Klimapolitik: „Veränderung bedarf Zeit, Vision und Voraussicht“

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Der österreichische Klimaökonom Gernot Wagner beschäftigt sich an der Columbia Business School mit den Folgen der Klimakatastrophe. Im Interview erklärt er seine Vision von sozialer Klimapolitik.

Grüner Wald mit rotem Auto senkrecht von oben. Symbolbild für die Klimapolitik.
„Natürlich verursachen im Schnitt die Reichen mehr CO₂-Emissionen, bezahlen also auch mehr für CO₂-Steuer und Emissionszertifikate.“, so Gernot Wagner. | © Adobe Stock/Imagecreator

Gibt es nicht noch andere Methoden, die effektiver sein können?

Effektiv ist relativ. Die weltweit erste Klimapolitik war ein Verbot: King Edward I verbat das Verbrennen von Seekohle in seinem Reich. Die Strafe für Wiederholungstäter: Tod. Das war im Jahr 1307. Natürlich hielt dieses Verbot nicht, wie die industrielle Revolution eindrücklich gezeigt hat.

Am Ende bezahlt ja immer der:die Letztverbraucher:in die Rechnung oder die gestiegenen Kosten. Sollte das nicht geändert werden?

Am Ende gibt es auf der Welt genau drei Geldquellen: Letztverbraucher:in, Aktionär:innen, und Steuerzahler:innen. Natürlich geht’s darum, die richtige Balance zu finden. Es zahlt ja jetzt auch der:die Letztverbraucher:in für das Öl für den altertümlichen Heizkessel im Keller. Diese monatlichen Energiekosten gehen für den:die Letztverbraucher:in rasant nach unten, sobald mal eine Solaranlage am Dach und eine Wärmepumpe im Keller steht.

Und doch ist die Solaranlage am Dach und die Wärmepumpe im Keller nicht für jeden leist- und machbar. Prinzipiell müssen wir über die unterschiedlichen Lebenswelten sprechen. Die Emissionen eines Menschen, der im Speckgürtel von Ballungsräumen wohnt, sind doppelt so hoch wie jene eines Stadtbewohners. Sollten wir das Leben im Speckgürtel verbieten?

Nicht verbieten, aber es sollte jeder für seine eigenen Kosten aufkommen. Also etwa für die gesamten Kosten einer jeden Tonne CO₂, die das größere Haus und die längere Fahrt zurück in die Stadt verursachen.

2021 war Ihre Vision: weniger Straßen, mehr Öffis, und eine City-Maut. Was würden Sie heute an Ihrer Vision verändern? Oder bleibt sie gleich?

Das wäre schon mal ein guter Anfang, ja.

Die Energiepreise in den vergangenen Monaten waren, abgesehen von Treibstoffpreisen, so hoch wie noch nie. Und trotzdem waren die Einsparungen unerwartet niedrig. Woran liegt das?

An den Erwartungen, sowie natürlich auch den enormen Lock-in-Effekten. Europa sparte etwa 15 % an Gas ein. Das war teils Glück wegen des warmen Winters, aber natürlich war es auch der hohe Gas-Preis und die relativ billigeren Alternativen. Lock-in-Effekte sind natürlich auch wichtig. Es ist nun mal schwer, alles plötzlich über Nacht zu verändern. Veränderung bedarf Zeit, Vision, Voraussicht.

Als Forscher hat man es leicht – aber wie wäre es als Politiker … Was würden Sie als Politiker tun?

Stimmt. Als Forscher hat man’s leicht. Da zählt nur die Wahrheit. Ich hoffe nur stark, dass auch diese zumindest am Ende in der Politik am meisten zählt.

Danke für das Gespräch!

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