Ausbildungsfonds als nachhaltige Lösung gegen Jugendarbeitslosigkeit
In Oberösterreich macht sich Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, gerade große Sorgen um die Jugend in seinem Bundesland. Die Zahl derjenigen, die eine Lehrstelle suchen, ist dramatisch gestiegen und auch die Jugendarbeitslosigkeit wächst. Bei einer Umfrage des SORA Institutes for Social Research and Consulting kam außerdem heraus, dass 54 Prozent aller Jugendlichen in Oberösterreich „verstärkten Bedarf an Unterstützung im Bereich Arbeit und Bildung“ haben. Gleichzeitig benötigen 41 Prozent der befragten Jugendlichen diese Unterstützung in Bezug auf ihre psychische Gesundheit.
Doch punktgenaue Hilfe ist nicht so leicht. Bundesweit tobt eine Debatte darüber, ob die aktuellen Fördermittel für Lehrstellen noch zeitgemäß sind. Die Lehrlingsförderung muss auf den Prüfstand. Viel Geld versickert wirkungslos, weil es mit der Gießkanne verteilt wird. Genau dieses Problem will Stangl mit dem Ausbildungsfonds der AK in seinem Bundesland vermeiden. Über diesen Topf schüttet die AK insgesamt dreieinhalb Millionen Euro aus. „Damit fördert die Arbeiterkammer Pilotprojekte, die vor allem junge Menschen auf ihrem Ausbildungsweg unterstützen, konkreten Nutzen für junge Menschen am Arbeitsplatz oder in der Ausbildung schaffen und überwiegend jungen Menschen in Oberösterreich dienen“, so Stangl.
Ausbildungsfonds in Oberösterreich: Dreieinhalb Millionen Euro bis zum Jahr 2024
Die dreieinhalb Millionen Euro im Ausbildungsfonds sollen bis zum Ende des Jahres 2024 verteilt werden. Ein wichtiges Ziel dabei ist die Nachhaltigkeit. Es gehe nicht darum, einmal Geld herzugeben, sondern darum, langfristig bessere Strukturen zu schaffen. Erna Nairz ist Professorin an der Wirtschaftsuni Wien. Sie hat geholfen, die Vorgaben auszuarbeiten, nach denen die AK die Projekte vergibt. Sie sitzt auch in der Jury, die darüber entscheidet. Nairz weist auf die immensen Kosten einer gescheiterten Ausbildung hin. Nicht nur volkswirtschaftlich, auch persönlich.
So würden junge Menschen ein Ausgrenzungserlebnis erfahren, das unnötig sei. Gleichzeitig würden solche Stress- und Drucksituationen physisch und psychisch krank machen. Dazu verringere sich das Interesse an Politik und der Demokratie an sich. Nairz erklärt, dass der Ausbildungsfonds Projekte fördert, die sich mit folgenden Themenbereichen befassen:
- Einstieg in den Arbeitsmarkt schaffen
- Abbrüche von Bildungs- und Ausbildungskarrieren verhindern
- Qualität und Nachhaltigkeit der Ausbildung, Zukunftsberufe
- Psychologische Unterstützung
- Stärkung benachteiligter Zielgruppen
Unternehmen, Berufsschulen und polytechnische Schulen sowie Non-Profit Organisationen und andere Körperschaften, die einen Geld aus dem Ausbildungsfonds wollen, können ab sofort ihre Projekte einreichen. „Gefördert werden 70 Prozent der veranschlagten Gesamtkosten, bei Non-Profit- Organisationen 90 Prozent. Die Mindestfördersumme der Projekte beträgt 5.000 Euro, die Maximalfördersumme 150.000 Euro“, heißt es in der Ausschreibung.
https://twitter.com/AKLinz/status/1625871821735165953
Ausbildungsfonds in Oberösterreich soll Vorbildcharakter haben
Der Haken an der Sache ist, dass der Ausbildungsfonds derzeit auf Oberösterreich beschränkt ist. Er ist Teil einer Ausbildungsoffensive, die Stangl derzeit vorantreibt. Dennoch hofft die AK in Linz, mit dieser Maßnahme auch andere zu motivieren, ähnliche Projekte umzusetzen.
Richard Tiefenbacher ist Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). Er ist einer der schärfsten Kritiker der aktuellen Lehrlingsförderung. „Ich stehe dem Ausbildungsfonds sehr positiv gegenüber. Nicht jeder Mensch hat gleiche Chancen. Aus Sicht der ÖGJ ist es ein klarer gesellschaftlicher Auftrag, jene Rahmenbedingungen zu schaffen, um gut in der Arbeitswelt Fuß fassen zu können und der Ausbildungsfonds stellt dafür die Weichen“, fasst er das Projekt gegenüber Arbeit&Wirtschaft zusammen.