Kooperation, Markt und Macht

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Etablierte Unternehmen halten nach Start-ups Ausschau, um von ihrer Flexibilität zu profitieren. Markt und Macht sind aber ungleich verteilt.

Ein Beispiel für Corporate Venture ist das deutsche Unternehmen Bosch, das bereits über 130 Jahre alt ist und sich entsprechend ständig neu erfinden muss. Um von den Vorteilen von Start-ups profitieren zu können, wurde eine eigene Gesellschaft gegründet, die Robert Bosch Venture Capital GmbH. Sie investiert in Start-ups und hat ein Investitionsvolumen von 420 Millionen Euro. Die Hoffnung: so frühzeitig zu disruptiven Innovationen zu gelangen.

Das von Bosch unterstützte US-Start-up Mayfield Robotics etwa hat sich auf die Entwicklung von Home-Robotern spezialisiert. Im Jahr 2017 stellte es seinen ersten kommerziellen Roboter Kuri vor: Er ist 50 Zentimeter groß, kann sich im Wohnraum bewegen und wird als Haustier, mobiler Lautsprecher oder Roboterfreund vorgestellt. Was er auch können soll: Eltern, die nicht zu Hause sind, darüber informieren, wenn ihr Nachwuchs in die eigenen vier Wände zurückkehrt.

Die österreichische Energiebranche befindet sich seit Jahren in einem massiven Umbruch. Die Wachstumsschwäche in Europa führte zu einem Verfall von Emissionszertifikaten als auch massive europapolitische Umwälzungen prägten den Begriff Energiewende.

Die Umsätze der österreichischen Energieversorgungsunternehmen haben sich infolge gesunkener Großhandelspreise laufend verringert: Während die zehn größten Energiekonzerne 2013 noch etwa 16,6 Mrd. Euro Umsatz erwirtschafteten, waren es 2015 nunmehr 14,5 Mrd. Euro. Ebenso wurden in dieser Branche Investitionen gekürzt und Umstrukturierungsmaßnahmen eingeleitet

„Auch ein Energiekonzern muss sich digital transformieren und kann sich nicht auf seinen bisherigen Geschäften ausruhen, wenn er wettbewerbsfähig und zukunftsorientiert bleiben will“, meint Thomas Wiedner. Er ist Innovationschef der Energie Steiermark und wirkte federführend an der Einführung des konzerninternen Start-up-Programms namens „Next-Incubator“ mit.

Auch dieser Energiekonzern will potenzialträchtige Innovationen früher erkennen, fördern und ihre Geschäftsmodelle diversifizieren. Man erhofft sich auch Änderungen der eigenen Unternehmenskultur, mehr „Agilität“ und „Radikalität“. Gesucht werden Start-ups an der Schnittstelle neuer digitaler Technologien wie Internet of Things, Blockchain oder künstliche Intelligenz und dem Energiesektor.

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Mindesterfordernis für die Bewerbung ist ein Prototyp, der im Rahmen eines gemeinsamen Pilotprogramms getestet werden kann. Sollte das Potenzial bei einzelnen Produkten und Teams derartig groß sein, sind Gespräche über eine Beteiligung nicht ausgeschlossen. Nach einer Aufnahme in den Next-Incubator wird eine temporäre Arbeitsplatzinfrastruktur zur Projektplanung angeboten.

Im Anschluss erfolgt die technische Validierung sowie eine gemeinsame Erarbeitung eines Pilotprogramms (inkl. Spezifizierungen, Zielen, Meilensteinen und Zeitplan) und die gemeinsame Umsetzung und Evaluation des Vorhabens. Erst nachdem alle Phasen positiv überwunden sind, wird ein gemeinsamer „Rollout“ auf Basis individueller Verträge ermöglicht.

Faire Kooperationen ermöglichen

Es scheint im Management angekommen zu sein, dass Engagements in Start-ups durchaus Sinn machen, um im Zuge der Digitalisierung Fuß zu fassen. Die beiden Beispiele zeigen auch, dass die Machtverhältnisse zwischen Start-ups und Großunternehmen asymmetrisch sind. Daher ist es wichtig, dass etablierte Unternehmen früh und überzeugend signalisieren, dass sie ihre Position nicht ausnutzen – und dies auch nicht tun.

Des Weiteren sollte auch im Aufsichtsrat über Fairness gesprochen werden: Handelt es sich um eine Auslagerung im neuen Gewand, indem Arbeitsbedingungen und regulative Standards untergraben werden? Oder geht es um wertschätzende Kooperationen – mit fairen Rahmenbedingungen –, die Vorteile sowohl für etablierte Unternehmen, Start-ups und die Region mit sich bringen?

Weltpremiere auf der CES 2017:
Bosch Start-up stellt Home-Roboter Kuri vor, Pressemeldung vom 5.1.2017:
tinyurl.com/yb8ycffy
Mittelmeier, Andreas (2016): Interview – Energie Steiermark launcht „Next-Incubator“, der „brutkasten“, Österreichs Start-up- und Innovationsplattform, 30.9.2016:
www.derbrutkasten.com/a/interview

Von
Simon Schumich
Abteilung Betriebswirtschaft der AK Wien

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 5/17.

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