Viele rufen das Ende der Krise aus. Die Regierungen haben viel Geld ins System gepumpt, die Arbeitslosenzahlen sinken, die Wirtschaftsleistung geht wieder bergauf. Aber welche langfristigen Auswirkungen hat so ein Einschnitt?
Erstmal muss man sagen: Arbeitslosigkeit ist marktökonomisch gesehen Ressourcenverschwendung. Die Menschen hätten in der Zeit Güter und Dienstleistungen produzieren können, die uns das Leben besser, schöner und einfacher hätten machen können. Die betroffenen Personen werden Langzeitarbeitslose, und haben es deutlich schwerer, wieder in den Arbeitsmarkt zu kommen und verlieren Qualifikationen. Sie haben eine geringere Verhandlungsmacht, um gute Löhne zu verhandeln. Wir werden wahrscheinlich sehen, dass die Löhne stagnieren werden. Löhne sind aber nicht nur Kosten für die Betriebe, sondern auch Einkommen für die, die Produkte kaufen müssen, die die Unternehmen herstellen. Der Wirtschaft schadet das.
Wir werden wahrscheinlich sehen, dass die Löhne stagnieren werden. Löhne sind aber nicht nur Kosten für die Betriebe, sondern auch Einkommen für die, die Produkte kaufen müssen, die die Unternehmen herstellen. Der Wirtschaft schadet das.
Sind das Probleme, die sich mit einer aktiven Arbeitsmarktpolitik in ein oder zwei Jahre lösen lassen oder sind das langfristige Auswirkungen?
Zwei Punkte dazu: Arbeit kann man nicht sparen. Wenn wir Arbeitslose haben und die arbeiten ein Jahr nicht, können die im Jahr danach nicht doppelt so viel arbeiten. Das heißt, dass Arbeitslosigkeit immer Wohlstandsverlust bedeutet. Der zweite Punkt ist aber, dass wir den Wohlstandsverlust nicht in die Zukunft tragen müssen, wenn wir jetzt wirtschaftspolitisch aufs Gaspedal treten und die Leute schnell wieder eine Beschäftigung bekommen. Brummt die Wirtschaft, sind Arbeitssuchende gefragt und die Unternehmen eher geneigt, auch Langzeitarbeitslose wieder einzustellen.
Hätten sich die Probleme verhindern lassen?
In einer Pandemie hätte der Staat natürlich vermehrt in Um-, Aus- und Weiterbildung investieren können. Auch über den öffentlichen Sektor hätte sich extrem viel abfangen lassen – Stichwort ‚Jobgarantie‘. Es hätte extrem viele Möglichkeiten gegeben, um Leute, die arbeiten wollen, zu beschäftigen, auch pandemiegerecht.
Viele sehen in der Jobgarantie eine Möglichkeit, den Arbeitsmarkt etwas resilienter zu machen und solche Probleme zu vermeiden. Aber ganz von Anfang an: Was ist denn eine Jobgarantie?
Die Jobgarantie geht davon aus, dass der profitorientierte Privatsektor nicht in der Lage sein kann, zu jeder Zeit dauerhaft Vollbeschäftigung herzustellen. Deswegen braucht es einen aktiven Staat, wenn wir das Recht auf Arbeit verwirklichen wollen. Die Grundidee der Jobgarantie ist, dass der Staat ein bedingungsloses Jobangebot an jeden und jede macht. Zu einem vernünftigen Mindestlohn, in einer gemeinnützigen Tätigkeit, im eigenen Umfeld – also Gemeinde, Stadt, Kommune, Bezirk. Die Jobs konkurrieren nicht mit dem Privatsektor und werden möglichst vom Bund bezahlt.
Die Grundidee der Jobgarantie ist, dass der Staat ein bedingungsloses Jobangebot an jeden und jede macht. Zu einem vernünftigen Mindestlohn, in einer gemeinnützigen Tätigkeit, im eigenen Umfeld.
Geht das denn einher mit einer Arbeitspflicht?
Nein. Man kann sich das so vorstellen: Wenn man den Arbeitsmarkt heute sieht, haben wir drei Säulen – den öffentlichen Sektor, den Privatsektor und den Bereich der arbeitslosen Menschen. Die Jobgarantie würden eine vierte Säule hinzufügen. Es ist eine zusätzliche Option. Die Liste mit verfügbaren Jobs wird einfach länger gemacht, weil der Staat gemeinnützige Jobs schafft. Wer keinen Job annimmt, der ist – aus meiner Sicht – trotzdem berechtigt, weiterhin Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen. Idealerweise sollten die Sozialleistungen sogar parallel ausgebaut werden.