalter, Türschnallen und Fensteröffner und natürlich auch alle Toiletten oder Waschbecken regelmäßig gereinigt werden müssen und zwar, wenn möglich, mehrmals täglich. Spannend, treten an einer Schweizer Schule in Zukunft womöglich Corona-Fälle auf, sollen diese ausdrücklich nicht geschlossen werden, sondern es müssen nur alle engen Kontaktpersonen in Quarantäne, dies nach Contact-Tracing. Leider war es mir nicht möglich festzustellen, ob dies auch via einer App erfolgen soll.
Und wie ging das in der Schweiz nun mit der Frage aus, Matura Ja/Nein? Anders als die Pflichtschulen sollen weiterführende Schulen in der Schweiz voraussichtlich erst ab dem 8. Juni öffnen. Zu den Gymnasien aber fällte der Bundesrat am letzten Mittwoch trotzdem einen Entscheid. Er überlässt es tatsächlich den Kantonen, ob sie dieses Jahr Maturaprüfungen durchführen wollen oder nicht. Dort wo keine Prüfungen stattfinden, werden die Zeugnisse auf der Basis von Erfahrungsnoten erstellt. Dagegen gibt es bereits erste Protestbewegungen. Man darf also gespannt bleiben.