Ein Effekt digitaler Kommunikationsabläufe in Unternehmen ist deren lückenlose Dokumentation. Was kann hier auf uns zukommen?
Mit Social-Media-Anwendungen für Unternehmen oder anderer Kollaborationssoftware ist es tatsächlich möglich, sehr viele Schritte auf unbestimmte Zeit dokumentiert zu haben. Es ist im Detail die Frage, wie sehr oder wie stark die Beschäftigten die Anwendungen in der alltäglichen Arbeit verwenden, welche Kommunikation dann tatsächlich darüber abgewickelt wird und welche dann doch per E-Mail oder per Papier überreicht wird. Wie wir immer von den Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern erzählt bekommen haben, sind die Kontrollmöglichkeiten sehr tiefgehend, die mit dieser Dokumentation und Überwachungsmöglichkeit einhergehen. Sie könnten in weiteren Schritten auch dazu verwendet werden, die Leistung von einzelnen Beschäftigten auszuwerten.
Wie wir immer von den Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern erzählt bekommen haben, sind die Kontrollmöglichkeiten sehr tiefgehend, die mit dieser Dokumentation und Überwachungsmöglichkeit einhergehen.
Sind wir da auf dem Weg zum „gläsernen Mitarbeiter“?
Ja, ohne Frage. Der Begriff ist in Interviews öfters gefallen. Es wird quasi unter der Hand immer wieder angezweifelt, ob Vereinbarungen eingehalten werden, also beispielsweise, ob die Leistungsbeurteilung und die Leistungsmessung von einzelnen Beschäftigten stattfinden. Per Betriebsvereinbarung ist das in vielen Bereichen untersagt – aber man weiß nicht immer, was alles möglich ist mit der Technologie, die schon im Einsatz ist. Man muss da keine Böswilligkeit unterstellen, Arbeitgeber wissen auch oft nicht, ob sie einzelne Anwendungen mit dem Betriebsrat besprechen müssen oder nicht.
Welche neuen Qualifikationen und Skills fordert die Digitalisierung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern?
Recht einheitlich war die Meinung, dass in Zukunft in fast jeder Position grundlegende IT-Skills gefragt sein werden.
Recht einheitlich war die Meinung, dass in Zukunft in fast jeder Position grundlegende IT-Skills gefragt sein werden.
Wenn wir auf der einfachsten Ebene beginnen: mit den spezifischen Programmen umgehen können. Das wäre das Einfachste, mit den Programmen, die im Unternehmen im Einsatz sind, umgehen zu können.
Im nächsten Schritt diese Anwendungen dann bis zu einem gewissen Grad selbst anpassen können. Damit gehen wir wirklich in Programmierfähigkeiten hinein.
Digitale Abläufe sind in der Regel schneller. Kommt es deshalb auch dazu, dass Beschäftigte sich selbstständig mit digitalen Kommunikationswerkzeugen organisieren, um sich ihren Arbeitsalltag einfacher zu gestalten?
Wir haben tatsächlich genau dieses Phänomen erzählt bekommen, dass sich Beschäftigte eigenständig über WhatsApp-Gruppen koordinieren.
Das heißt: Beschäftigte tauschen sich untereinander aus, machen sich Dienstpläne über unterschiedliche digitale Anwendungen aus und nutzen so relativ einfache, schnelle Kommunikation. Oder für die Dokumentation: Da kann es ja sehr hilfreich sein, wenn man etwas einfach nachschlagen oder nachlesen kann.
Und wir haben das auch Top-down (Anmerkung: vom Management ausgehend) beobachtet, dass diese Tools verwendet werden, um Projekte zu managen, um Aufgaben und Tätigkeiten unter den Beschäftigten zu verteilen. Und auch, dass Beschäftigte das mehr oder weniger anstoßen und das Management erst verspätet darauf einsteigt.
Dass die direkte, die persönliche Kommunikation abnimmt, das hat schon auch mit anderen Arbeitsabläufen rundherum zu tun. Das sind jetzt nicht nur die Tools an sich, denke ich. Es gibt in vielen Büros extremen Raummangel, es stellt sich die Frage: „Wo sollen wir uns überhaupt zusammensetzen?“
Es gibt in vielen Büros extremen Raummangel, es stellt sich die Frage: „Wo sollen wir uns überhaupt zusammensetzen?“
Andererseits arbeiten manche Leute mobil, die sehen sich vielleicht selten und haben nur diese virtuellen Räume zum Diskutieren. Also der Face-to-face-Kontakt nimmt aus vielen Gründen ab, und diese Tools stoßen da in eine Lücke.