Kika/Leiner-Pleite: Was Sie jetzt wissen müssen

Ein Möbelhaus von Kika/Leiner mit Fahnen auf denen "Kika" und "Leiner" steht.
Kika/Leiner ist zum zweiten Mal pleite. | © EVA MANHART/APA/ picturedesk.com
Kika/Leiner hat einen Insolvenzantrag gestellt. 1.400 Beschäftigten droht jetzt der Jobverlust. Der Kundschaft könnten Gutscheine und Anzahlungen durch die Lappen gehen.
Schon wieder haben die Möbelhäuser Kika und Leiner einen Insolvenzantrag gestellt. Anders als im Vorjahr scheint es diesmal keine Rettung für das Unternehmen zu geben. Was mit den 17 derzeit noch geöffneten Standorten der Möbelkette passiert, soll sich im Rahmen des zweiten Sanierungsverfahrens bis Mitte Jänner 2025 entscheiden – 1.400 Beschäftigte könnten allerdings ihre Jobs verlieren. Auch die Kunden und Kundinnen sind verunsichert: Sie haben zum Teil schon hohe Anzahlungen für bestellte Küchen und Möbel geleistet oder sitzen auf Gutscheinen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Kann Kika/Leiner noch gerettet werden?

Nein. Im letzten Geschäftsjahr haben Kika und Leiner einen Verlust von 144 Millionen Euro erwirtschaftet – bei einem Umsatz von 600 Millionen. Damit sind die Marken zwar hinter XXXLutz und IKEA das drittgrößte Einrichtungshaus in Österreich, für eine nachhaltige Geschäftstätigkeit reicht das aber nicht. Nach mittlerweile drei Investorenübernahmen ist das Projekt für einen weiteren Rettungsversuch nicht mehr attraktiv genug.

Christian Wimmer, Geschäftsführer der Einkaufsverbände Garant und Wohnunion, sagte gegenüber dem Moment Magazin: „Es gibt eine sehr, sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass Kika/Leiner verschwindet. Zu 90 bis 95 Prozent wird es keine Wiederauferstehung geben.“

Hatte René Benko das Unternehmen nicht saniert?

Nun ja, René Benko sprang dem angeschlagenen Geschäft von Kika/Leiner im Jahr 2018 vermeintlich zur Seite. Der südafrikanische Konzern Steinhoffe, dem die Geschäfte damals gehörten, erhielt keine Kreditsicherungen mehr, mit denen üblicherweise Forderungen von Lieferanten abgesichert werden. Fünf Jahre später – im Mai 2023 – verkauft Benko die 80 Grundstücke und Immobilien des Möbelhauses und kassierte dafür rund 500 Millionen Euro.

Eine Frau geht durch ein Möbelhaus.
Die Kika/Leiner-Pleite stellt Kundschaft und Beschäftigte vor Herausforderungen. | © Adobe Stock/Kittiphan

Da das Unternehmen Kika/Leiner nur noch Mieter ist, geht das operative Geschäft für einen symbolischen Euro an Hermann Wieser, Eigentümer von Kika/Leiner. „Das operative Geschäft ist nix wert. Der dafür gezahlte Euro war im Grunde zu viel“, fasst es Wimmer pointiert zusammen. Benko nannte den ganzen Vorgang in einer Aussendung der Signa Gruppe damals ein „sehr gutes Investment“. Nur war es das offenbar nicht, wie man jetzt sieht.

Was sollen Beschäftigte bei Kika/Leiner jetzt tun?

Michael Pieber, Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA Niederösterreich, bringt es auf den Punkt: „Unterschreiben Sie nichts, setzen Sie keine eigenmächtigen Schritte, kündigen Sie nicht.“ Denn damit könnten man sich um Ansprüche bringen. Auch die Gehälter sind nicht verloren. Denn im Falle einer Insolvenz springt der Insolvenzentgeltfonds ein. „Der Insolvenzentgeltfonds wird aus den Lohnnebenkosten finanziert. Hier sieht man gut, warum eine Kürzung dieser Sozialstaatsabgaben eine wirklich schlechte Idee ist“, stellt Pieber klar.

