Interview: Mitbestimmen und etwas verändern wollen

Inhalt

  1. Seite 1 - Mitbestimmung von Anfang an
  2. Seite 2 - Neue Bewegungen, klassische Medien
  3. Seite 3 - Populismus überwinden
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Susanne Hofer ist die erste weibliche Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend. Demokratie ist für sie mehr, als zu einer Wahl zu gehen. Als politikverdrossen nimmt sie ihre AltersgenossInnen nicht wahr. Das Schlimmste, was Politik machen könne, sei, junge Menschen daran zu hindern, wenn sie sagen, sie wollen mitbestimmen.

Wir versuchen, mit den Betriebsratsmitgliedern zu kommunizieren und ihnen zu sagen: Es ist ihr Job, die Jungen zu ermutigen. – Susanne Hofer

Du hast gesagt, dass es, um mitbestimmen zu können, auch Bildung braucht. Wie kommen Jugendvertrauensräte zu dieser Bildung?

Jugendvertrauensräte können an Bildungsseminaren der Gewerkschaften und des ÖGB teilnehmen, damit sie anderen helfen können. Bildung und Demokratie hängen ja unmittelbar miteinander zusammen. Auch Austausch und das Vernetzen mit anderen jungen Menschen, die sie dort kennenlernen, ist für ihre Arbeit von großer Bedeutung. Sie haben dadurch Kontakte in ganz Österreich und können sich bei schwierigen Problemen gegenseitig unterstützen. Das ist etwas Besonderes, das sie ohne die Funktion des Jugendvertrauensrats nicht hätten.

Haben viele Jugendliche auf der anderen Seite nicht das Gefühl, nicht gehört zu werden?

Ich glaube, dass es hier mehr Entwicklung braucht. Wir versuchen, mit den Betriebsratsmitgliedern zu kommunizieren und ihnen zu sagen: Es ist ihr Job, die Jungen zu ermutigen. Gerade wenn man jung ist, ist es für viele auch eine Überwindung, die eigene Meinung zu sagen und für seine Überzeugung einzustehen. Da braucht es auch mehr Information und Ermutigung von unserer Seite.

Wir wollen, dass Bewegungen wie „Fridays for Future“, all die jungen Menschen auch bei uns andocken können und sagen können, wie sie die Arbeits­welt grüner gestalten wollen.

Wir versuchen daher unsere Jugendvertrauens-Konferenzen noch größer zu machen. Wir versuchen neue Konzepte zu entwickeln, wie Lehrlinge auch in der Österreichischen Gewerkschaftsjugend besser mitbestimmen können. Und ich glaube, das braucht es im ganzen ÖGB. Wir wollen, dass Bewegungen wie „Fridays for Future“, all die jungen Menschen auch bei uns andocken können und sagen können, wie sie die Arbeits­welt grüner gestalten wollen. Da braucht es Strategien und Aktionen, damit wir da besser werden.

„Fridays for Future“ oder auch #MeToo zeigen, dass sich Bewegungen von unten herausbilden. Können da Organisationen wie die ÖGJ, die doch mit eher klassischen Strukturen arbeitet, junge Menschen zum Mitmachen begeistern?

Der erste Schritt ist herauszufinden, was die Leute brauchen und was sie wollen. Es geht darum, was man anbietet. Und da versuchen wir, nicht von oben vorzugeben, was Sache ist, sondern unten bei der Basis zu fragen. Wir haben im Juli und August eine Sommertour gemacht, wo ich bei Lehrlingen in ganz Österreich war und sie gefragt habe, was sie berührt. Ganz viele haben mit mir über Mobilität gesprochen. Viele haben davon gesprochen, dass sie sich ohnmächtig fühlen und nichts tun können.

Da geht es für uns genau darum, dass wir diese Themen, die den Lehrlingen wichtig sind und die sie uns mitteilen, in Angriff nehmen. Und andererseits ihnen die Möglichkeit geben – auf eine ganz einfache Weise zum Beispiel über Instagram –, sich zu informieren, zu partizipieren und mit uns gemeinsam eine Aktion zu gestalten.

Klassische Medien wie der öffentliche Rundfunk stellen die vierte Säule der Demokratie dar. Jetzt ist es so, dass viele junge Menschen diese klassischen Medien gar nicht mehr konsumieren. Fehlt da nicht etwas?

Ich glaube, es geht genau darum, dass es kein Entweder-oder ist. Wenn man nur Social Media konsumiert, ist das okay, das ist einfach unsere digitalisierte Welt. Es geht darum, dass alle, egal ob Jung oder Alt, reflektieren und wissen: Ich muss das, was ich gerade konsumiert habe, reflektieren. Und ich muss nachschauen, ob es woanders vielleicht anders steht.

Es geht darum, dass alle, egal ob Jung oder Alt, reflektieren und wissen: Ich muss das, was ich gerade konsumiert habe, reflektieren. Und ich muss nachschauen, ob es woanders vielleicht anders steht.

Ich glaube, das hat gar nicht so viel zu tun mit Print oder Online. Ich glaube vor allem, dass der ORF da schon sehr weit ist und viel macht. Die versuchen auch mit Instagram neue Kanäle aufzuziehen. Es ist unser Job, diese Informationen aufzunehmen und diese Infos über Social Media zu spielen. Aber es braucht beides: den kurzen Weg, wo sich Leute schnell informieren können; und es braucht auch diese klassischen Medien, wo ich mich tiefgründiger informieren kann, wenn mich etwas beschäftigt oder berührt hat. Etwas, wo ich Hintergrund-Infos finden und konsumieren kann.

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