Krisentagebuch 008: Vor dem Virus sind alle gleich?

Krisentagebuch: Veronika Bohrn Mena
Trifft uns das Corona-Virus wirklich alle gleich? Sind wir von den derzeitigen Quarantäne- und Präventivmaßnahmen wirklich alle gleich betroffen? Oder trifft es die einen von uns wohl doch um einiges härter als die anderen?

Zum einen: Haus mit Garten, Wohnung mit Terrasse, Balkon? Glück gehabt. Alle anderen treffen die Quarantänemaßnahmen jetzt um einiges härter – gerade diejenigen, die Kinder haben, vielleicht sogar alleinerziehend sind (wie 165.000 in Österreich). Zum anderen: Da gilt es noch die soziale Stellung zu beachten. Diejenigen, die über etwas mehr Geld verfügen, die größeren Wohnungen haben, die über eine bessere medizinische Versorgung verfügen, können es sich in der Krise viel, viel leichter einrichten als diejenigen, die all das nicht haben.

Wenn nun also eine Multimilliardärin wie Madonna in ihrer mit Rosenblüten gefüllten Badewanne sitzt und uns erzählt: „Vor dem Virus sind wir alle gleich. Das Virus macht keinen Unterschied, ob wir Stars sind oder nicht“, kann ich nur sagen: Nein, wir sind vor dem Virus nicht alle gleich.

Veronika Bohrn Mena, Gewerkschafterin und Autorin

Auch ohne Viruskrise liegt die Lebenserwartung der 246.000 Armutsgefährdeten in Österreich um zehn Jahre niedriger als bei denjenigen, die materiell gut abgesichert sind. Umso mehr Geld wir haben, desto gesünder sind wir auch.

Nicht zu vergessen: Was arbeiten wir gerade – am Schreibtisch im Home-Office oder an der Supermarktkassa? Oder gibt es den Job überhaupt noch? In etwas mehr als einer Woche haben in Österreich über 160.000 Menschen ihre Arbeit verloren. Wie geht es den prekär Beschäftigten? Kurz gefasst: sehr schlecht.

Wir sind nicht alle gleich vor dem Virus. Aber wir sollten aus dem Virus jetzt lernen, dass wir zusammenhalten müssen. Niemand darf jetzt im Stich gelassen werden. Gemeinsam schaffen wir das!

Über den/die Autor:in

Veronika Bohrn Mena

Veronika Bohrn Mena ist Autorin des Buches „Die neue ArbeiterInnenklasse – Menschen in prekären Verhältnissen“ und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit prekären Arbeitsverhältnissen, Segmentierungsprozessen und Veränderungen in der Arbeitswelt mitsamt ihren Auswirkungen. Sie ist ausgebildete Fotografin und hat Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien studiert. Seit 2013 arbeitet sie hauptberuflich in der Gewerkschaft GPA-djp in der Interessenvertretung als Expertin für atypische Beschäftigung. Sie war auch die Vorsitzende der Plattform Generation Praktikum und hat sich als Studentin in der ÖH Bundesvertretung engagiert.

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