Beschäftigten sollten sich beraten lassen, um ihre Rechte und Möglichkeiten zu kennen. Hier erreichen Sie die GPA. Die Gewerkschaft arbeitet gemeinsam mit der Arbeiterkammer an einer Lösung. Schon im Vorjahr meldete die AK Niederösterreich wegen Kika/Leiner 11,5 Millionen Euro an Entgeltforderungen für 3.000 Beschäftigte beim Insolvenzentgeltfonds an.

Erhalten die Beschäftigten weiterhin ihr Gehalt?

Ja, sagte GPA-Regionalsekretär Michael Hofer bei einer Betriebsversammlung in Salzburg zu den Beschäftigten. „Natürlich wird ein großer Teil des Weihnachtsgelds jetzt über den Insolvenz-Entgeltsicherungsfonds ausbezahlt“, erklärte er. Wer das notwendige Formular noch nicht habe, solle die Gewerkschaft kontaktieren. Zwar könnte es zu Verzögerungen kommen, die Ansprüche seien aber gesichert.

Hofer ergänzt: „Wir haben den Leuten aber auch gesagt, wenn es jetzt Probleme gibt, dass wer irgendwelche Zahlungen nicht machen kann – die Miete oder Unterhaltszahlungen, was auch immer –, dass man jetzt mit den Vermietern, mit den Banken reden soll. Jeder weiß, dass es gerade eine Insolvenz gegeben hat. Da hat hoffentlich jede:r Verständnis – auch die Banken.“

Was passiert mit Kika/Leiner-Gutscheinen von Kund:innen?

Die sind seit der Anmeldung der Insolvenz wertlos. Sie können nicht mehr eingelöst werden. Wer einen Gutschein über eine höhere Summe besitzt, kann diesen als Insolvenzforderung anmelden. Hierbei ist aber zu beachten, dass dabei erstens eine Bearbeitungsgebühr von 25 Euro fällig wird und zweitens, dass eine Auszahlung nur nach einer noch festzulegenden Quote erfolgt. Der volle Betrag wird nicht rückerstattet.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) empfiehlt daher, gründlich zu prüfen, ob der Aufwand den Nutzen nicht übersteigt. Wer eine Forderung einreichen möchte, hat noch bis zum 10. Januar 2025 Zeit.

Was passiert mit meiner Anzahlung?

Etwas komplexer verhält es sich mit den Anzahlungen. Viele Kund:innen leisten eine Anzahlung, wenn sie größere Anschaffungen, wie eine Küche oder ein Schranksystem tätigen. Wie es mit den Anzahlungen bei Kika/Leiner weitergeht, ist noch unklar. Theoretisch könnte der Insolvenzverwalter – wie schon im Jahr 2023 ist das Volker Leitner – entscheiden, die bestehenden Verträge abzuarbeiten. Das hieße dann, dass die Kundschaft die Ware erhält und auch noch vollständig bezahlen muss.

Eine zweite Möglichkeit ist, dass der Insolvenzverwalter die Verträge ablehnt. Die Kund:innen erhalten dann keine Ware. Die geleistete Anzahlung fällt dann automatisch in die Insolvenzforderungen mit ein. Je nach Insolvenzquote gibt es dann – wie auch bei den Gutscheinen – eine anteilige Rückzahlung.

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Über den/die Autor:in

Christian Domke Seidel

Christian Domke Seidel hat als Tageszeitungsjournalist in Bayern und Hessen begonnen, besuchte dann die bayerische Presseakademie und wurde Redakteur. In dieser Position arbeitete er in Österreich lange Zeit für die Autorevue, bevor er als freier Journalist und Chef vom Dienst für eine ganze Reihe von Publikationen in Österreich und Deutschland tätig wurde.

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