Beginn einer Debatte
Dass eine Strategie des gerechten Übergangs differenzierte Antworten geben müsse, dieser Meinung ist Michael Soder, Abteilung Wirtschaftspolitik der AK Wien. Er macht deutlich: „Der Strukturwandel hin zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaft betrifft auch die Art und Weise, wie wir arbeiten, produzieren und konsumieren.“ Er sieht Staat und Unternehmen in der Pflicht, für entsprechende Rahmenbedingungen zu sorgen. Der Strukturwandel verlange „eine Anpassung oder Weiterentwicklung bestehender Qualifikationen und Fähigkeiten“. Der Arbeitsmarktpolitik und den Unternehmen komme die Aufgabe zu, entsprechende Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote einzurichten. Hier braucht es eine Ausweitung des Fachkräftestipendiums sowie einen Rechtsanspruch auf ein existenzsicherndes Qualifizierungsgeld während der notwendigen Aus- und Weiterbildung.“ Daneben sei es nötig, keinen zurückzulassen. „Menschen, die im Zuge der Transformation ihren Arbeitsplatz verlieren, soll dabei ein nachhaltiger Arbeitsplatz zu einem sozialpartnerschaftlich festgelegten Mindestlohn und entsprechenden Qualitätsanforderungen garantiert sein.“
Menschen, die im Zuge der Transformation ihren Arbeitsplatz verlieren, soll dabei ein nachhaltiger Arbeitsplatz zu einem sozialpartnerschaftlich festgelegten Mindestlohn und entsprechenden Qualitätsanforderungen garantiert sein.
Michael Soder, Abteilung Wirtschaftspolitik der AK Wien
Klimagerechtigkeit und Gewerkschaftsbewegung gehören zusammen
Ähnliche Fragen werden auch schon längst unter den jungen Aktivist:innen der Klimabewegung diskutiert. Eine von ihnen ist Lucia Steinwender von der Gruppe „System Change not Climate Change“. Sie war am 1. Mai auf der Straße, um zu zeigen: Klimagerechtigkeit und Gewerkschaftsbewegung gehören zusammen. Zwar habe die Klimabewegung hier noch deutlichen Aufholbedarf, es gebe aber inzwischen auch positive Beispiele: „In Deutschland haben Klima-Aktivist:innen sich mit Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr solidarisiert, um sie bei ihren Kollektivvertragsverhandlungen zu unterstützen“, sagt Steinwender. „In München gab es eine Vernetzung zwischen der Klimabewegung und Beschäftigten beim Autozulieferer Bosch, um sich gegen Arbeitsplatzabbau zu wehren. Ähnliches müsste auch in Österreich möglich sein.“
Aber Diskussionsbedarf gebe es auch. Steinwender findet: „Bislang finden solche Debatten viel zu stark auf der Funktionärsebene statt. Es ist aber wichtig, die Beschäftigten und die Produzent:innen selbst einzubinden.“ Erste konkrete Pläne für die Gestaltung eines solchen Prozesses gibt es bereits. „Für das nächste Frühjahr plant die Arbeiterkammer eine Akademie für sozialen und ökologischen Umbau, um die Arbeiter:innenbewegung, Wissenschaftler:innen und die Klimabewegung zusammenzubringen. Wir wollen dort voneinander lernen, Positionen verstehen und Unterschiede begreifen.“ Damit es hoffentlich etwas wird, mit der Zukunft.