Klar ist, dass wir eine Pandemie wie diese natürlich nicht regional oder national besiegen können, sondern da braucht es eine planetarische Antwort und noch viel mehr für die nächste Pandemie dieser Art.
Robert Misik, Journalist und Autor
Was die Krise nicht ist: ein schwarzer Schwan. Eine Metapher, die beschreibt: üblich sind weiße Schwäne, und dann kommt plötzlich ein schwarzer Schwan. Den haben wir noch nie gesehen, und das stellt alles auf den Kopf. Aber das ist keine Schwarzer-Schwan-Krise, die wir jetzt erleben, sondern genau das Gegenteil: Das ist genau jene Art von Krise, die alle erwartet haben, nämlich eine globale Pandemie, hoch ansteckend, die sich schnell ausbreitet, sich auf die Lunge schlägt und aus China kommt. Das waren Modellberechnungen, genau so, wie es jetzt gekommen ist.
Klar ist auch: Die Corona-Krise verschiebt den Diskurs. Und was vorher abgesagt war, ist nun wieder eher angesagt. Beispielsweise ein solidarischeres Gemeinwesen, weil Krisen, Desaster und Katastrophen auch den Zusammenhalt fördern. Privatisierung von allem ist im Moment eher nicht so angesagt, ein funktionierendes staatliches Gesundheitssystem schon eher mehr als noch vor zwei, drei Monaten.
Wie sieht es aus mit den komplexen, an China orientierten globalen Lieferketten? Schutzmasken, Beatmungsgeräte, Schutzausrüstung für Ärzte, Medikamente bekommt man plötzlich nicht mehr. Und das auf einem Weltmarkt mit seinen langen Lieferketten, wo dann plötzlich gerauft wird um knappe Güter. Angesagt könnte also sein, die Globalisierung nicht vollkommen zurückzudrehen, aber durch Re-Lokalisierung zu ergänzen oder zu ersetzen. Der Kunstbegriff dafür lautet „Glocalization“ …